"Mit Luft nach oben" - Senner "Riserva" startet mit 5:1-Heimsieg in die Saison

(sm) Der Auftakt der neustrukturierten zweiten Mannschaft des TuS 08 Senne I ist geglückt. Die vom 1. Vorsitzenden Lars Herrmann gecoachte Truppe (Georg Pantel weilt noch im Urlaub, Jonny Friesen auf Reha) siegte am Ende gegen das neugegründete aber ersatzgeschwächte Team vom TuS Eintracht (III) mit 5:1 (2:1).

Der erste Spieltag einer neuen Saison hat immer etwas "Magisches" an sich. Eine Saison wird neugeboren, alle Karten sind neu gemischt, die Tableaus stehen auf "null". Wer wird es in die oberen Ränge schaffen? Wer spielt gut mit? Welches Team kann der zunehmenden Individual- und Egomanisierung der Gesellschaft am besten trotzen und somit über 30 Spieltage das stabilste mannschaftliche Korsett aufs Feld bringen? Welchem Team setzt die irgendwann beginnende nasskalte Jahreszeit am meisten zu? Welcher C-Ligist kennt die Formel, am 11.07., 30 Spieler, aber am 07.11., 13 Spieler aus langjähriger Erfahrung nicht? Die Vorbereitung endet und alles fokussiert sich auf diesen Moment, wenn am 1. Spieltag der Anpfiff der ersten 90 Minuten erklingt.

Was kann man zu diesem Zeitpunkt über die zweite Mannschaft des TuS 08 Senne I verlieren? Nun ja, es gab einen nicht unerheblichen Umbruch, einen recht umfassenden sogar. Einige Diskrepanzen und Unruhen hatten einer sehr ordentlichen Hinrunde 17/18 eine eher schlechte als rechte Rückrunde folgen lassen. Dementsprechend musste sich die 2. Mannschaft in den letzten Spielen der vergangenen Saison mit teilweise 11, 12 Kickern an den Spieltagen über Wasser halten.

Das sieht natürlich zum Start der neuen Saison völlig anders aus: Vorläufig (siehe oben) hat man das Luxusproblem eines riesig anmutenden (30 Akteure +) und für C-Liga Verhältnisse qualitativ ansprechenden Kaders. Auch hat man in der Vergangenheit selten mit 20 Akteuren -schwund ist immer- ein "Trainingslagerchen" mit durchaus fordernden physischen Einheiten absolviert. Somit liegt insbesondere in der "Mutter aller Ligen" der Kreisliga C, neben der rein sportlichen Aufgabe, die Herausforderung in sozialen Aspekten. 14 Akteure können an einem Spieltag aktiv werden. Diese 14 auszuwählen ist zumindest in der Anfangsphase einer Saison eine extreme Gratwanderung für die Verantwortlichen.

 

Dieser Aufgabe mussten sich interimsweise der neue Kapitän und "Allstar"-Anwärter, Alexander Lorenz, sowie Torwart-Oldie Stefan Mahne für den 1. Spieltag der Kreisliga C Gruppe 3 stellen, natürlich nicht ohne den einen oder anderen Gedanken des urlaubenden Chefcoaches einzufangen. 15 Aktive wurden für den Auftakt nominiert, von denen sich die beiden C-Liga-Meister von 2008 letzten Endes einen ordentlichen Auftritt erwarteten.

Die Senner Startelf formierte sich dementsprechend mit Mahne im Tor, dem in der Vorbereitung bärenstark aufwartenden Fabio Schiprowski sowie dem sehr viel Stabilität ausstrahlenden Kevin Baumert in der Innenverteidigung. Als linker Außenverteidiger agierte der zukünftige FSJler, Ivo Dalhoff, rechts der deutlich spiel- und formverbesserte Burhan (ovich) Tokman. Die Zentrale teilten sich der wahnsinnig fleißige und endlos Kilometer "schrubbende" Alexander Lorenz sowie "Balkan-Sonnenschein" Mirko Cacic, der spielerisch Regie führen sollte. Der in der Vorbereitung mit beispielgebender Top-Einstellung sehr mannschaftsdienlich agierende Lars Trapp übernahm eher ungewohnt die Rolle im rechten Mittelfeld vor Burhan Tokman. Einmal mehr sehr auffällig über die zweite Flanke kommend, lief Tom "Messi" Friedrichs in der Startformation auf, der gut in Szene gesetzt pfeilschnell einige starke Akzente setzen konnte. Offensiv hängend spielte Daniel Wegwerth und mühte sich mit Balleroberungen und Spielaufbau, vorne drin lief der "Last-Minute-Königstransfer" vom Meierteich, Christopher Laugwitz auf, der sich mit seiner individuellen Klasse hervorragend in das gesamte Teamplay der Senner Elf einreihte und zwei der fünf Senner Tore vorbereitete.

Als Einwechselspieler verfügten die Senner mit Jan-Hendrik Rüter, The "Silencer" Mark Wittler, Maximilian Fabry und Mert Kilic über gute Alternativen, wie sich später zeigen sollte.

 

Zum Gegner von der Königsbrügge ließ sich zu Beginn überhaupt keine Aussage treffen, allerdings gibt es in der Regel kein Team vom TuS Eintracht, das nicht über eine gewisse Kampf- und Spielstärke bei ansprechendem technischen Format verfügt, das sollte auch dieses Mal so sein. Aufgrund der Neuaufstellung und der Urlaubszeit reisten die Gäste allerdings nur mit gerade einmal 11 Aktiven an, eine ordentliche Hypothek bei den zu erwartenden Temperaturen.

 

Das Spiel begann aus Senner Sicht eher verhalten und mit vielen kleinen Unsauberkeiten. Die Gewöhnung an den eigenen Rasenplatz, nachdem man zuletzt nur noch im "Senner Wohnzimmer", dem Kunstrasen aktiv war, verlangte eine Umgewöhnung. Viele Bälle kamen deutlich zu schwach gespielt nicht an, Wege waren noch nicht eingelaufen bzw. eingespielt und zu viele individuelle Situationen führten immer wieder zu unnötigen Ballverlusten insbesondere im entscheidenden letzten Drittel. Die Gäste hielten forsch gegen die Senner Spielbemühungen gegen und waren im ersten Drittel das torgefährlichere Team. Bereits nach wenigen Minuten reklamierten die Gäste bei einem Getümmel im Senner Sechzehner Handspiel, die Pfeife des Unparteiischen blieb aber stumm. Generell hielten die Gäste insbesondere im ersten Durchgang ordentlich die Mitte zu und schalteten gegen die aufrückenden Senner flott um, sodass die Senner Hintermannschaft einige Male in Verlegenheit geriet, vorläufig konnten aber die starken Baumert und Schiprowski klären. Die Senner Hintermannschaft gewann in den letzten Wochen zusehends defensive Stabilität, heute musste dafür aber "Steppensturm" Alexander Lorenz mit enormer Laufleistung die sich auftuenden Lücken in der Zentrale vor Baumert und Schiprowski schließen.

Insgesamt konnte die Senner "Riserva" gegen die tief stehenden und engagiert verteidigenden Gäste vor dem Tor vorläufig nichts Zwingendes kreieren, sodass es bei einer munteren Partie mit (zu) zahlreichen Zweikämpfen blieb, bei der die Senner ab der 30. Spielminute zu früh die Geduld verloren. So kam es, dass in immer mehr Einzelaktionen immer öfter der Ball unnötig verloren ging und die Gäste in ihrer Umschaltbewegung vor das Senner Tor kamen. Einige Male musste die insgesamt gut agierende Senner Abwehr vereiteln, aber fünf Minuten vor dem Pausenpfiff bekam man den Ball nicht weg und die gesamte Defensive stand zu weit von den Gegenspielern entfernt, sodass der Kapitän der Gäste bilderbuchmäßig freigespielt, aus 18 Metern Maß nehmen konnte und den Ball mit einem sehenswerten Schlenzer am Senner Torwart vorbei, direkt neben den Pfosten ins Gehäuse der Waldbadkicker drehen konnte.

Wer weiß, vielleicht war das Gegentor eine Initialzündung, jedenfalls wurden die Senner postwendend für ihre engagierte Arbeit der letzten Woche und mit etwas Glück für den bis dahin betriebenen Aufwand belohnt. Nach dem Anstoß geht es direkt in Richtung Eintracht Tor, von rechts fällt eine leicht verunglückte Flanke in den Gästesechzehner, der Lars Trapp ohne größere Aussicht auf Erfolg dennoch fleißig nachsetzt. Ein Gästeverteidiger läuft in Trapps Laufweg in Richtung aus dem Sechzehner heraus und bringt den auffälligen Senner Mittelfeldmann zu Fall. Der Schiedsrichter zeigt sofort auf den Punkt und Mirko Cacic knallt das Leder ohne größere Anstalten von eben jenem unter die Latte des Gästegehäuses - 1:1, die Senner können augenscheinlich nicht ohne Rückstand.

Aber es sollte noch besser für die Mannen von Interimscoach Lars Herrmann kommen, kurz vor der Pause erarbeiten sich die Senner in Person des auffälligen Offensiv-Neuzugangs Christopher Laugwitz einen Eckstoß, den dieser auch sogleich selber serviert.

Laugwitz platziert einen gefühlvollen Eckstoß millimeter genau auf den Kopf des günstig postierten und völlig frei zum Kopfball kommenden Burhan Tokman, der die hohe Hereingabe technisch einwandfrei unter die Querlatte des Gästetores setzt - 2:1 Senne, Partie innerhalb weniger Minuten gedreht, Pause.

 

Hauptkritikpunkt zum "Break" war die viel zu rasch verlorene Geduld und die Verzettelung in kraftraubenden Einzelaktionen, wodurch man sich in unnötige Zweikämpfe verstrickte, die am Ende zu keinen Torszenen führten. Senne stellte um und brachte Maximilian Fabry als Stoßstürmer für den rackernden Laugwitz.

 

Die Gäste hatten sich im ersten Durchgang ordentlich verausgabt und mussten die Senner jetzt ein ums andere Mal laufen lassen, wodurch sich sofort mit Wiederanpfiff Torraumsezenen für das Waldbadensemble ergaben. Tom Friedrichs brach jetzt einige Male über seine Flanke durch, hatte aber durch seinen starken läuferischen Einsatz bis dahin schon einige Kilometer abgespult, sodass Lars Herrmann kurzerhand Marc Wittler zum Einsatz brachte. Mit Einwechselung explodierte der "Silencer" geradezu und setzte deutliche Akzente. Wittler behauptete sich durch Cacic oder Wegwerth in Szene gesetzt regelmäßig im Zweikampf und bereitete wenige Minuten nach seiner Einwechselung das vermeintliche 3:1 vor, als er einen guten Meter von der Grundlinie am Fünfer angekommen das Leder über den herauskommenden Torwart "chippte", sodass der hereinstürmende "Fabreezy" Fabry nur noch einschleusen musste. Allerdings erkannte der Unparteiische äußerst fragwürdig auf Abseits. Aber Wittler blieb agil nach vorne, während Kaptän Lorenz und die gut aufgelegten Innenverteidiger die zunehmend durch die Zentrale kommenden Gäste aufhielten. Nur wenige Sekunden nach dem aberkannten Treffer ist es wieder Wittler, der den Ball dieses Mal über halblinks nach vorne treibt und aus gut 20 Metern einfach mal den Abschluss sucht. Der Gästetorwart ist am kurzen Pfosten überrascht, bekommt die Hand zwar noch an den Ball, aber von dort aus springt die Kugel ins Netz, sodass "La Riserva" verdient mit 3:1 in Führung geht. Der "Silencer" hatte einmal mehr trocken zugeschlagen. Nur wenige Minuten später ist der äußerst einsatzfreudige Wittler wieder, dieses Mal über rechts durch, gewinnt stark den Zweikampf wenige Meter von der Eckfahne entfernt und drängt im spitzen Winkel aufs kurze Toreck. Vor dem herauseilenden Torwart packt der "Silencer" den Killerinstinkt aus, "chippt" den Ball mit brutaler Perfektion über diesen hinweg, sodass der hereinpreschende Verteidiger den bereits die Torlinie überschrittenen Ball nicht mehr rettend erreichen kann. Mit dem 4:1 ist die Messe zwar gelesen, leider vermochten die Waldbadkicker es nicht, das Ergebnis diszipliniert und seriös zu verwalten bzw. auszubauen. Die 20 Minuten bis Spielende gaben die Senner ständig ihre Ordnung auf und konzentrierten sich einfach nicht mehr. Zwar erspielte man sich gegen stark verausgabte Gäste noch zahlreiche Torchancen, aber auch die besten und 1000%igsten davon brachte man bis zur 80. Minute nicht mehr sauber im Kasten unter. Fahrig und undiszipliniert lud man die Gäste, bei denen nach vorne immer noch was ging, zum Tore schießen ein, sodass Schiprowski, Lorenz, sowie der eingewechselte Rüter und Torwart Mahne einige Male bei "allerhöchster Eisenbahn" weitere Gegentreffer verhindern mussten. Maximilian Fabry veredelte zwar abschließend nochmal eine schöne Vorarbeit von Christopher Laugwitz zum 5:1, insgesamt durfte man aber mit dem Schlussakkord dieses Saisonauftakts nicht mehr zufrieden sein, mit dem Saisonauftakt als solchem natürlich sehr.

 

Der runderneuerten zweiten Mannschaft des TuS 08 ist der Start also gelungen. Das ist schön. Auch der Weg dahin darf als ordentlich bezeichnet werden, sportlich wie auch mannschaftlich und sozial. Einige Jungs sind in den letzten Wochen aus ihrer bisher eher passiven "Ich mach halt mal so mit"-Rolle regelrecht ausgebrochen und haben sich mit viel Elan und einer hervorragenden Einstellung in den Dienst der Mannschaft gestellt, um dieser ein solides Grundgerüst für 29 weitere Begegnungen zu geben. Ich wäre aber nicht ich, wenn ich nach inzwischen 20 Jahren Kreisliga dieser Situation auch nur annähernd Bedeutung beimessen würde. Viele Stürme liegen noch vor der gerade erst auf ihre Reise aufgebrochenen Mannschaft um Georg Pantel und Jonny Friesen. Daher sind Disziplin, Respekt und Zusammengehörigkeitsgefühl die maßgeblichen Werte für den Kompass eines C-Ligisten in den kommenden gut 270 Tagen "auf See". Dabei bleibt das primäre Ziel, insbesondere bei Rückschlägen -und die wird es geben-, den Kurs zu halten und vor allem nicht auseinanderzubrechen, wenn es eben mal nicht läuft, so wie es im vergangenen Jahr beinahe passiert wäre. Also "Riserva": Bereits am kommenden Spieltag misst man sich auf dem Leineweberring mit einem der Aufstiegsaspiranten und Titelfavoriten der Liga. Der SV Baumheide ist in der vergangenen Saison nur knapp an der Relegation zum Aufstieg in die Kreisliga B gescheitert und legte am 1. Spieltag einen Fehlstart gegen einen weiteren möglichen Titelaspiranten hin, mit dem sich die Senner am dritten Spieltag messen müssen. Zuhause werden sich die Baumheider für die Auftaktniederlage rehabilitieren wollen.

Für uns gilt im Trainingsbetrieb so aufgeschlossen und engagiert weiterzumachen wie bisher. Was die Kadernominierungen angeht, so wird das auch weiterhin eine schwierige Kiste bleiben, zumal über kurz oder lang noch Spieler der 1. Mannschaft hinzukommen, um nach Verletzungen Spielpraxis in der Zwoten zu sammeln. Also heißt es Charakter zu zeigen und zwar für alle, die sich dieser Mannschaft sportlich wie auch menschlich verbunden fühlen.

 

Man of the Match: The "Silencer" Marc Wittler