2:1 im Relegationskrimi - Der kleine Waldbadexpress macht den größten Triumph in der Vereinsgeschichte komplett!

(sm) Als der Schlusspfiff ertönt gibt es kein Halten mehr… Nach Treffern von Fabio Schiprowski und Christopher Laugwitz siegt Sennes „Riserva“ im B-Liga Relegationsfinale mit 2:1 gegen SC Peckeloh I, II, III und steigt auf.

 

Der kleine Waldbadexpress grüßt als frisch gebackener Aufsteiger in die Kreisliga B
Der kleine Waldbadexpress grüßt als frisch gebackener Aufsteiger in die Kreisliga B

Für das letztendliche Schlusswort des Jahres 2019 ist es vielleicht noch ein paar Stunden zu früh. Außerdem wird dieses nicht unter einem Spielbericht der Zwoten erscheinen, wie es auch nicht unter einem der ersten oder dritten Mannschaft stehen wird, denn das ist es, was im Prinzip schon den Kern dieser magischen Tage rund um den TuS 08 und das Waldbad ausmacht: Eine unfassbar starke Gemeinschaft aus Erster, Zweiter und Dritter Mannschaft hat den größten Triumph der Vereinsgeschichte errungen. Diese Ereignisse sind selbst für mich, der die letzten 33 Jahre -mit einem kleinen Intermezzo im Münchner Raum- am Waldbad miterlebt hat, so überragend großartig, dass die Fülle der blümeranten Superlative durch meinen Schädel rauschen, ich es aber nicht vermag einen davon auszusuchen, ich möchte sie alle nutzen…

 

Daher liebe Leserinnen und Leser meiner Spielberichte, liebe Freunde, Mitspieler und auch sonst alle, erlaubt es mir für den Moment, noch ein letztes Mal den Blick auf das Spiel der zweiten Mannschaft zu richten, das sinnbildlich für die Seele des Fußballsports steht: David besiegt Goliath, die bessere Mannschaft besiegt das Ensemble der in der Breite besseren Einzelakteure und Glück muss man sich am Ende stets mühevoll erarbeiten und verdienen.

Es war der letzte große Auftritt des kleinen Waldbadexpresses in der endlos langen Saison 2018/19. Eine Saison der Superlative für das Team um Georg Pantel und Jonny Friesen, im übrigen zwei Menschen, die vom tiefsten Leid eines Tabellenvierzehnten der Kreisliga C bis zum rauschenden Aufstieg der vergangenen Nacht, so ziemlich alles bei einer Senner „Zwoten“ in den letzten Jahren miterlebt haben. 32 Pflichtspiele, keines davon ist ausgefallen oder wegen Nichtantritts entschieden worden spricht für die längste C-Liga Saison, die ich erlebt habe.

Nach dem unfassbar knappen Elfmeterkrimi gegen Schildesche II am vergangenen Sonntag, hieß es beim einzig verbleibenden Training, am vergangenen Dienstag, sich regenerativ zu bewegen und einfach locker ein Bisschen Spaß zu haben und die Atmosphäre innerhalb dieser großartigen Mannschaft zu nähren. Es war völlig klar, dass nur das Team als solches, mit dem von mir bereits so häufig zitierten „Herz in den Händen“, eine Chance gegen die „Übermannschaft“ aus dem Altkreis Halle haben würde. Bereits an dieser Stelle möchte ich mich von ganzem Herzen bei Nicole Rüter-Zeitvogel, der Tochter von Ehrenmitglied und Alterspräsidenten Gerhard Rüter, bedanken, die mit großartigem Einsatz, jeweils nach einem langen Arbeitstag, die Jungs am vergangenen Dienstag und am Freitag vor den Spiel soweit zusammengeflickt hat, dass wir auch einige der angeschlagenen Akteure in die Schlacht werfen konnten und die dabei großartig abgeliefert haben.

 

Bereits seit dem letzten Spieltag der abgelaufenen Saison, an dem der SC Peckeloh „III“ das entscheidende Spiel um den Relegationstabellenplatz zwei der C-Liga Staffel 4, gegen SCE Rot Weiß „im Vorbeigehen“ mit 7:1 gewann, war klar, dass die Mannschaft des Altkreis-Matadors der Favorit in der Relegation sein würde. Ich möchte hier gar nicht zu sehr in die Details gehen, wie viele und wer da im Einzelnen aus welcher der beiden höherklassigen Mannschaften der Versmolder in den entscheidenden Spielen zu einem Kicker der „Dritten“ wurde. Es ist auch irrelevant, denn Fakt ist, dass alles „sauber“ und somit der Spielordnung entsprechend war. Was die Moral angeht, nun, dass muss halt jeder Verein für sich selbst entscheiden. Wir hatten die Option, mit Philipp Schlegel und Marcel Landgraf zwei akut Langzeitverletzte des Waldbadexpress einzusetzen, Schlegels Einsatz am vergangenen Sonntag war nach 20 Minuten beendet und Marcel Landgraf hat nach Monaten gestern das erste Mal wieder an den Ball getreten. Dass Marcel Landgraf eine Ur-Senner Kampfmaschine ist, die sich innerhalb kürzester Zeit in die Riserva integriert und überragend eingebracht hat, obwohl er nach 15 Minuten schon derbe am Pumpen war, nun, auch das ist eine Geschichte des gestrigen Spiels.

Ich denke, dass die B-Liga schon eine andere Nummer ist als die C-Liga. Daher sollte die Mannschaft, die dorthin aufsteigt, sich eben in der C-Liga dafür qualifizieren, um in der höheren Spielklasse auch bestehen zu können. Die Senner Mannschaft, die da gestern aufgelaufen ist, hat zum größten Teil auch am ersten und am 19. Spieltag auf dem Platz gestanden. Ob das beim gestrigen Gegner auch der Fall war, das mögen letztendlich die Kenner der Altkreis-Szene benennen und bewerten.

 

Georg Pantel (Jonny Friesen urlaubt wohlverdient) konnte seine Sorgenfalten am vergangenen Dienstag kaum verbergen: Kaum ein Akteur seiner Mannschaft, der nach den 120 Minuten + x des Spiels am vergangenen Sonntag nicht mit Malaisen zu kämpfen hatte.

Sturmtank Tim Oliver Epke fiel mit Muskelfaserriss aus, Alexander Lorenz nach seiner schweren Verletzung gegen Oldentrup nicht wiedergenesen, Christopher Laugwitz schwerst angeschlagen mit Muskelfaserriss, „Silencer“ Marc Wittler in Hesseln gezerrt, Mirko Cacic spielte mit Außenbandanriss im Knie sowie Muskel- und Sehnenanriss im Oberschenkel eine überragende Partie, Kevin Baumert und Tom Friedrich mit muskulären Problemen, zum Glück konnte Kapitän Lars Trapp wieder „grünes Licht“ geben. Alles in allem musste Pantel auf wesentliche Leistungsträger der beendeten Saison verzichten oder wie im Fall von Cacic eine deutliche Hypothek in Kauf nehmen.

Der kleine Waldbadexpress lief somit vor dem erneut ÜBERRAGENDEN Sven Terveer im Senner Tor mit den ebenfalls grandiosen Kevin Baumert und Alexander Klimusch in der Innenverteidigung auf. Flankiert wurden die beiden IVs vom granatenstarken Tom Friedrich, der sich völlig verausgabt am Ende ebenfalls einen Muskelfaserriss zuzog, und Singer Songwriter Burhan „Burhanovich“ Tokman, der wahnsinnig kämpfte und ein sehr starkes Spiel ablieferte. Die Zentrale gehörte auch im letzten Aufgalopp der Spielzeit dem „Balkan-Bomber und -Sonnenschein“ Mirko Cacic sowie dem unfassbar guten Lars „Larsi“ Trapp, der zusammen mit Cacic in der Zentrale um jeden Zentimeter Boden fightete und ich kann es nur noch mal wiederholen – überragend agierte. Die Flanken bemannten der völlig über sich hinauswachsende Ex-Altkreiskicker und Senner Freiwilligendienstleistende, Ivo Dalhoff, und „Speedster“ Alexander alias „Schulzinho“ Schulze, der ein so großes Spiel ablieferte, dass mir die Worte dafür fehlen. Alex Schulze, im Sommer ans Waldbad heimgekehrt, stolperte bei seinem ersten Freundschaftsspieleinsatz in sengender Hitze zu Stukenbrock bei seiner ersten Aktion nach zwei Jahren Fußballpause über den Ball. Aber was für eine unglaublich tolle menschliche und sportliche Entwicklung Schulzinho da im vergangenen Jahr hingelegt hat, immer da und dabei, Mitglied des Kabinenparty Late-Night-Clubs und Kraken-Bein-Highspeed-Schrecken der Kreisliga C, das ist einfach so groß, wie gesagt – mir gehen die Superlative aus.

 

Offensiv darf sich der Senner Coach Pantel wohl für einen kleinen Geniestreich selbst feiern: Pantel brachte in Ermangelung gesunder Alternative, die bullige Kampfmaschine Fabio Schiprowski, seines Zeichens Innenverteidiger, als 10er hinter den Spitzen mit dem klaren Auftrag, als Offensivakteur mit primär defensivem Auftrag zu agieren. Schiprowski erfüllte die Aufgabe nicht nur, er performte in unübertreffbarer Weise und wirkte wie ein Zerstörer gegen alles und jeden in seinem Einsatzbereich. Zudem leitete er im Zusammenwirken mit Cacic, Trapp und Landgraf immer wieder Entlastungsangriffe ein, die am Ende zum Erfolgsrezept und Legende zugleich wurden: Fabio Schiprowski erzielte das sensationelle 1:0 für Senne.

Im Endspurt der laufenden Saison erhielt der kleine Waldbadexpress dann die einzige Verstärkung „von oben“, als Marcel Landgraf seine Entscheidung von vor Wochen revidierte, verletzungsbedingt nicht in der Zwoten auszuhelfen.

Seit Monaten aus dem Spiel- und Trainingsbetrieb raus, kam Landgraf „vorne drin“ zum Einsatz und ackerte so, wie dass die vielen Senne-Fans von ihrem Publikumsliebling kennen. Marcel gebührt für diesen großartigen Einsatz, der u.a. die Vorlage zum 2:0 beinhaltete, mein ganz persönlicher, tief von Herzen kommender Dank!

Als Reservisten standen die Angeschlagenen Laugwitz, Wittler und Lorenz sowie Umut Yamaci, A-Junior Lukas Hentschel und Jan Henrik Rüter für einen Einsatz zur Verfügung.

 

Die große Sause am Senner Waldbad ging bis ins Morgengrauen.
Die große Sause am Senner Waldbad ging bis ins Morgengrauen.

Unter der Leitung des routinierten Bielefelder Oberschiedsrichters, Philip Dräger, entwickelte sich zunächst ein Spiel, das wohl viele haben kommen sehen und den Prognosen entsprach. Peckeloh machte mit seinen starken Einzelakteuren das Spiel und drängte die Senner hinten rein. Die Senner Defensive musste sofort hellwach und da sein. Aber die Senner taten vor allem eines und das entwickelte sich im weiteren Verlauf der Partie zum Erfolgsrezept: Man agierte höchst engagiert, probierte den Favoriten in viele nicklig geführte Zweikämpfe zu verwickeln und kämpfte, kämpfte, kämpfte. Bereits nach zwei Minuten erhält Tom Friedrich für ein sehr rustikales Einsteigen an der Mittellinie den Gelben Karton, damit war das Senner Statement dennoch gesetzt: Hier wird kein Zentimeter Raum kampflos überlassen – das galt für das gesamte Senner Team. Dennoch agiert Peckeloh reagiert Senne zunächst. Die ersten 15, 20 Minuten gehören ganz klar dem Vizemeister der Staffel 4, nach gut 10 Minuten dann der erste Schockmoment für die Waldbadéquipe: Peckeloh haut einen Freistoß vorne rein, der Ball wird per Kopf vorne reingespielt, aber der den vermeintlichen Treffer erzielende Akteur steht im Abseits. Durchatmen, Senne!

 

Noch größer wohl die Gelegenheit nur wenige Minuten später, als die Senner einen wichtigen Zweikampf in der eigenen Hälfte verlieren und der Spielmacher des SCP mit Ball am Fuß zur Grundlinie geht und schulbuchartig vorherlegt. Aber der Ex-Drittliga-Akteur des Altkreisteams verzieht, als er dem Senner Torwart gegen den Lauf spielen möchte knapp, und legt am Tor vorbei.

Dann aber befreien sich die Senner langsam und es ist die Spielregie des trotz Verletzung unfassbar guten „Balkan-Bombers“ Mirko Cacic, der die Senner Meter für Meter aus der eigenen in die gegnerische Hälfte führt. Nach gut zwanzig Minuten haben die Waldbadkicker dann nach einer Ecke die erste Torchance durch Tom Friedrich, der einen Abpraller von Cacic aufgelegt bekommt, aber über das Tor schießt. Senne kommt jetzt immer besser ins Spiel, während die Mannschaft aus dem Altkreis etwas den Faden verliert und mehr und mehr einzig mit langen Bällen agiert. Endgültig im Spiel sind die Waldbadkicker, als Mirko Cacic einen von zahlreichen Freistößen mit perfektem Timing auf den über rechts einlaufenden Alexander Schulze spielt, der im spitzen Winkel aber am Torwart des SCP scheitert. Aber der Favorit aus dem Altkreis bleibt stets brandgefährlich und kann sich immer wieder mit der vorhandenen Qualität in aller beste Abschlussposition spielen. So auch kurz darauf, als sich die SCP Akteure sehenswert über rechts vor das Senner Tor spielen, ein erster Schuss noch geblockt werden kann, der zweite Schuss aus 16 Metern dann aber scheppernd an den Pfosten klatscht. Dramatik pur, die zweite riesengroße Gelegenheit für Peckeloh verstreicht, kein Zweifel – hier spricht der Fußballgott ein gehöriges Wörtchen mit und er trägt an diesem Abend ein blau-weißes Trikot!

Die nächste Gelegenheit gehört aber Senne, als Burhan Tokman einen weiteren Freistoß Alexander Schulze flach in den Raum legt und der „Speedster“ seinem Namen alle Ehre macht, seinen Gegenspieler sehenswert narrt und dann bis auf die Grundlinie sprintet. Dort gewinnt Schulze einen weiteren Zweikampf bereits im Sechzehner und kann auf den einlaufenden Tom Friedrich ablegen, der aber erneut über das Tor abschließt.

 

Es lag etwas in der Luft, erst nur ganz zögerlich, dann aber immer bestimmter und schließlich mit aller Macht, hier sollte etwas gehen für den Kleinen Waldbadexpress. Die Hartalm spürte das auch und mit der Sicherheit des herannahenden Unwetters, entwickelte sich ein explosiver Hexenkessel, den die zahlreichen Anhänger aus Senne und Peckeloh aus dem Sportgelände machten.

Chancen auf beiden Seiten, die Senner Abwehr um Klimusch und Baumert, diesen großartigen Abwehrrecken, verrichtet leidenschaftlich Schwerstarbeit.

Dann kommt die 31. Spielminute und die Hartalm sollte toben… Ich erinnere mich noch so genau an diesen Augenblick. Senne hatte an der rechten Sechzehnerkante nach Foulspiel an Alexander Schulze einen Freistoß zugesprochen bekommen. Die Minute des Giganten der ruhenden Bälle, des Balkan-Bombers Mirko „Casevic“ Cacic war angebrochen. Wie würde der Ausnahmespieler diesen Ball im spitzen Winkel zum Tor wohl schlagen? Eigentlich nicht die richtige Position für den Rechtsfuß, aber vielleicht ist das, was dann folgte wohl eben die Genialität des „Balkan-Bombers“, der leicht flankiert von einem Hauch des Fußballgottes seinen Geniestreich vollführen sollte. Cacic läuft an und schießt einen strammen Außenrist-Ball direkt auf die Mauer, die sich wegdreht. Dabei wird der Ball vom Rücken eines unglücklichen Mauerspielers direkt vor das eigene Tor abgefälscht, sodass der hereinspritzende Fabio Schiprowski nur noch den Fuß hinhalten muss. Spätestens jetzt hatte sich der Einsatz von Schiprowski als „Zerstörer“ im eigenen Sturm bezahlt gemacht, Senne führt mit 1:0 gegen den haushohen Favoriten, die Hartalm steht Kopf!

 

Mirko Cacic und Fabio Schiprowski, Ihr beide wart und seid wesentliche, zentrale Figuren dieser zweiten Senner Mannschaft. Von der ersten Stunde der Neuaufstellung, in den schweren Stunden schmerzlicher Niederlagen und auf dem höchsten Zenit dieser Saison seid Ihr dabei gewesen. Ihr habt Mannschaftszusammensetzung, -klima und -atmosphäre maßgeblich mitgeprägt, Euch auf dem Platz und auch abends bis in die tiefen, dunklen Novembernächte hinein voll eingebracht. Wir haben in dieser Saison so viel miteinander erlebt, es war einfach unglaublich intensiv und Ihr seid großartige Kicker und vor allem Menschen. Mirko, ich habe trotz vieler „Rückschläge mit Augenzwinkern“ im Umgang der letzten Jahre mit Dir, nie den Glauben daran verloren, dass Du eines Tages den Charakter finden würdest, um neben Deiner großen Fußballkunst auch ein menschliches Vorbild für diejenigen zu sein, die Du im vergangenen Jahr mehr und mehr auf dem Platz geführt hast. Ich habe einmal zu Dir gesagt, dass ich kaum glauben würde, dass Du eines Tages zu einem Vorbild taugst. Nun, Gott sei Dank habe ich mich geirrt. Deine eindrucksvolle Spielbilanz beweist, wie sehr Du Dich für diese Mannschaft eingesetzt hast, ich werde nie vergessen, wie Du beim Hicret-Hinspiel vom Lieferwagen auf den Platz und 20 Minuten vor Schluss vom Platz wieder in den Lieferwagen zur Arbeit bist. Trotz erheblicher Probleme in den letzten beiden Spielen, hast Du Dich zusammengerissen und bis trotz aller möglicher Konsequenzen aufgelaufen. Etwas, was heutzutage nur noch die wenigsten tun. Du bist ein großartiges Vorbild für die jungen Spieler geworden, die wir so zahlreich in unseren Reihen haben. Ich bedanke mich von ganzen Herzen dafür, dass Du mein Karriereende aktiv begleitet und mitgestaltet hast. Vielleicht vergesse ich eines Tages ja auch die Nummer mit den „Muffigen Sennetrikots“…😉

Fabio, wir kennen uns zwar schon lange, aber eigentlich wirklich kennen und schätzen haben wir uns erst im vergangenen Jahr gelernt. Auch Du bist einen unglaublich starken Weg gegangen und hast Dich im Laufe der Saison mehr und mehr vom „Hach‘ ich komm‘ heut‘ nicht“-Kicker zum trainingsfleißigsten „Zerficker“ (Das ist ein Zitat!) der Saison gemacht. Unsere launigen Konversationen, die unweigerlich zu „Fabio Schiprowskis Book of Weisheiten“ führen mussten, werden mir sehr fehlen. Du hast uns alle, und ich glaube auch Deine Familie, in diesem Spiel vor großer Kulisse so unfassbar stolz auf Dich gemacht. Es war mir eine ganz besondere Ehre, Spiele an Deiner Seite bestreiten zu dürfen und hoffe, dass Du Senne und der zweiten Mannschaft noch ewig erhalten bleiben wirst.

Die 1:0-Führung für Senne stellt insbesondere die Anfangsphase der Partie ein wenig auf den Kopf, die Senner haben sich aber die Führung durch ihren unerschütterlichen Kampf und Einsatz und durch einige hochkarätige Gelegenheiten redlich verdient.

Dass der Fußballgott allerdings in diesem Spiel Senner war, das zeigte sich in einer weiteren Szene, der letzten der ersten Halbzeit, als die Senner einen Peckeloher Angriff nur auf Kosten eines weiteren Freistoßes in der eigenen Hälfte abwehren können. Ein weiteres Mal schlägt der Peckeloher Spielmacher die Kugel gefühlvoll in den Senner Sechzehner, wo er auch einen beinahe unbedrängt köpfenden Akteur der eigenen Farben findet, der Kopfball geht jedoch an den Innenpfosten und von dort aus in die Arme des bärenstarken Senner Keepers, Sven Terveer.

Quasi mit Abpfiff entlädt‘ sich ein stürmisches Unwetter über Bielefelds Zentrum, die Halbzeit verlängerte sich dadurch ein paar Minuten, aber der Fußballgott schien sich mit Petrus einigen zu können, dass diese Partie heute ein reguläres Ende finden sollte, so war es dann auch.

 

Nach dem Unwetter war der Platz klatsch-nass, ein unschätzbarer Vorteil für die Senner, wie sich heraus stellen sollte, denn die vielen hohen langen Bälle, die der SC Peckeloh schlagen sollte, glitschten auf diese Weise ins aus und waren für die schnellen Akteure nicht erreichbar. Es lag in der Natur der Sache, dass sich nun im zweiten Durchgang ein noch intensiveres Fußballspiel entwickeln sollte, als es das bereits in den ersten 45 war. Die Hartalm war ein Hexenkessel, der von den Fangesängen, insbesondere der weit über 200 Senner Zuschauer noch weiter entfacht wurde. Die packende, hektische Partie ging auf die nicht vorhandenen Ränge über und die Ordnungsdienste mussten Schwerstarbeit leisten, um den Spielfeldrand frei von Anhängern zu halten.

Peckeloh ist nach vorne sehr bemüht, scheitert aber trotz guter Vorstöße und zahlreichen Freistoßmöglichkeiten an den Giganten in der Senner Innenverteidigung, Kevin Baumert und Alexander Klimusch, oder an den Weltklasse-Paraden vom unfassbar guten Terveer. Klimusch und Baumert stehen Peckelohs Ex-Profi im Sturm so eng auf den Füßen, dass dieser kaum noch Luft zum atmen hat und im zweiten Durchgang kaum noch in Erscheinung tritt. Auch wenn ich es jetzt zum 98sten Mal schreibe, es ist aber einfach nur überragend, wie die beiden da annährend jeden Ball, ob hoch, ob tief, ob halbhoch wie zwei Türme abfangen und dann über Cacic und Trapp den Senner Gegenstoß wieder einleiten.

Auch hier sind es die Geschichten, die die Akteure begleiten und damit dieses besondere Team ausmachen. Baumert, nach drei Spieltagen aus persönlichen Gründen zunächst dem Fußball ferngeblieben, ließ sich in der Endphase der Saison doch nochmal motivieren, auf den kleinen Waldbadexpress aufzuspringen und das war so wichtig!

Kevin, mein Junge, ich glaube, mit der Heimkehr des verlorenen Sohnes in die Reihen der Mannschaft hat sich auch für Dich ein Kreis geschlossen. Du hast Dich blitzschnell wieder zurechtgefunden und Dein Einsatz in den letzten drei Partien der Saison hat sich nicht nur gelohnt, ich glaube auch Du bist dafür belohnt worden.

Alexander, Towarischtsch und Legende der Senner Troika, Klimusch, mein lieber Freund. Als wir letzten Sommer in unserer alljährlichen Rodizio-Runde saßen und gemeinsam mit Lorenzo den Entschluss gefasst haben, es zu Dritt nochmal anzugehen, da wusste ich, dass Dein unermüdlicher Ehrgeiz, Deine Leistungs- und Opferbereitschaft sowie Deine unfassbar vorbildliche Mentalität überlebenswichtig für dieses neue Team sein würden. Zu dem Zeitpunkt kuriertest Du Deinen schweren Achillessehnenriss noch aus und wir wussten, dass es lange dauern würde, ehe Du in die Reihen der aktiven Spieler der Riserva zurückkehren würdest. Aber Typen wie Du, verkörpern das „System Senne“ mit jeder Zelle ihres Körpers und deswegen musstest Du auch zurückkehren. Wir haben inzwischen viele Jahre gemeinsam, Seite an Seite gespielt und in diesem Jahr nicht den ersten Aufstieg gemeinsam gefeiert. Ich bin stolz und froh, dass Du Dich hast überreden lassen, trotz Verletzung, Familie und Hausbau, diese Mannschaft zu bereichern.

Danke dafür, mein Freund!

 

Senne Allstars
Senne Allstars

 

 

Das Match wogt hin- und her, die Senner kämpfen wie Löwen und werfen sich in jeden Ball, ackern, laufen, fallen hin, stehen wieder auf. Pantel muss umstellen, Tom Friedrich, völlig verausgabt, verletzt sich bei einem weiteren von unzähligen Seitenliniensprints dieser Saison und muss raus. Der Senner Coach geht aufs Ganze und bringt den angeschlagenen CL7, Christopher Laugwitz, vorne rein, während der emsig und wacker fightende Marcel Landgraf auf Tom Friedrichs Außenbahn wechselt. Es soll bei Laugwitz zwar nur für eine gute Viertelstunde reichen, aber diese Viertelstunde war wohl mit die wichtigste in der gesamten Saison. Es läuft die 67. Spielminute, als die Senner einen weiteren Freistoß in der eigenen Hälfte erhalten, auch die Peckeloher hatten den Kämpfermodus inzwischen ein paar Stufen höher gedreht. Ein weiteres Mal ist es Mirko Cacic, der Gebieter der ruhenden Bälle, der den links nur mangelhaft gedeckten Marcel Landgraf im SCP-Sechzehner ausmacht und einen gefühlvollen Flugball auf Landgraf schlägt. Jetzt geschieht alles in Sekundenbruchteilen: Landgraf will zunächst mit dem Kopf zum Ball, entscheidet sich dann aber anders und legt den Ball -ein wenig Glück war auch mit dabei- wundervoll flach auf die linke Fünferkante, wo Laugwitz antizipiert hatte und seinen Bewachern entronnen war. Was jetzt folgt, macht Laugwitz mit der trockenen Abgewixtheit eines 85er Chateau Lafite. Der Königstransfer der Zwoten hat das Tor genau im Augenwinkel, macht die entscheidende Bewegung zum von Landgraf abspringenden Ball und drückt die Kugel mit Härte und Präzision aus kurzer Distanz in die Maschen – 2:0 Senne, der Senner Anhang auf der Hartalm tobt, CL7 hat seine über die Saison bereits bewiesene Klasse aufblitzen lassen und bringt die Senner einen entscheidenden nächsten Schritt zum Sieg.

 

Lieber Lauge, großartig, Wahnsinn – ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Du hast Dich trotz aller Malaisen und Probleme immer wieder zum Team geschlagen, hast wichtige Tore erzielt und versucht da zu sein, nein, Du hast es nicht nur versucht, sondern Du warst da. Heute warst Du auch wieder da und hast zum von vielen für unmöglich erklärten Sieg unserer Mannschaft beigetragen. Für jemanden, der nach einer Karriere in den etwas höheren Amateurklassen „nur noch ein Bisschen C-Liga bolzen“ wollte, hast Du Dir in der Senne Deinen Platz mehr als verdient. Ich bin froh, dass Du bei uns bist!

 

Peckeloh musste jetzt aufs Ganze gehen und drückte, Senne musste sich immer wieder dazu zwingen, nicht zu tief zu verteidigen, denn das würde früher oder später schief gehen. Dieses Spiel war vom gesamten Verlauf her so knapp, dass bei der Szene nur wenige Minuten später das Glück den Altkreislern etwas hold war, denn nur kurz nach dem 2:0 kam der Staffel-4-Vizemeister zum Anschluss. Einen gut getretenen Freistoß können die Senner zunächst noch mit gemeinsamer Kraft entschärfen, das Leder bleibt aber am Senner Sechzehner und somit heiß. Dann kann Fabio Schiprowski per Kopf die Situation vermeintlich klären, aber niemand konnte ahnen, dass der Peckeloher Spielmacher, den vor Schiprowski abprallenden Ball mit einer so grandiosen Präzision und Technik treffen würde. Aus gut 25 Metern Distanz triff der Spieler die Kugel im Dropkick optimal und der Ball schlägt unumwunden im Senner Torwinkel ein - nur noch 1:2, hier würde bis zum Ende Hochspannung herrschen.

Es folgen 20 Minuten des unfassbaren Kampfes, der Aufopferung und beispiellosen Taten um den Aufstieg im Relegationsendspiel. Trapp, immer wieder Trapp, der hinter dem Senner Regisseur Cacic aufräumt und unendliche Wege macht, dabei mit seiner athletischen Leichtigkeit zahlreiche Zweikämpfe gewinnt, Bälle wegspitzelt und vielleicht auch mal in richtigen Augenblick das Foul zieht. Großartig, wie der Senner Spielführer seinen Mannen da auf dem Platz voran geht und mit Cacic in der Zentrale eine Wahnsinns Einheit bildet. Auch Du Lars, ich schrieb es ja vor einigen Wochen schon einmal, bist nicht nur in diesem Spiel, sondern in der gesamten Saison über Dich hinausgewachsen und bist einer der Hauptakteure der „Riserva“. Wie viele andere in unserer Mannschaft, als auch der ersten Mannschaft, hast Du einen Teil Deiner Vergangenheit hinter Dir gelassen und Dich zu einem wirklich großartigen Charakter, Menschen und Fußballer entwickelt. Du hast Dir das Kapitänsamt nicht nur verdient, sondern Du hast den Respekt und das Vertrauen, das die Binde erfordert jederzeit mit intelligentem Charme verkörpert. Ich bin absolut stolz auf Dich und dankbar, dass Du Dich dermaßen in dieses Team hineingekniet hast. Du bist eine ganz wichtige Persönlichkeit, die diese Mannschaft maßgeblich mitgeprägt hat.

 

Es sei mir verziehen, dass ich nach inzwischen sieben Seiten langsam auf die Zielgerade einbiege, es sind ja ohnehin noch ein paar Seiten in den nächsten Tagen schwarz zu machen.

 

Peckeloh hat jetzt klar Oberwasser, scheitert aber ein ums andere Mal am unfassbar gut parierenden Sven Terveer im Senner Tor. Der erst vor einigen Wochen neuzugegangene Torwart machte wie schon im ersten Relegationsspiel ein Weltklassematch und brachte sämtliche höherklassigen SCP-Akteure zum Verzweifeln. Marc Wittler kommt für den mit der aufgebrochenen Verletzung nicht mehr einsatzfähigen Christopher Laugwitz, aber auch Wittlers Zerrung ist nicht ausgeheilt und der „Silencer“ kann nur im „zweiten Gang“ agieren. Wieder steht das Peckeloher Allstar-Team allein vor Terveer, wieder pariert der Senner Keeper glänzend, es sind nur noch wenige Minuten zu spielen, Schiri Dräger zeigt drei Minuten Nachspielzeit an.

Alexander Lorenz kommt noch zum Zuge, Pantel wechselt jetzt taktisch, die Zeit MUSS von der Uhr.

Über Alexander Lorenz muss ich hier noch einige Sätze verlieren, denn Alexander Lorenz gehört zu den großartigsten Menschen, die ich kenne. Alex, als Du vor 11 Jahren aus der Jugend gekommen bist, wurdest Du damals Teil einer zweiten Mannschaft, die Dich als Fußballer und Typen sehr geprägt hat. Obwohl Du damals gerade 20 warst, gehörtest du innerhalb kürzester Zeit zu den Leistungsträgern dieses Teams, die im Jahr des 100. Vereinsgeburtstag, Meister und Aufsteiger in die Kreisliga B wurde. Seitdem sind wir auf und auch neben dem Platz durch dick und dünn gegangen. Du verkörperst auf eine unglaublich authentische Art und Weise die Tugenden und Werte, die im Leben als auch im Fußball, wesentlich sind. Du bist ein fleißiger, arbeitsamer und unermüdlicher Mensch, der weiß, dass man für seine Ziele hart arbeiten muss. Ein absolut knochenharter Disziplinfußballer, der dabei den Sinn für den Spaß am Spiel und im Mannschaftsgefüge nie aus den Augen verliert. Du bist jemand, der es auch im inzwischen etwas höheren Fußballeralter vermag, den jungen Kerlen auf dem Platz „vorzusterben“. Ich wusste, dass die neue „Zwote“ einen Typen und Mitspieler wie Dich braucht, damit das entstehen kann, was wir beide den „Inneren Kern“ nennen. Ich habe eine große Bitte an Dich! Bitte bleib‘ dabei. Diese Mannschaft braucht Typen, die nicht nur im Moment des Erfolges und des Feierns da sind, sondern vor allem in den Dunklen Stunden bereit sind, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Du bis integraler Bestandteil dieser Mannschaft, sie wird Dich auch zukünftig sehr brauchen.

 

Über den grandiosen Alex Schulze kommen die Senner nochmal nach vorne, das bringt wichtige Sekunden, wieder Seitenwechsel, es sind nur noch Augenblicke, ehe die Relegationssensation da ist. Dann ein erster, ein zweiter, ein laaanger Pfiff, das Spiel ist aus, es ist aus – oh mein Gott, es ist aus!!! Sennes kleiner Waldbadexpress tut es dem großen Bruder gleich und schafft in der Relegation den Aufstieg in die Kreisliga B.

 

Jetzt brechen alle Dämme, die Jungs vom Waldbadexpress, die fast ausnahmslos ihre Kameraden aus der Zwoten lautstark unterstützt haben, sind sofort da und herzen die in Extase verfallenden Jungs in Blau. Das ist Verein, das ist Senne, das ist einfach nur großartig, gigantisch und unfassbar schön. Die Aufnahmen zum Schlusspfiff aus den verschiedensten Kamerawinkeln zeigen die Einzigartigkeit des Moments in Bild und Ton, es ist einfach der helle Fußballwahnsinn, der sich hier im Schatten der großen Schüco-Arena im Flutlicht des Freitagspätabends abspielt. Sennes Zwote steht als fünfter Aufsteiger in die Kreisliga B fest und ist nun nicht mehr an den Ausgang der Bezirksliga-Relegation gebunden. Alles weitere ist grenzenloser Jubel in den Katakomben der Hartalm, auf dem Weg zum Waldbad und am Senner Waldbad selbst.

 

Bis in die frühen Morgenstunden hinein feiert der kleine Waldbadexpress den großen Sieg im Relegationsfinale gegen einen schier übermächtig erscheinenden Gegner. Es ist die Geschichte, die den Fußball ausmacht und der Grund ist, warum dieser Sport die Massen nicht nur im Profi-Bereich fasziniert. David besiegt Goliath, die Mannschaft besiegt das Kollektiv der Einzelkönner, Amen.

 

Als am frühen Samstagmorgen am Waldbad die Sonne aufgeht, sitze ich da in tiefster Zufriedenheit und lasse die Bilder der vergangenen Wochen Revue passieren. Es ist eigentlich noch immer nicht zu fassen, was da in den letzten vierzehn Tagen rund ums Senner Waldbad alles geschehen ist.

 

Was für eine Saison, was für eine unfassbar geile Saison ist da vor wenigen Stunden zu Ende gegangen.

 

Gute Nacht, TuS Null-Acht!

 

Man of the Match: #Die Mannschaft

 

Das Personalbuch der Zwoten als auch das Schlusswort zur Saison 2018/19 folgt in den nächsten Tagen!

 

P.S.: Bevor ich es vergesse! Liebe Nummer 13 von SG Hesseln: „Ätsch, doch aufgestiegen!“ 😉