7:0 - "Am Ende alles gut, oder?" - Die "Riserva" vergisst sich im ersten Durchgang für Aufwand zu belohnen

(sm) Gut 50 Minuten lang verteidigte der wackere Gast aus Quelle tapfer den eigenen Kasten auf dem kleinen Senner Kunstrasen. Gut 10 zum Teil 200%ige Gelegenheiten hatte der kleine Waldbadexpress bis dahin liegengelassen. Doch nachdem Leihgabe Malte Gruner den ersten Senner Treffer markiert und die Gäste sich in einem knapp zwanzigminütigen Pressing geradezu "platt" gelaufen hatten, fielen dann Tore wie am Fließband selbst aus Chancen, die genaugenommen gar keine waren.

Moritz "Big Mo" Dennin (Nr. 4) war einer von zwei Akteuren des Waldbadexpresses, die die Zwote unterstützten
Moritz "Big Mo" Dennin (Nr. 4) war einer von zwei Akteuren des Waldbadexpresses, die die Zwote unterstützten

Ungemütlich, kalt, windig und nass - die meteorologischen Voraussetzungen für den 20. Spieltag der C-Liga Gruppe 3 waren alles andere als blendend. Diejenigen, die noch die guten alten Schlacke-Zeiten zwischen Waldbad und Windflöte kennen wussten aber, dass die Bedingungen durchaus hätten bescheidener sein können. Hinzu kam, dass der angesetzte Referee nicht erschien und sich beide Teams weitere 20 Minuten im strömenden Regen verlustieren mussten, bis dankenswerter Weise der alarmierte Spielleiter des TuS Quelle erschien, der dann insgesamt einen recht ordentlichen Job machte. Für die Truppe von Georg Pantel und Jonny Friesen hieß es, die zuletzt begonnene Serie von drei gewonnenen Spielen in Folge zu einer Mini-Serie auszubauen und möglichst den zur Relegation berechtigenden zweiten Tabellenplatz zu festigen. Die Vorzeichen dazu standen gut am 20. Spieltag, da beide fast punktgleichen direkten Konkurrenten schwere Auswärtsaufgaben zu bewältigen hatten. Der kleine Waldbadexpress hingegen durfte sich zudem auf Prominenz vom großen Waldbadexpress freuen, sowohl Malte Gruner als auch Moritz Dennin hatten beim Verantwortlichen-Duo der "Riserva" um Berücksichtigung für das Heimspiel der Zwoten gebeten, durfte die Senner Erste doch ein spielfreies Wochenende genießen.

So hatten Pantel und Friesen denn auch die Qual der Wahl bei Ihrer Kadernominierung, da die Trainingsbeteiligung unter der Woche insgesamt erfreulich war und man sich insgesamt ordentlich vorbereitet hatte. Leider sagte einer der festgelegten Akteure am Samstagabend noch ab, sodass die Coaches entschieden, es bei 15 anstatt 16 Aktiven zu belassen.

Wer die C-Liga Gruppe 3 einigermaßen beobachtet, der stellt fest, dass es immer wieder Teams aus dem unteren Tabellendrittel gelingt, diejenigen aus dem Oberhaus zu ärgern. Daher waren die Waldbadkicker gewarnt, verfügten die Gäste aus Quelle doch über eine nicht zu vernachlässigende offensive Stärke und hatten sich auch im Hinspiel trotz des 0:6 teuer verkauft. Allerdings war der kleine Waldbadexpress bereits im Hinspiel durch das Auslassen klarster Torchancen aufgefallen - eine Unart, die bei der heutigen Partie eins-zu-eins fortgesetzt werden sollte.

Die Senner liefen mit Fabio Schiprowski und Felix Scharf in der Innenverteidigung sowie Tom Friedrich und Leihgabe Moritz Dennin in der Außenverteidigung auf. Der Senner Defensivverbund zeigte wiederholt eine hervorragende Leistung und ließ im Großen und Ganzen über 90 Minuten eine halbe gegnerische Torchance zu, bei der dann Keeper Mahne zur Stelle war. Hier muss allerdings auch die Leistung des im zweiten Durchgang für Ivo Dalhoff eingewechselten Alexander Klimusch berücksichtigt werden, der erneut eine ganz starke Leistung abrief und mit teils artistischen Grätschen in allerhöchster Not noch Bälle "abfischte", die Potential zu deutlicher Torgefahr hatten - nicht schlecht für einen 32-Jährigen.

Im Mittelfeld bekam auf der Flanke im stetigen Tausch mit Tom Friedrich Ivo Dalhoff die Chance von Beginn an und belohnte sich für seine gute Vorbereitungs- und Trainingsleistung unter der Woche. Die andere Flanke übernahm "Speedster" Alexander Schulze und war auch in zahlreiche Aktionen seines Teams eingebunden, ein Treffer wollte dem sympathischen Sprintwunder allerdings nicht gelingen. Das zentrale Duo der Gegensätze blieb "untouchable" bestehen, sowohl Mirko Cacic als auch Alexander Lorenz zeigten über weite Strecken der Partie starke Leistungen und lenkten die Geschicke der Waldbadelf insbesondere im zweiten Durchgang zum Erfolg. Offensiv bewies Leihgabe Malte Gruner vor allen Dingen im zweiten Durchgang seine individuelle Klasse, wenngleich Gruner bereits im ersten Durchgang drei ganz große Dinger auf dem Fuße lagen, die leider nicht den Weg in die Maschen fanden. Engagiert zeigte sich nach guten Trainingseinheiten unter der Woche "Silencer" Marc Wittler, der ebenfalls in Durchgang eins noch glücklos blieb, sich dann aber einen Treffer erarbeitete und sich an einen zweiten zumindest stark beteiligte.

Als Ergänzung standen mit Alexander Klimusch, Marcel Schmidt, Umut Yamaci und Lars Trapp vier weitere Akteure zur Verfügung.

Fabio Schiprowski hier beim Kopfball-Rückpass ließ mit Klimusch, Scharf & Co. nicht viel zu
Fabio Schiprowski hier beim Kopfball-Rückpass ließ mit Klimusch, Scharf & Co. nicht viel zu

Da der angesetzte Schiedsrichter bei dem Schmuddelwetter nicht erschien, durften sich beide Teams fast eine Stunde aufwärmen, bis der vom TuS Quelle eilig benachrichtigte Spielleiter zum Waldbad kommen konnte. Die Gäste schienen ohnehin hochmotiviert, sie trafen sich bereits deutlich vor den Hausherren und bereiteten sich auf das Lokalderby vor.

Der Spielleiter machte seine Sache in dem teils hitzig geführten Derby recht ordentlich. Senne war von Minute eins bis 90 das dominante Team, während sich die Gäste vor allem im ersten Durchgang zum Teil mit dem Glück des Tüchtigen und einem regelmäßig stark parierenden Torwart gut verkauften. Bereits nach wenigen Minuten ist die Kugel auf Malte Gruner durchgesteckt, der aber alleine durch auf halbrechter Position über das Tor verzieht. Wäre hier bereits der beruhigende Führungstreffer gefallen, wer weiß, vielleicht wären die Waldbadkicker dann während des gesamten ersten Durchganges nicht so überhastet im Abschluss gewesen und hätten öfters getroffen, der Führungstreffer aber sollte noch lange auf sich warten lassen. Kurz darauf scheitert Marc Wittler nach einer "Sahnevorhergabe" von links, als er den flach hereingebrachten Pass aus allerbester Lage neben das Gehäuse setzt. So erspielten sich die Senner Chance auf Chance, ohne dass etwas Zählbares dabei heraussprang. Als die Senner dann doch mal trafen, hatte der Spielleiter eine nicht unstrittige Abseitsszene erkannt, sodass es beim 0:0 blieb. Die Gäste hatten hinten Beton angerührt, stellten die Räume eng und konnten sich ansonsten bei ihrem Torwart oder dem jeweils letzten Verteidiger bedanken, der dann irgendwie doch noch mit teils artistischen Einlagen den Gegentreffer verhinderte. Als Malte Gruner nach einem gefühlvollen Lupfer über die Abwehrreihe von "Balkan-Bomber" Cacic alleine mit Ball am Fuß auf elf Metern Tordistanz zum kraftvollen und flachen Torabschluss kommt, haben die wenigen Zuschauer an diesem Sonntagmittag schon den Torschrei auf den Lippen, aber einmal mehr rettet der Gästekeeper mit einem starken Fußreflex. Die Bude war wie vernagelt. Es war keinesfalls so, dass die Senner ein schlechtes Spiel machten, ganz im Gegenteil ließ man den Ball präzise und konzentriert laufen, spielte zielstrebig mit Zug zum Tor, aber im Abschluss fehlte dann die nötige Konzentration und möglicherweise auch ein wenig das Glück. So war der Queller Schlussmann einmal bereits geschlagen, als Mirko Cacic einen zweiten Abschluss per Flugball ins lange Torecke auf die Reise schickt, aber ein Abwehrspieler im letzten Moment per Scheitel das Geschoss entschärft.

Die Gäste fanden offensiv ausschließlich mit langen Bällen auf ihren teils rabiat agierenden Torjäger statt, dem Felix Scharf und Fabio Schiprowski sowie später Alexander Klimusch aber restlos den Schneid abkauften, sodass dieser ohne Entfaltung blieb. Auf diese Weise kam es dann auch immer mal wieder zu hitzigeren Auseinandersetzungen, letzten Endes waren die Waldbadkicker daran aber selber schuld, hätte man nur ein paar der sich bietenden Gelegenheiten genutzt, hätte man zur Pause gut und gerne mit 3:0 führen können oder eher sogar müssen.

 

Dementsprechend gab es auch zur Pause gar nicht allzu viel anzumerken, das Offensichtliche lag zu nahe, als das man darüber auch nur eine Zeile verschwenden musste. Ivo Dalhoff ging nach Rückrundendebüt zur Pause mit leichten Beschwerden des vor Wochen verletzten Fußes. Für Dalhoff kam Alexander Klimusch, der für Felix Scharf an die Seite von Fabio Schiprowski wechselte, während Scharf die Außenverteidigerposition hinter Tom Friedrich übernahm. Friedrich gehörte erneut zu den stärksten Sennern und ackerte über 60 Minuten mit viel Laufarbeit und zahlreichen gewonnenen Zweikämpfen.

Als nach der Pause das Vergeben von guten Torchancen seine Fortsetzung nahm, da konnte man schon befürchten, dass das am Ende eine ganz knappe Nummer werden könnte, am Senner Waldbad, dann verließ die Gastgeber allerdings das Glück ein wenig. Immer wieder von den starken Cacic und Lorenz in Szene gesetzt, lief der kleine Waldbadexpress in hohem Tempo und einer wirklich sehenswerten Präzision im Spielaufbau gegen das Abwehrbollwerk des Lokalrivalen. Dann kommt über den gut gestarteten und nur leicht nach links abdriftenden Marc Wittler ein schöner Spielzug zustande, als Wittler den Ball perfekt flach vorher bringt und Malte Gruner zentral vor dem Tor zwischen Fünfmeterraum und Elfmeterpunkt anspielt. Jetzt lässt sich Gruner nicht nochmal bitten und vollendet flach sowie trocken zur hochverdienten 1:0-Führung.

Die Abwehrschlacht der Gäste war zum ersten Mal verloren, früh im zweiten Durchgang der Rückschlag für die bis dahin sehr engagiert verteidigenden Gäste. Da man nun nicht mehr so tief verteidigen konnte und selber mehr Initiative ergreifen musste, versuchten die Gäste nun durch massives Pressing in Ballbesitz zu kommen, um die eigenen Offensivkräfte mehr in Szene setzen zu können. Somit wurde das Spiel zwischen 50. und 70. Minute etwas offener, ohne jedoch, dass die Senner ihre augenscheinliche Dominanz einbüßten. Die Gäste versuchten jetzt zwar das Waldbadensemble zu jagen, die Senner blieben aber bis auf in wenigen Situationen weitestgehend ohne größere Fehler. Zwei Mal muss Allstar-Anwärter Alexander Klimusch zwar mit großartigem Einsatz im letzten Moment die gespielte Kugel vor dem Senner Sechzehner weggrätschen, ansonsten blieben die Gäste aber abgesehen von einem Freistoß weitestgehend ungefährlich. Auch verausgabten sich die Gäste in ihrem nun außerordentlich kräfteraubenden Spiel, sodass sich den Sennern vor allem in der Offensive nun immer mehr Raum bot. Pantel wechselte noch zwei Mal und brachte Marcel Schmidt für Tom Friedrich sowie Lars Trapp für Alexander Schulze, wodurch frische Kräfte gegen die nun mehr und mehr verausgabten Gäste stürmen konnten. Nach einer weiteren Ecke, die mit gefühlten 150 Km/h vorherflog, verpasste Felix Scharf noch den wohl entscheidenden Treffer, den besorgte dann aber Moritz Dennin nach dem nächsten Eckstoß, als die Gäste den Ball an Dennins Unterschenkel klärten, von wo aus dieser immer länger wurde und dann über die Linie rollte. Das 2:0 in der 70. Minute ist ein deutlicher Wirkungstreffer, die Gäste wirken konsterniert und können den nach wie vor recht präzise vorgetragenen Senner Angriffen kaum noch etwas entgegensetzen, nun fehlt allerdings auch das Glück, denn häufig fallen die Tore aus unübersichtlichen Situationen, in denen es den wacker verteidigenden Quellern einfach nicht mehr gelingt, die Gefahr zu bannen. So profitiert Marc Wittler mit dem 3:0, ehe "Schlitzohr und charmanter Schurke" Mirko Cacic einen Freistoß schnell und flach auf Malte Gruner ausführt, der dann mutterseelenalleine vor dem gegnerischen Tor keine Probleme mit dem 4:0 hat - ein Treffer individueller Klasse.

Beim 5:0 durch Malte Gruner wirkt der auch im zweiten Durchgang Schlimmeres verhindernde Torwart der Gäste etwas mit, als er den Ball nur unzureichend klärt. Beim 6:0 profitiert der sofort stark mitspielende und sich hervorragend engagierende Lars Trapp von zwei Verteidigern, die sich nach einem Standard nicht einigen können, wer den ruhenden Ball aus der Gefahrenzone klärt, sodass Trapp letzten Endes dazwischenfunken kann und denn zu spät gelöschten Ball ins Tor blocken kann. Das 7:0 in der 85. Spielminute ist eigentlich ein Eigentor, bei dem der durchweg engagierte Marc Wittler maßgeblich seine Hände bzw. seine Füße im Spiel hatte. Auch ein achtes und neuntes Tor hätte durchaus noch fallen können, ganz zum Schluss kamen die Gäste dann doch noch zu einer Gelegenheit, als die Senner auf links den Ball nicht wegbekommen, der Senner Torwart aber den leicht zu steil gespielten Ball blocken und aus der Gefahrenzone bringen kann. Im strömenden Regen und bei zunehmenden Wind- und Sturmböen endet dann das ungleiche Duell des 20. Spieltages im "Senner Wohnzimmer", bei dem im ersten Durchgang aus klarsten Chancen keine Treffer resultierten, während in den letzten 20 Minuten auch Bälle ihren Weg über die Torlinie fanden, die beim ersten Hinsehen kaum eine Torchance waren.

Den Spielverlauf der ersten Halbzeit hat man in dieser Saison schon einige Male gesehen, bei Kosova, in Oldentrup, in Steinhagen und in Halle. In drei von vieren dieser Partien ging der Schuss am Ende im wahren Sinne des Wortes nach hinten los, nur in Steinhagen rettete man sich am Ende mit einem knappen 2:1 über die Zeit. Der Unterschied bei der heutigen Partie war, dass man zu keinem Zeitpunkt die Nerven verloren und hoch konzentriert weitergespielt hat, bis der irgendwann fällige Treffer einfach da war. Und auch danach hat man gegen einen engagiert anrennenden Gegner, der alles in die Waagschale warf, clever und strukturiert weitergearbeitet, bis sich der Gegner müde gelaufen hat, um dann die sich bietenden Räume und natürlichen Unkonzentriertheiten auszunutzen. Die Zwote hat zuletzt einen ganz erheblichen Entwicklungsschritt vollzogen, der allerdings auch mit den Namen Alexander Klimusch und Felix Scharf verbunden ist. Klimusch, der mit Fabio Schiprowski zusammen wohl eine der stärksten Innenverteidigung der Kreisliga C bildet, trägt mit seiner Mentalität und Leistungsbereitschaft einen erheblichen Qualitätszuwachs bei. Felix Scharf ist mit seiner enormen Ruhe und "Unaufgeregtheit" eine starke und flexible Ergänzung in der Senner Defensive. Aber auch und vor allem Alexander Lorenz und Mirko Cacic haben ihren gemeinsamen Rhythmus gefunden. Während Lorenz zur defensiven Stabilität beiträgt und als enorm kampf- und laufstarkes Schlachtross ein höchst unangenehmer Gegenspieler ist, agiert Cacic als schlitzohriger Spielgestalter, der es selbst auf dem engen kleinen Kunstrasen am Waldbad vermag, die beiden "Raketen" Tom Friedrich und Alexander "Speedster" Schulze sowie "Silencer" Marc Wittler gefühlvoll zu bedienen. Wenn jetzt noch die Verwertung der sich zuletzt so zahlreich bietenden Torchancen auf ein deutlich besseres Niveau als zuletzt angehoben werden kann, dann sind weitere Steigerungen des kleinen Waldbadexpresses zukünftig nicht mehr nur "Potential".

Jetzt muss weitergemacht werden! Bereits am kommenden Wochenende ist man bei TuS Hillegossen zu Gast, eine Mannschaft, die sich im Hinspiel am Senner Waldbad teuer verkauft und auch bereits einige Überraschungen auf der Habenseite zu verbuchen hat. Kann der kleine Waldbadexpress weiter Tempo aufnehmen?

 

Man of the Match: Alexander Klimusch