7:3 im Südderby - Waldbadexpress legt den Schalter wieder um!

(sm) Nach einer durch Verunsicherung und zahlreiche individuelle Fehler geprägten ersten Halbzeit, hat der Waldbadexpress im Derby gegen Tabellenschlußlicht SV Brackwede die richtige Antwort auf die zurückliegende Schwächephase gefunden und mit einer deutlichen Leistungssteigerung im zweiten Durchgang die Verhältnisse klargerückt. Die Senner Treffer erzielten Timon Finger, Simon Czernia (2x), Ahmet Yildirim, Stefan Dopheide und Malte Gruner (2x).

Der stark ersatzgeschwächte Waldbadexpress von Mike Wahsner musste kurzfristig auf drei weitere Akteure verzichten und konnte somit gerade einmal zwölf Mann aufbieten, mit Felix Scharf und Tom Friedrich gesellten sich anschließend noch zwei Akteure des kleinen Waldbadexpresses hinzu. Unter der Woche hatte die letzte verbleibende große Lokalsportredaktion in Bielefeld die peinliche 2:3-Heimniederlage der Senner gegen den Tabellenfünfzehnten GSV Cosmos für einen "alarmierenden" Artikel genutzt. Schade eigentlich, dass der TuS 08 auf den einschlägigen Seiten der größten Bielefelder Zeitung und seines Internetablegers erst in solchem Ausmaß Berücksichtigung findet, wenn es mal nicht so rund läuft, aber nun ja - darauf haben wir keinen Einfluss.

 

Jedenfalls war die vergangene "schwere" Niederlage nicht spurlos an den sympathischen Jungs vom Senner Waldbad vorüber gegangen. Dennoch brachte der Senner Trainer ein starkes und durchaus eingespieltes Ensemble auf den kleinen Senner Kunstrasen, das dennoch nicht mit dem Selbstverständnis und dem Selbstvertrauen aufspielte, wie noch in den Partien direkt vor und direkt nach der Winterpause. Zwar konnten die Senner durch Timon Finger mit 1:0 in Führung gehen, allerdings verloren die Waldbadkicker gegen griffige Brackweder insbesondere im ersten Durchgang zu viele Zweikämpfe und zweite Bälle, sodass sich ab der 20. Spielminute eine Partie mit viel zu vielen Fehlern entwickelte. Lediglich Simon Czernia auf Senner Seite war durch die Gäste regelmäßig nicht zu halten, tankte sich auf seiner Flanke immer wieder durch und produzierte Torgefahr am laufenden Band, während seine Mitspieler seltsam gehemmt und vermeidend wirkten. Als die Senner in einem Strafraumgetümmel nach knapp 30 Minuten den Ball nicht wegbekommen, gelingt dem SVB ein hart geschossener aber viel zu zentraler Torabschluss auf den Senner Schlussmann, der sich jedoch vergreift und den Ball zum 1:1 durch rutschen lässt. Allerdings tankt sich direkt nach dem Anstoß der starke Czernia mit Hochgeschwindigkeit durch die gegnerischen Akteure und hämmert das Leder aus recht spitzem Winkel zum 2:1 in die Maschen. Direkt unterläuft der nach wie vor verunsichert wirkenden Senner Abwehr ein schwerer Fehler nach einem Einwurf und die Gäste kommen unverhofft zu Ballbesitz in Tornähe. Der Ball wird vor dem Sechzehner über mehrere Stationen weitergespielt, die Zuordnung in der Senner Hintermannschaft passt überhaupt nicht und der am langen Eck lauernde Brackweder Angreifer bedankt sich völlig freistehend mit dem Ausgleichstreffer zum 2:2.

Senne mit keiner guten Partie, viel Sand im Getriebe und dem Versuch ein Lokalderby körperlos zu gestalten.

 

Mike Wahsner schien in der Kabine deutliche Worte gefunden zu haben, denn die gesamte Körpersprache der Senner Elf war vom einen zum anderen Moment wie ausgetauscht. Insbesondere die Gruner Brüder Jan und Malte als auch Michel Dennin, Stefan Dopheide, Florian Helmke sowie Offensivakteur Timon Finger gingen mit einer ganz anderen Haltung in die zweiten Fünfundvierzig, was sich auch auf ihr Spiel und Zweikampfverhalten auswirkte. Senne drückte, vermied zu risikoreiches Spiel und erarbeitete sich Offensivaktionen. Auch wurde aus allen Rohren und Lagen geschossen, wodurch sofort Standardsituationen entstanden. Nach einer solchen Standardsituation ist Ahmet Yildirim zur Stelle und nickt zum 3:2 ein, allerdings hatten sich die Gäste keineswegs aufgegeben und kämpften nach Kräften gegen die immer besser werdenden Senner. Ein eigentlich ungefährlicher Schuss rutscht dem Senner Schlussmann auf dem regennassen Kunstrasen durch und Brackwede kommt unverhofft zum 3:3-Ausgleich. Aber die Senner Elf hat ihren Schneid wiedergefunden, läuft, kämpft und spielt endlich wieder! Nur kurz nach dem Ausgleich ist es wieder Simon Czernia, der das Leder zum 4:3 in die Maschen des Brackweder Gehäuses hämmert. Der Brackweder Schlussmann ist jetzt der beste Gästekicker und kann noch zahlreiche Senner Versuche vereiteln. Allerdings müssen sich die Gäste zu zehnt wehren, der Schiedsrichter hatte nach einem absichtlichen Handspiel einen bereits verwarnten Gast des Feldes verwiesen.

Nach einer hammerhart kniehoch vorgetragenen Ecke von "Zauberfüsschen" oder in dieser Szene "Betonfuß" Michel Dennin, hält Stefan Dopheide nur noch die Zehnspitze hin und es steht 5:3 für den Waldbadexpress.

 

Jetzt zeigen die Gäste Wirkung und lassen insgesamt nach, wenngleich es vorläufig hitzig bleibt. Dann strahlt Malte Gruner mit einem Schuss das 6:3 rein und die Messe ist gelesen, die Senner Jungs knieten und verbissen sich jetzt gerade zu in dieses Match und agierten endlich wieder mit der Leidenschaft, die sie eine Woche zuvor so schmerzlich hatten vermissen lassen. Mit einem kunstvollen Lupfer erhöht Torjäger Malte Gruner keine fünf Minuten vor dem Ende sehenswert auf 7:3. Die Verhältnisse sind gerade gerückt und die Senner Jungs haben den wenigen Zuschauern dieses Derbys auf einem verregneten Sonntagnachmittag eine begeisternde zweite Halbzeit geboten.

 

Ich werde mich hier nicht (mehr) aufschwingen und großartig an Tugenden oder Einstellungen appellieren. An dieser Stelle sind die Zeiten dafür vorüber, außerdem hat dieses Team inzwischen genügend eigene Köpfe und Typen mit der nötigen Mentalität dafür. Nur eines möchte ich Euch nach diesem Spiel und insbesondere nach der "bemerkenswerten" Schlagzeile der vergangenen Woche mit auf den Weg geben: Ich würde ALLES daran setzen, um den Autor am Ende eines Besseren zu belehren.

 

Man of the Match: Simon Czernia