5:0 gegen Werther – Waldbadexpress verpasst Kantersieg

(sm) Mit “nur” 5:0 siegte die erste Mannschaft des TuS 08 gegen Tabellennachbarn BV Werther und zog damit einen deutlichen Strich zwischen sich und dem Team aus dem Altkreis auf Tabellenrang fünf. Simon Czernia eröffnete den Torreigen mit zwei eiskalten Vollendungen, danach trugen sich Philipp Schlegel, Matthes Schwabedissen und Marcel Landgraf in die Torschützenliste der zweiten Halbzeit ein.

Der wieselflinke Matthes Schwabedissen ist, wie man an den leuchtend-roten Schuhen erkennt, wieder "on fire" und eine Spur zu schnell für seinen Gegenspieler
Der wieselflinke Matthes Schwabedissen ist, wie man an den leuchtend-roten Schuhen erkennt, wieder "on fire" und eine Spur zu schnell für seinen Gegenspieler

Nach den harten Nackenschlägen der vergangenen Wochen hat der von Mike Wahsner und Christian Lyko gecoachte Waldbadexpress bewiesen, dass er doch noch gewinnen kann. Vielleicht hat es einmal gut getan, die ganze Situation sacken zu lassen und sich endlich mal wieder ausschließlich auf sich selber zu konzentrieren. Die trüben Erlebnisse der näheren Vergangenheit waren unter der Woche dem einen oder anderen Kicker aus Senne noch anzumerken, insgesamt herrschte ein leiserer und weniger ausgelassener Ton, wenngleich die Mannschaft hart daran arbeitete sich neuzuordnen und zu finden. Mit dem BV Werther kam die Mannschaft zum Waldbad, die den Sennern im Schlussakkord des Hinspiels eine empfindliche und vermeidbare 2:3-Niederlage beigebracht hatte und bis zuletzt Anschluss an das obere Tabellenviertel gehalten hatte. Die BV-Offiziellen hatten aber schon vor der Partie über arge Personalnöte geklagt, die sich dann auch während der Partie deutlich bemerkbar machen sollten.

 

Mike Wahsner und Christian Lyko hingegen konnten bis auf Malte Gruner, der bis zum Saisonende ausfallen wird, Timon Finger und Marvin Hülse, auf alle nominellen Schützlinge zurückgreifen, wenngleich Simon Czernias Einsatz, der sich gegen Heepen auf der Waldbad-„Wiese“ das Knie verdreht hatte, zunächst noch nicht klar war. Auch war Moritz Dennins Einsatz von Beginn an kategorisch ausgeschlossen, obgleich Dennin mit auf die Bank ging. So lief der Waldbadexpress mit Malte Hawerkamp und Stefan Dopheide in der Innenverteidigung auf, die beide einen Sahnetag erwischten und sehr starke Leistungen abriefen. Ebenso stark der Auftritt Ole Gruners, der in allen defensiven Zweikämpfen als vehementer Wadenbeißer der Sieger blieb und bei seinem Sturmlauf im ersten Durchgang eine klare Torchance knapp verpasste. Überragend die starke Leistung von Marcel Landgraf in der Außenverteidigung, der vorne wie hinten zu finden war, viele starke Bälle produzierte und sich sogar selber mit dem Treffer zum 5:0 belohnte. Die „Creative-Twins“ Michel Dennin und Nikolas Kompodietas überzeugten mit hochkonzentrierten Leistungen und vielen sehenswerten Pässen im zentralen Mittelfeld, eigene Treffer blieben den Fußball-Feingeistern leider verwehrt, wobei Kompodietas völlig untypisch eine 1000%ige vor dem gegnerischen Tor nicht verwerten konnte.

 

Mit tiefem Durchatmen nahm Mike Wahsner zur Kenntnis, dass seine „Flügelflitzer“ Matthes Schwabedissen und Simon Czernia wieder auf dem Weg der zunehmenden physischen Einsatzbereitschaft sind. Der überragende Czernia erzielte die beiden ersten Treffer nach mustergültiger Vorarbeit in den Raum selber, hätte aber nach Chancen mindestens einen Hattrick oder gar Quadrupel erzielen müssen, so häufig tankte sich der bullige Youngster durch die verzweifelnde Wertheraner Hintermannschaft in allerbeste Abschlusspositionen. Schwabedissens Leistungskurve zeigt nach der langen Verletzungspause und der ansprechenden Vorwochenleistung steil nach oben, hier ist trotz einer guten Performance das Ende des Weges noch nicht erreicht. Offensiv ließ das Trainerduo trotz urlaubsbedingter Abwesenheit unter den Woche „good old“ Flori Helmke den Vorzug auf der hängenden Spitze und wurde nicht enttäuscht: Helmke lief wieder viel und ließ sich trotz eines Tritts auf das Sprunggelenk in seinem Engagement nicht beirren. Einzig, der in der Offensive auf seiner Lieblingsposition eingesetzte Philipp Schlegel, konnte trotz zahlreicher traumhafter Vorarbeiten und gutem Stellungsspiel sein Torekonto nicht deutlich hochschrauben. Im ersten Durchgang köpfte Schlegel eine Traumvorhergabe mit sehenswerter Technik, aber leider zu unplatziert dem gut reagierenden Wertheraner Schlussmann auf den Körper, im zweiten Durchgang, verzögerte er zunächst alleine vor dem Torwart zu lange, sodass der Gegner doch noch klären konnte, dann schoss er in einer eins-gegen-eins-Situation unbedrängt am kurzen Pfosten am Tor vorbei, in der dritten Topchance brauchte er eine perfekte, flache Landgraf-Vorhergabe eigentlich nur noch über die Linie schieben, verpasst die Kugel aber. Am Ende gelang dem wackeren Philipp aber doch noch zumindest der „einfache“ Schlegel, als er einen hart geschossenen, flachen Freistoß von Simon Czernia, abstauben konnte, den der Torwart zunächst nur unzureichend zur Seite abgewehrt hatte.

 

"Heimkehrer" Tim Oliver Epke geht in dieser Szene zwar erfolgreich am Wertheraner Schlussmann vorbei, sein Abschluss trifft aber nur den Pfosten. Die Vollendung besorgte dann Matthes Schwabedissen
"Heimkehrer" Tim Oliver Epke geht in dieser Szene zwar erfolgreich am Wertheraner Schlussmann vorbei, sein Abschluss trifft aber nur den Pfosten. Die Vollendung besorgte dann Matthes Schwabedissen

 

 

Von Beginn an wurde deutlich, dass der Waldbadexpress die Köpfe freibekommen hatte und sich die Lust am Fußballspielen Minute für Minute auf einem ordentlich getrimmten Rasenplatz zurückholte. Bereits nach wenigen Zeigerumdrehungen muss es eigentlich klingeln, aber Simon Czernia verzieht vor dem Gästetor. Kurz darauf ereilt dem engagierten Matthes Schwabedissen dasselbe Schicksal. Wieder hatten die Senner trotz bester Möglichkeiten eine frühe Führung verpasst. Hinten agierten die beiden Innenverteidiger gegen die mit langen Bällen operierenden Altkreisler souverän und gewannen nahezu jedes Kopfballduell und jeden Zweikampf. Zwar kam auch der BV Werther im ersten Durchgang zu zwei guten Szenen, aber Florian Krogmann im Senner Tor vereitelte mit einem starken Reflex einen Treffer der Gäste nach sehenswertem Fallrückzieher des Wertheraner Torjägers. Senne wurde immer wieder brandgefährlich, wenn die laufwilligen und galligen Matthes Schwabedissen und Simon Czernia von Dennin, Kompodietas, Landgraf oder Hawerkamp in Szene gesetzt wurden. Nach einigen vermeintlichen Abseitsszenen kann Simon Czernia in der Folge aus der Tiefe des Raumes einem Ball hinterherjagen und bleibt völlig „unczerniarisch“ eiskalt vor dem gegnerischen Tor und schiebt aus halblinker Position flach ins lange Eck ein – 1:0 Senne. Czernia ist es auch, der immer wieder Nutznießer von schönen Pressingaktionen im Mittelfeld ist und sich dann durch die Abwehr des Altkreisteams fightet. Nach einem weiteren schönen Einspieler kann Czernia den steil gespielten Ball vor dem herauslaufenden Torwart erreichen und technisch sehenswert per Lupfer vollenden. Man munkelt es gibt Torhüter, die bei solchen Gegentoren ein wenig die Contenance verlieren, - das aber nur am Rande.

Der Waldbadexpress muss vor der Pause bei traumhaftem Zuschauerwetter (für die Spieler war das heiße Wetter durchaus eine Herausforderung) eigentlich noch deutlicher in Front gehen, verpasst aber die Entscheidung zum Teil kläglich.

Mike Wahsner lobte sein Team in der Pause im Schatten der Drei Senne-Eichen zwar für den couragierten und laufbereiten Auftritt, kritisierte aber die Kopflosigkeit und mangelnde Konzentration im Abschluss. Wer auch immer da wieder in einem nicht näher genannten Fußballonlineportal der Auffassung war, die Senner hätten sich über 90 Minuten, durch eine „gute Chancenverwertung“ ausgezeichnet, der hat wohl ohne nähere Kenntnis des Spielverlaufs seinen „Senf“ dazugegeben. Die Senner erzielten zwar fünf Tore, die Gäste hätten sich aber über ein deutlich höheres Endresultat kaum beschweren können, bzw. durften sich bei ihrem Torwart für den bis dahin schmeichelhaften Zwischenstand bedanken.

 

Im zweiten Durchgang wurde die Senner Überlegenheit umso deutlicher, was aber auch daran lag, dass die bärenstarke Defensive so gut wie keine Fehler machte und Einzelaktionen der Gäste durch überragende Zweikampfführung von Stefan Dopheide, Malte Hawerkamp, Marcel Landgraf und Ole Gruner sofort im Keime erstickt wurden. Mit dem Glück im Bunde standen die Senner dennoch einmal nach einer Standardsituation, als die Gäste vor dem Tor zunächst nur ans Lattenkreuz treffen und den Nachschuss im Senner Waldbad versenkten.

In den Mittelpunkt der Szenerie schaffte es trotz völlig ruhiger und wenig hitziger Atmosphäre auf dem Spielfeld regelmäßig der Schiedsrichter. Auf der einen Seite im Dialog mit den Aktiven beider Seiten stets eskalierend, aggressiv und konfrontativ, auf der anderen Seite wenig oder gar nicht konsequent in wesentlichen Entscheidungen. So vereitelt der Gästetorwart beim Herauslaufen im eins-gegen-eins gegen Matthes Schwabedissen außerhalb seines Strafraums eine eindeutige Torchance per Handspiel, das der Referee auch sofort per direktem Freistoß in 18 Metern Tordistanz ahndete, die fällige persönliche Strafe für den Keeper blieb allerdings aus. Begründen konnte oder wollte der Unparteiische dieses in der Folge auch nicht. Man kann natürlich die Spieler bei jeder Gefühlsregung verwarnen, dann muss man allerdings auch in entscheidenden Situationen durchgreifen, was hier fehlte. Sei es drum, Simon Czernia ballerte die Kugel hart aufs Tor, der Torwart kann diese nicht festhalten und Philipp Schlegel besorgt mit dem 3:0 die Vorentscheidung.

 

Das Spiel war somit in der 63. Spielminute entschieden, was eigentlich direkt nach Wiederanpfiff der Partie hätte erfolgen müssen, aber Niko Kompodietas scheiterte mit einem zu zentralen Torschuss.

 

Marcel Landgraf lieferte eine starke Performance, war vorne wie hinten zu finden und lieferte zahlreiche Impulse
Marcel Landgraf lieferte eine starke Performance, war vorne wie hinten zu finden und lieferte zahlreiche Impulse

Was dann in den zwanzig Minuten zwischen dem 3:0 und 4:0 geschah, das können die Senner Kicker ohne ein kleines Schmunzeln wahrscheinlich selber nicht erklären: Man investierte sehr viel, hatte Spaß und ein ums andere Mal spielte man sich in beste Abschlusspositionen, brachte aber das Runde einfach nicht mehr im Eckigen unter. Zu unkonzentriert, zu unüberlegt, zu unplatziert ließen die Senner einmal mehr Torchancen für zwei Partien liegen. Das Mittelfeld agierte mit viel Auge, Laufbereitschaft und sehenswerten Aktionen, Tore wollten vorläufig nicht mehr fallen. Auch die Hereinnahme von Rückkehrer Tim Oliver Epke für Florian Helmke und Henne Eckseler für „Man of the Match“ Simon Czernia, in die Defensive, wodurch Marcel Landgraf in eine offensivere Ausrichtung wechselte, brachten erst sechs Minuten vor dem Ende, da der Referee Senner Uhren zufolge drei Minuten zu früh abpfiff, nochmal Torjubel mit sich. Zunächst scheitert der gut gestartete Epke mit seinem Abschluss am Pfosten, den dann jedoch Matthes Schwabedissen per Nachschuss im Gehäuse unterbrachte. Dann durfte sich der agile und vor Einsatzfreude und Engagement sprühende Marcel Landgraf in die Torschützenliste eintragen, als er zum hochverdienten 5:0 einschoss. Furkan Yilmaz war zuvor noch für Philipp Schlegel in die Partie gekommen.

 

Es geht doch! Zwar war der personell arg angeschlagene Bezirksligaabsteiger nicht von dem Kaliber, wie im Hinspiel auf kurzem Platz, allerdings galt es für die Senner Jungs auch, erstmal wieder mit sich selber klarzukommen und die Freude am Fußballspielen wieder für sich zu entdecken. Das junge Team hat bei hohen Temperaturen viel Einsatz und Herz gezeigt, sich tadellos engagiert und mit vereinten Kräften die dunklen Wolken der letzten Wochen ein Stück weit fortgeblasen. Das war natürlich noch keine überragende Glanzleistung in all seinen potentiellen Facetten, aber die Tugenden waren wieder da und es machte Freude den Jungs zuzusehen, wenngleich einem über die vergeigten Torchancen durchaus graue Haare wachsen konnten.

Es gilt weiterhin nur auf sich selber und die kommende Aufgabe zu schauen: Mit dem SV Häger wartet eine große Herausforderung auf den Waldbadexpress und eine Mannschaft, die sich im Hinspiel als eins der stärksten Teams am Waldbad präsentiert und nicht unverdient einen Punkt entführt hat. Ein unbequemer, kampfstarker Gegner, der bereits einigen favorisierten Teams ein Bein gestellt hat.

Das Senner Team ist gut beraten, im Training an seiner Chancenverwertung und der Konzentration vor dem Tor zu arbeiten, hier gibt es seit Wochen eine markante Schwachstelle.

 

Man of the Match: Simon Czernia