8:1 in Versmold – Waldbadexpress mit furiosem Finale 2018!

(sm) Auch in der Höhe verdient besiegte der Waldbadexpress von Mike Wahsner und Christian Lyko das Vorjahresschreckgespenst aus Versmold per Acht-Tore-Kantersieg. Stefan Dopheide, der erneut starke Henrik Eckseler (2x) Philipp Schlegel, Simon Czernia, Michel Dennin, Dennis Ambrosius und Malte Gruner trugen sich in die Torschützenliste ein.

Nach der ganz schwachen Vorwochenleistung beim Heimremis gegen ein Team aus der unteren Tabellenhälfte musste man als Anhänger der Senner schon ein wenig mit sich kämpfen, ob man sich die 40 Kilometer nach Versmold antut, um den Senner Jungs im Rahmen eines nasskalten Dezemberspätnachmittags die Chance zu geben, sich den Ambitionen entsprechend aus dem Ligabetrieb des Jahres 2018 zu verabschieden. So viel darf vorweg genommen werden, alldiejenigen, die sich auf die Reise in den Altkreis Halle machten und der Versuchung widerstanden, sich auf dem warmen Sofa das „Gerumpel“ der Zweitligakicker von Arminia bei Sky anzuschauen, wurden dafür von den Sennern mit einer sehr starken und ansehnlichen Leistung im teils strömenden Regen belohnt.

 

Nach der enttäuschenden Leistung gegen den Lokalrivalen Hillegossen, bei der man zum Teil auch die nötige Einstellung bei zahlreichen Senner Kickern vermisste, schienen sich die Jungs vom Senner Waldbad einig, dieses Bild nicht so stehen lassen zu wollen. Wahnser und Lyko reisten mit einem starken Kader nach Versmold, sodass die Aufstellung in Teilen auch eine „Qual der Wahl“ gewesen sein dürfte. Die Coaches entschieden sich für keine Experimente und belohnten damit vor allem Akteure, die in den vergangenen Monaten einen deutlichen Schritt nach vorne in der individuellen Entwicklung gemacht hatten. So lief mit Henrik Eckseler die Positivüberraschung der bisherigen Saison als Außenverteidiger neben den routinierten Innenverteidigern Dopheide und Yildirim auf. Moritz Dennin rehabilitierte sich für seinen rabenschwarzen Sonntag gegen Hillegossen und überzeugte mit einer sehr starken, hochkonzentrierten und aggressiven Performance auf der zweiten Außenverteidigerposition. Bärenstark, kombinierfreudig und kreativ zeigte sich die Doppelsechs aus Regisseur und Kapitän Michel Dennin sowie dem überragenden Ole Gruner, der annähernd eine 100%ige Zweikampfquote vorzuweisen hatte und als „Schlachtkreuzer“ in der Zentrale beinahe unbesiegbar erschien. Flankierend über Außen wusste insbesondere Simon Czernia zu überzeugen, wenn er den Turbo anwarf und seine Gegenspieler regelmäßig nur das Nachsehen hatten, während Matthes Schwabedissen ordentliche Ansätze zeigte, aber nach langer Verletzung noch nicht wieder ganz „der Alte“ zu sein scheint. Sehr überzeugend und in dieser Spielzeit im sehr positiven Sinne geläutert zeigte sich einmal mehr Malte Gruner, der die meisten Senner Offensivaktionen mit viel Übersicht zelebrierte, torgefährlich immer mindestens zwei Gegenspieler auf sich zog und damit seinen Mitspielern viele Räume und Laufwege ermöglichte. Ebenfalls als absolute Positiverscheinung der laufenden Serie zeigte sich Philipp Schlegel, der seine Rolle als einzige Sturmspitze sehr aktiv gestaltet und durch seine Laufwege die Rolle als „erster Verteidiger“ seines Teams authentisch und mit viel Antizipationsfähigkeit ausstattet.

 

So galt es also, die „Scharte“ aus dem vergeigten letzten Heimspiel des Jahres 2018 auszuwetzen und die dort gewonnenen Eindrücke so nicht stehen zu lassen; und was soll man sagen, in bisher keinem Spiel der laufenden Saison habe ich einen so konzentrierten, aggressiven und laufbereiten Waldbadexpress wahrgenommen, wie an diesem verregneten 2. Advent. Direkt mit dem Anstoss spielt Schlitzohr Malte Gruner einen Flugball auf den durchlaufenden Matthes Schwabedissen, der mustergültig von der Grundlinie vorherflanken will und nur noch durch das Bein eines Abwehrspielers gehindert wird. Der Eckstoß von rechts kommt gefühlvoll auf den im Zentrum lauernden Stefan Dopheide, der die Kugel sogleich zur 1:0-Führung in die Maschen wuchtet. Versmold wirkte noch gar nicht so recht wach, da gelingt den Sennern dieses Mal über den geschwinden Czernia der Durchbruch und wieder retten die Gastgeber in letzter Sekunde zur Ecke. Aber, was soll man sagen, zu hochkonzentrierten Sennern gesellten sich in dieser Phase des Spiels noch nicht ganz wache Gastgeber. Wieder fliegt der Eckball vorher und findet dieses Mal in Henrik „Henne“ Eckseler einen Abnehmer, der zum 2:0 nach nicht einmal vier Minuten einnickt. Die Senner arbeiteten akribisch, mit einer enormen physischen Präsenz und ausnehmend viel Laufbereitschaft, sodass das Heimteam nahezu überrumpelt wurde und sich erst ab der fünften Minute ein wenig freispielen konnte. Der Waldbadexpress agierte flexibel im Spielaufbau, was man in der Vorwoche so sehr vermisste und war auf engstem Raum höchst präzise, sodass man trotz des Versuchs der Gastgeber, die Räume situativ eng zu stellen, immer wieder zu starken spielerischen Lösungen fand, die regelmäßig höchste Torgefahr bedeuteten. Auch als die Gastgeber das Spiel phasenweise offener gestalteten, waren die Senner im Großen und Ganzen stets Herr des Geschehens und versuchten den Ballbesitz des Altkreisteams mit aggressivem Pressing zu unterbinden. Das allgemein sehr körperliche Spiel der Waldbadkicker führte zu mehreren Standardsituationen für die darauf spekulierenden Gastgeber, direkt die erste Gelegenheit in Folge eines Freistoßes aus dem rechten Senner Halbfeld nutzte Versmold für einen sehenswerten Kopfballtreffer zum 1:2-Anschlusstreffer, der die Partie vorläufig spannend hielt. Trotz des Anschlusses arbeiteten die Südbielefelder jedoch solide und motiviert weiter, sodass weitere Torchancen nicht lange auf sich warten ließen. Vorläufig ließen die Waldbadkicker aber einige hochkarätige Chancen liegen, als zum Beispiel Simon Czernia nach einem traumhaft perfekt gespielten Konter, mit seinem starken Torabschluss am gut reagierenden Versmolder Schlussmann scheiterte. Bei einer weiteren perfekten Spielsequenz ist es Matthes Schwabedissen, der den Ball stark trifft und dieser nur minimal am langen Pfosten vorbeigeht. Versmold bleibt per Standard stets gefährlich und kann seinerseits einige ordentliche Angriffe Richtung Senner Tor ansetzen, kommt aber nicht mehr wirklich zum Abschluss. Um die 30. Spielminute herum ist es eine undurchsichtige Situation um einen vom starken Henrik Eckseler geführten Zweikampf, bei dem die Gastgeber Strafstoß fordern, während die blitzschnell umschaltenden Senner einen weiteren brillanten Konter über Czernia und Philipp Schlegel fahren. Der agile und keinen Zweikampf scheuende Schlegel bleibt im Duell mit seinem ebenfalls physisch starken Bewacher Sieger, tankt sich gegen einen weiteren Gegenspieler durch den Versmolder Sechzehner und setzt im spitzen Winkel alleine vor dem gegnerischen Torwart aufs Ganze und knallt den Ball durch den Keeper noch abgefälscht unter die Latte. Ein sehenswertes Tor durch den zuletzt mit am auffälligsten Senner. Das Heimteam haderte mit dem Schiedsrichter, in Versmold scheint es immer auf die Schlüsselfrage „Elfmeter oder nicht“ hinauszulaufen, dabei machte also auch das Jahr 2018 keine Ausnahme. Senne blieb jetzt aber insbesondere dank der starken physischen Leistungen von Mo und Michel Dennin sowie Ole und Malte Gruner spielbestimmend. Michel Dennin bekam dabei regelmäßig derbe „auf die Socken“, steckte das aber trotz einiger Blessuren vorbildlich weg und war seinem Team der stete Antreiber, der dafür sorgte, dass die Jungs jetzt nicht nachließen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes „am Ball“ blieben. Kurz darauf versuchen die Gastgeber einmal mehr den zentralen Durchbruch, aber gegen den grandios kämpfenden und spielenden Ole Gruner war am heutigen Nachmittag kein „Kraut“ gewachsen. Gruner leitet nach Ballgewinn auch direkt wieder den Konter ein und bedient den startenden Simon Czernia in stark abseitsverdächtiger Position. Czernia ist dann auch bereits am Torwart vorbei, aber der Winkel ist zu spitz für den Abschluss, sodass der Ball nochmal auf den Sechzehner zurückgelegt werden muss. Die Gastgeber hatten fix umgeschaltete und versuchten die Situation noch zu retten, ein weiterer Querpass auf den erneut einlaufenden Simon Czernia, sowie dessen humorloser Abschluss bringen mit dem 4:1 aber bereits die Vorentscheidung.

Jetzt hatte der Waldbadexpress so richtig Blut geleckt und wollte mehr, und es gab mehr!

 

Gegen konsternierte Altkreisler rollt der Express jetzt so richtig an und zelebriert den kickenden Ballsport auf engstem Raum mit perfekt präzisen Kurzpassspiel, bilderbuchmäßigen Laufwegen und vorbildlicher Griffigkeit in den Zweikämpfen. Schon hat sich der Senner kreativen Zirkel um den kaum zu haltenden Malte Gruner wieder tief in den Versmolder Sechzehner gespielt, Gruner legt aus guter Abschlussposition völlig uneigennützig auf den grandiosen Michel Dennin zurück, der aus kürzester Distanz die Kugel in die Maschen pfeffert. Mit dem 5:1 zur Pause ist die Messe zu Versmold gelegen, idyllisch springt auf dem Turm am Versmolder Kunstrasenplatz der Weihnachtsbaum an, unter dem die drei Punkte für den Waldbadexpress symbolisch gesehen bereits fein verpackt lagen.

Auch wenn bei immer wieder einsetzenden starken Regen das Verfolgen eines Kreisligafußballspiel sicherlich nichts für Zartbesaitete ist, machte dieser Ausflug aus Senner Sicht jetzt richtig Spaß, dass konnte man auch den Zuschauern ansehen, die die Reise aus dem Bielefelder Süden angetreten hatten.

Sicherlich rannten die Senner Jungs im zweiten Durchgang nicht mehr um „ihr Leben“, allerdings blieb es bei einer hochkonzentrierten und disziplinierten Leistung, bei der die Gastgeber lediglich noch versuchten, nicht vollends unter die Räder zu gelangen. Versmold war auch sichtlich bemüht die Partie mit Anstand und Engagement über die Bühne zu bringen, so blieben die ersten 20 Minuten nach Wiederanpfiff insgesamt arm an Höhepunkten. Wahsner brachte nach 55. Minuten Dennis Ambrosius für Matthes Schwabedissen und belohnte Ambrosius auf diese Weise für sein tadelloses mannschaftliches Verhalten und die auch in dieser Saison überragende Trainingsbeteiligung. Ambrosius selber sollte sich dafür auch noch belohnen. Ebenso kam kurz darauf Vollblutstürmer Timon Finger und reihte sich in die Spielweise seiner Mannschaftskameraden ein. Das führte auch gleich wieder zu neuen Impulsen, wobei insbesondere Henrik Eckseler im zweiten Durchgang Räume für eigene Vorstöße bekommen sollte. Diese nutzte der sympathische Physikstudent sogleich aus und kam in der 65. Spielminute nach einem erneut sehenswerten Senner Angriff in 14 Metern Tordistanz an die Kugel, welche er sogleich zum 6:1 in die Maschen knallte.

In der 75. Spielminute brachte Wahsner „good old“ Flori Helmke für den überragenden Ole Gruner, Helmke sollte sogleich seinen Wert für die Senner Elf unter Beweis stellen, als er einen Konter über Halbrechts anführte, vor dem Tor aber den stark einlaufenden Dennis Ambrosius in besserer Abschlussposition erspäht und diesem den Ball perfekt in den Lauf legt. Ambrosius erwischt die Kugel perfekt mit dem starken linken Fuß und hämmert diesen an den Innenpfosten, von wo aus er unhaltbar in die Maschen springt. Ein tolles, nein ein großartiges Kontertor par exellence!

Damit sollte der Reigen aber immer noch nicht beschlossen sein, mit Malte Gruner fehlte noch einer, der sich für seine starke Leistung in dieser Partie und im bisherigen Saisonverlauf belohnen wollte und darüber hinaus mit Recht den Schlusspunkt des Fußballjahres 2018, draußen auf dem Sportplatz, für sich beanspruchte. So kommen die Senner nach einer weiteren Offensivaktion in zentraler Position an einen, durch ein Foul verursachten Freistoß, den sich der auffällige Haarbandträger sogleich schnappt und für die letzte Salve 2018 hinlegt. Der Ball kommt scharf getreten über die Mauer, springt kurz vor der Torlinie auf, entwickelt dadurch einen miesen „Drive“ und zappelt kurz darauf im Netz. Mit dem 8:1 hat auch der Referee bei wiedereinsetzenden Regen ein Einsehen und erklärt das letzte Treffen der Hinserie 2018 für beendet.

 

Als jemand, der die letzten beiden Auftritte des Waldbadexpresses in diesem Jahr beiwohnen durfte, habe ich gesehen, wozu diese Mannschaften im Guten, wie im weniger Guten fähig ist. Dafür brauchte ich zwar diese beiden Spiele nicht, aber beide Partien sind in ihrer Aussagekraft sehr deutlich und sollten der Mannschaft vor Augen führen, dass sie grundsätzlich (einmal mehr!) die Chance hat, für den kleinen TuS 08 aus dem Bielefelder Süden, HISTORISCHES zu leisten. Die Entwicklung in dieser Saison ließ zunächst nichts Gutes ahnen, zahlreiche Vorbereitungspartien mussten trotz großen Kaders mangels Masse abgesagt werden, einige gingen in der Neuorientierung völlig in die Hose. Mit Anpfiff der neuen Saison zeigte der Waldbadexpress dann aber, dass er ambitioniert und engagiert eine starke Rolle spielen will und das ist ihm bisher bis auf in wenigen Ausnahmen gelungen. Auch von der verdienten Niederlage gegen den Aufstiegsaspiranten Nr. 1 ließ man sich ebenso wenig entmutigen, wie nach dem Last Minute Ausgleich in Werther.

 

Die Mannschaft wirkt gefestigt, es existiert ein gesunder Konkurrenzkampf um die Plätze in der Startformation und die Verantwortlichen rund um die Mannschaft und innerhalb des Vereins haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um dem Team bestmögliche Bedingungen zu ermöglichen.

Grundsätzlich steht also alles. Nur das „Feuerwerk“ auf dem Platz, das so viele Senner inzwischen begeistert und ans Waldbad zieht, das muss die junge Truppe um ihre Kapitäne, schillernden Persönlichkeiten, Fußballvirtuosen, starken Torhüter und tollen Jungs, Woche für Woche selber wieder entfachen (wollen).

 

Jetzt bin ich dran, mit mir etwas wünschen! Ich wünsche mir, dass diese tolle und menschlich unheimlich integre Truppe, ihre große mannschaftliche Geschlossenheit auf und neben dem Platz dafür nutzt, eine starke und überzeugende Wintervorbereitung 2019 hinzulegen, bei der man sich auf die bombigste aller Rückserien vorbereitet und die dafür erforderlichen Grundlagen schafft. Ich wünsche mir, dass alle Langzeitverletzten den Weg zurück in die Mannschaft finden und man mit Anpfiff der Rückrunde, Woche für Woche ein hochengagiertes und konzentriertes Senner Team bestaunen darf, dass sich sympathisch, fair und sportlich überragend den Platz im Endclassment der Kreisliga A sichert, den es sich selber am sehnlichsten wünscht.

 

Ich würde gerne im Sommer 2019 die schöne Senner Heimat mit dem Gefühl verlassen, dass sich die Mühen der vergangenen fünf Jahre gelohnt haben und die meisten Weggefährten dieser Zeit den wahren Wert der Gemeinschaft einer Mannschaft und eines Vereins verstanden haben.

 

Ich wünsche allen Senner Zuschauern, Fans und Sympathisanten von hier aus, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in das Jahr 2019! Vielleicht sieht man sich ja bei den diesjährigen Hallenkreismeisterschaften!

 

Man of the Match: Ole Gruner