Schlussworte 2019

(sm/lh) Am Freitag den 7. Juni 2019 endete im Schatten der Schüco-Arena die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte bei unseren heißgeliebten Fußballern des TuS 08. Wir stehen nun schon wieder kurz vor der Vorbereitung der kommenden Spielzeit. Daher ist die Zeit reif, noch einmal Revue passieren zu lassen, zu gedenken, zu lachen, zu weinen, zu grübeln, zu ärgern oder einfach zu genießen. Für mich ist es Zeit auch vorläufig „Auf Wiedersehen“ zu sagen.

Wahnsinn, gigantisch, einmalig oder einfach nur wunder-wunderschön, Ihr könnt Euch die Beschreibungen selbst wählen, wie sie Euch beliebt, liebe Leserinnen und Leser, Freunde, Gönner, Fans, Zugetane oder auch argwöhnische „Heimlich-Leser“ des TuS 08 und wohl ältesten „Kreisliga-Blogs“ im Fußballkreis Bielefeld.

Ich selber hatte nach zuletzt einigen mehr oder weniger durchgefeierten Nächten vor zwei Wochen nachts auf der Strecke zwischen Bielefeld-Senne und der bayerischen Landeshauptstadt nochmal genügend Zeit, um in aller Ruhe über die vergangenen knapp 11 Monate und die dazugehörigen vier Jahre davor nachzudenken. Ehrlich gesagt habe ich nach den letzten drei äußerst ausführlichen Spielberichten gar nicht mehr allzu viel mitzuteilen, wie sollte ich auch, da diese „Werke“ ohnehin schon beinahe zu völlig überemotionalen „Seelen-Striptease“ gerieten. Es sei mir vergönnt und verziehen, denn wenn ich eines, so glaube ich, mit Recht behaupten darf, dann dass ich die TuS 08 Senne I Fußballabteilung zusammen mit Raphael Ludwig und Lars Herrmann in den letzten fünf Jahren nahezu täglich „gelebt“ habe. Das war nicht immer zum Gefallen meiner lieben Frau – eine Tatsache, die meine beiden Mitstreiter sicher teilen -, aber ich, -wir- können oder konnten wohl auch nicht anders.

Ich denke, ich darf sagen, dass ich in den letzten 10 Jahren, während meiner Zeiten fern der Heimat, so viel Schrecken, Zerstörung, Elend und Trostlosigkeit erlebt habe, dass diese Wahrnehmungen unweigerlich ein Teil von mir wurden. Einer meiner Vorgesetzten sagte mal zu mir, ihm scheine es, als hätte ich in Afrika und Asien jede Unbedarftheit und mentale Leichtigkeit verloren. Ja, ich glaube diese Zeiten haben mich sehr verändert und nicht nur zum Guten. Sie haben aber auch meinen Blick geschärft für Werte und Empfindungen, die in jedem von uns verborgen schlummern - noch, aber in unserer rationalisierten und technisierten westlichen Welt mehr und mehr von der Bildfläche verschwinden sind. Diese Werte sind Verbundenheit, Loyalität, Zuverlässigkeit, Unbestechlichkeit, Freundschaft und  Respekt.

Ja, ich muss darauf herumreiten, denn das, was hier in Senne in den letzten fünf Jahren erreicht wurde, ist nicht das Resultat vieler tausend Sponsoren-, Mäzen- oder Gönnereuros, sondern es ist der Erfolg eines „Systems“, das auf den oben genannten Werten, harter Arbeit und Authentizität basiert.

Das was die erste Mannschaft unter der sportlichen Leitung von Mike Wahsner und Christian Lyko erreicht hat, ist wahrlich einzigartig und herausragend in der Geschichte der TuS 08 Fußballabteilung – wahrlich historisch. Aber es sollte dabei nicht ungeschlagen werden, dass die einzigartige Komposition dieser wohl für immer legendären Truppe, auch die Handschrift einzelner Akteure trägt, die den Kern unseres gemeinsamen Wertekanons im Herzen tragen, auf und neben dem Platz. Junge Spieler, die so leicht der Versuchung monetärer Anreize „des Geschäfts Amateurfußball" hätten erliegen können, sich aber am Ende völlig unzeitgemäß für einen anderen, unseren Weg entschieden. Viele der jungen und vielversprechenden Akteure, die in den Jahren den Weg zu uns ans Waldbad fanden, nicht immer aber meistens Spieler mit Senner Vergangenheit, wurden aus dem Kreise derjenigen angesprochen, die bereits für uns die Schuhe schnürrten, allen Vorweg der von mir bereits mehrfach geadelte Michel Dennin, seine Rolle ist in unserem Verein wohl beispiellos. 

Dass Familienbande in unserem Südbielefelder Vorortverein eine herausragende Rolle spielen, habe ich bereits an anderer Stelle bemüht, hier bleibt allerdings noch einer Person und Persönlichkeit zu danken, die zwischen den Zeilen und am Rande uns und den Waldbadexpress stets und stetig unterstützt hat: Tim Gruner. Lieber Tim, herzlichen Dank!

Betrachtet man die abgelaufene Saison nun aus der Retrospektive, komme ich nicht umhin festzustellen, dass es wohl die Spielzeit mit den zwei bemerkenswertesten Vorbereitungsphasen der vergangenen Jahre war, im negativen Sinne: Selten sind so zahlreich Vorbereitungsspiele ausgefallen, wie in der vergangenen Saison. Auch gab es unter der Serie hier und da mal starke Schwankungen in der Trainingsbeteiligung, was aber wohl durchaus als üblich betrachtet werden darf.

Wesentlich ist, dass die Mannschaft trotz der zwei Niederlagen gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten, bei nur einer weiteren Niederlage, eine erstaunlich konstante Saison gespielt hat. Sicher gehört bei einer so langen Saison auch immer Glück dazu, aber das muss man sich im Fußball stets erarbeiten. Auch haben die schmerzlichen Niederlagen der vergangenen Saison dazu beigetragen, dass man einfach nicht mehr so grün hinter den Ohren und mental stark genug war, um dem Druck gerade in der entscheidenden Phase der Spielzeit standzuhalten. Neben der großen sportlichen Konstanz wesentlicher Leistungsträger, lag hierin wohl ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Die gesamte Mannschaft hat es sich auf diese Weise mit ihrem überragenden Zusammenhalt auf und neben dem Platz schlichtweg verdient am Ende auf dem Platz an der Sonne zu stehen. Dabei spielt das Sportliche in einem Sportverein selbsterklärend die wesentliche Rolle, andererseits – und damit komme ich nochmal auf die Mentalität und das Selbstverständnis unserer Abteilung zu sprechen- war und ist der Waldbadexpress ein herausragender Botschafter und exzellentes Aushängeschild für den Senner Fußball als auch unsere soziale Gemeinschaft, etwas, eine Tatsache, der ich persönlich stets absolute Priorität eingeräumt habe. Unsere Kinder und Jugendlichen brauchen Vorbilder sportliche und menschliche und ich bin stolz darauf sagen zu können, dass wir Jungs in unseren Reihen haben, die besser ein solches Vorbild verkörpern können, als die millionenschweren Profis im TV.

Genug der salbungsvollen Worte in diese Richtung, die Jungs des Waldbadexpress 18/19 sind bereits unsterblich in die Geschichte des Senner Fußballs eingegangen, jetzt gilt es einmal mehr, als Aufsteiger, von sich reden zu machen und den unfassbaren Erfolg der vergangenen Saison in der höheren Klasse zu untermauern. Wer weiß…;-)

 

Der Weg „meiner“ Zweiten, insbesondere die beiden Trainer, Georg Pantel und Jonny Friesen mögen mir diese Despektierlichkeit verzeihen, kommt wohl der lateinischen Redewendung „per aspera ad astra" am nächsten: „Über raue Pfade gelangt man zu den Sternen“ – fürwahr und die Pfade waren rauer als so manche Piste Ostafrikas, die ich patrouilliert bin.

Die Worte, die ich unter Tränen in der Kabine am letzten offiziellen Spieltag, meinem Abschiedsspiel, gesagt habe, möchte ich unkommentiert so stehen lassen. Es waren Worte ehrlicher und wahrhaftiger Rührung. Der Abschied, den ihr mir bereitet habt, war großartig, vielleicht war es der Abschied, auf den ich am Ende meiner aktiven Zeit immer gewartet habe, um nun auch wirklich gehen zu können. Das werde ich Euch und insbesondere den Initiatoren, die sich echt Mühe gegeben haben, nie vergessen. 

Seit der Zeit im Sommer 2018, als wohl niemand so genau wusste, wie das Projekt die „neue Zweite“ laufen würde, hat sich eine unglaubliche Entwicklung um die „Riserva" ergeben, die ich ehrlich gesagt, an jenem sommerwarmen Rodizio-Abend, mit meinen beiden Freunden Alex Klimusch und Lorenz, nicht erwartet habe.

Manche haben sich trotz Zusage kurzfristig anders entschieden, andere, die niemand so recht auf dem Zettel hatte, sind aufgesprungen, auf den kleinen Waldbadexpress und wurden im Laufe der Saison zu wesentlichen Stützen und Leistungsträgern, die das Unverhoffte am Ende erst möglich machten. Dabei gibt es unterschiedliche Prinzipien, um in der Kreisliga C erfolgreich zu sein. Der einfachste Weg ist natürlich in so eine C-Liga Truppe „reinzubuttern“, was der Verein auch in eventuell vorhandenen,  höherspielenden Truppen zur Verfügung hat. Unser Weg war es, eine möglichst eigenständige Mannschaft, ohne standardmäßige Hilfe von oben, auf die Beine zu stellen, die zunächst einmal so erfolgreich wie möglich am Spielbetrieb der C-Liga teilnimmt. Unsere Prämisse war es, es den Titelfavoriten so schwer wie möglich zu machen. Was sollte so eine neu zusammengestellte Truppe trotz einiger namhafter Akteure schon reißen? Mein persönliches Ziel mit dieser Mannschaft war es, ein Team aufzubauen, dass wie einst die legendäre „Linie Sennezwei" auf und neben dem Platz funktionierte. Dafür braucht es einen intakten Kern einiger „Leitwöfe", um die sich Engagierte, Willige und Motivierte gerne scharen, sodass eine einzigartige soziale „Mélange" entsteht, die dann zu Vertrautheit und Verschworenheit reift. Die legendären und nicht überall gern gesehenen oder vielmehr gehörten freitäglichen Kabinenpartys wurden dann zu einer einzigartigen „Institution" dieser seltsamen Mannschaft, bei der sich die handelnden Akteure kennen und schätzen lernten. 

Verlief die Hinrunde der „Riserva" insgesamt den Erwartungen entsprechend, wuchs dieses Konglomerat spätestens in der Rückrunden-Vorbereitung und in den Spieltagen nach der Winterpause sowie im gigantischen Saisonendspurt über sich hinaus.

Akteure wie Mirko Cacic, Alexander Lorenz, Alexander Klimusch, Christopher Laugwitz, Marc Wittler, Lars Trapp, Fabio Schiprowski, Alexander Schulze, Tom Friedrich, Ivo Dalhoff sowie der grandiose Pendler Felix Scharf wurden zu Garanten des Erfolges dieser Mannschaft, die mehr und mehr die Leute um sie herum packte, um am Ende wahrlich Großes zu vollbringen. Dass mit Sven Terveer letzten Endes noch ein Torwart hinzustieß, der dem Team den nötigen Rückhalt verschaffte, nun, das war vielleicht auch ein wenig Glück. 

Über das, was dann Anfang Juni in den sagenhaften Relegationsspielen passierte, nun – darüber habe ich wahrlich genug Worte verloren, und werde es nun nicht nochmal tun.

Aber, es gibt auch Schattenseiten, derer sich die „Leitwölfe" der „Riserva“ nun annehmen müssen.

Der TuS 08 ist ein Verein, der nur durch die Arbeit vieler Helfer-Hände dahin genommen ist, wo er sich nun wähnt. Es war für mich menschlich gesehen die größte Enttäuschung der vergangenen Saison, zur Kenntnis nehmen zu müssen, das innerhalb der Zwoten die Anzahl „Helfender Hände" hart gegen „null" ging. Hier kann man sich in puncto Vereinsleben und füreinander da sein in einer egoistischen Welt sowohl bei Erster als auch bei Dritter Mannschaft einiges abgucken. Und ehrlich gesagt, das wünsche ich mir.

Zum Schluss bedanke ich mich bei meinen Trainer(schein)-Kollegen, Georg Pantel und Jonny Friesen für die tolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit in den letzten Jahren, es war ein ganz schöner Ritt. „Grundsätzlich“ weiterhin viel Erfolg und vor allem die nötige Portion Spaß!

Meine liebe Zweite, hier trennen sich unsere Wege nun. Passt auf Euch auf, seid für einander und für den Verein da (es ist ja nun wirklich nicht so oft!) und haltet wie in den engen Momenten des vergangenen Jahres fest zusammen, dann – und davon bin ich überzeugt – kann die „Riserva" auch weiterhin  nur eine Erfolgsgeschichte sein.

 

Meine letzten Worte an dieser Stelle auf unbestimmte Zeit und bevor ich an den „Präsi" übergebe, gelten der sympathischen „Dritten“, die sich ihr vorangestelltes Adjektiv in den vergangenen Jahren mit überragenden und außergewöhnlichen Engagement für den Verein verdient hat. Die dritte Mannschaft hat seit ihrer Wiederaufstellung vor inzwischen drei Jahren bei keinem noch so arbeitsintensiven Projekt des TuS 08 Fußball gefehlt. Egal ob Pflaster verlegt, Hütten renoviert, Rasen angelegt, Biere gezapft, Pommes gerüttelt, Würste gegrillt oder Ordner gestellt werden mussten, die Dritte war IMMER ganz vorne mit dabei und hat somit dem Erfolg der gesamten Senner Fußballabteilung stets Pate gestanden.

Ihr, liebe Dritte, seid das Rückgrat unserer Abteilung und habt Euch zudem auch sportlich stets weiterentwickelt und zum sympathischen Auftreten unseres Vereins in der Bielefelder Fußballszene beigetragen. Die Volksfeststimmung bei Euren Heimspielen, die durch die zahlreichen Familien entsteht, die Sonntagsvormittags zu den Spielen der Dritten pilgern, geben deutlich Zeugnis und stehen symbolisch für den familiären Charakter, den wir als Abteilung leben und auch leben wollen.

Ganz besonders den „Machern“ um die Dritte, Jörg Hanke, Oliver Pitter und Urs Lochmöller gebührt ein besonderes Dankeschön, für den beispiellosen Einsatz um dieses Team, wahrlich nicht immer eine leichte Aufgabe!

Damit endet die Spielberichterstattung der historischen Saison 2018/2019 des TuS 08 Senne I.

Wer zu mir Verbindung halten möchte und vielleicht Interesse an (Spiel)berichten aus einem vergleichsweise weniger wirtlichen Flecken dieses Planeten hat, der kann sich gerne kurz melden.

Ansonsten: Bis irgendwann mal, wahrscheinlich NEBEN dem Platz.

Euer

Stefan Mahne

 

 

Es ist jetzt auch mal an der Zeit, dass sich der „Präsi“ zu Wort meldet.

Seit vor fünf Jahren, Stefan Mahne und ich mit der Situation in Senne konfrontiert wurden und über Nacht zu der Ehre kamen, der Fußballabteilung des TuS 08 Senne I in leitender Funktion vorzustehen, hat sich einiges  getan.

Zu dem damaligen Zeitpunkt hätten wir es uns nie erträumt, in fünf Jahren diese aktuelle Situation mit einem Doppelaufstieg zu erreichen. Unsere Vision war es, den Senner Jugend- und Seniorenfußball wieder dahin zubekommen, wo er aus unserer Sicht sportlich hingehört.

Ebenfalls war es unsere Intention, die Fußballabteilung wieder für den Stadtteil Senne interessant zu machen.

Es sollte wieder positiv über und mit uns gesprochen werden. 

Das dieser Weg nicht einfach werden würde, war uns von Beginn an klar.

Es gelang uns Leute für dieses Projekt zu gewinnen, ohne die wir es nie geschafft hätten.

Allen voran das Trainerteam, mit Mike Wahsner und Christian Lyko, welches nicht nur sportlich, sondern auch menschlich die Abteilung über die fünf Jahre mit geprägt hat. Es kam dann mit Michel Dennin jemand zu uns, der auch an diesen Weg glaubte und uns weiter darin bestärkte, diesen zu gehen. Dadurch kamen auch immer mehr „verlorene“ Söhne in die Senne zurück. Es entwickelte sich langsam etwas.

Darüber hinaus konnten wir Dank der großen Unterstützung von Anke und Henning Kortkamp den lang ersehnten Kunstrasen fertig stellen. All dieses waren kleine Mosaiksteine, ohne die wir heute mit der Fußballabteilung nicht da ständen, wo wir jetzt sind.

Um Stefan Mahne nicht nacheifern zu wollen, werde ich jetzt langsam zum Ende kommen.

Ich möchte einfach DANKE sagen, an alle, die an uns geglaubt und uns unterstützt haben.

Der Weg bis hierher war ein ständiges Auf- und Ab. Einige Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten konnten bzw. mussten wir meistern. Doch der Lohn spielgelt sich in der aktuellen Lage wieder.

Aber wer uns kennt weiß, dass dieser Weg noch nicht zu Ende ist. Wir haben da noch so ein paar Ideen, die wir gerne umsetzten und verwirklichen möchten. 

Ich wünsche allen Mitgliedern, Lesern und Sennern eine kurze fußballfreie Zeit und würde mich freuen, Euch wieder in der bpi Arena am Waldbad, zur neuen Saison begrüßen zu können.

Zum Ende dieses lyrischen Ergusses, gilt es jemanden zu danken, ohne den dieses ganze Projekt, mit Sicherheit nie so weit gekommen wäre und ohne den ich diese Aufgabe nicht bewältigt hätte.

Ich will es mal in seinem eigenen Schreibstil bezeichnen:

 

Man of TuS 08 Senne I:  Stefan Mahne