“Riserva” trumpft im eigenen Wohnzimmer auf! – 10:2 Kantersieg gegen SG Hesseln

(sm) In einer souverän geführten Partie siegte die zweite Mannschaft des TuS 08 vom Trainergespann Georg Pantel und Jonny Friesen auch in der Höhe verdient mit 10:2.

 

Die Senner Innenverteidigung bestehend aus J-H Rüter und Martin Hahn verdiente sich das Prädikat "robust".
Die Senner Innenverteidigung bestehend aus J-H Rüter und Martin Hahn verdiente sich das Prädikat "robust".

Endlich mal wieder ein Abend ganz nach meinem „Gusto“. Okay, nicht ganz, denn die zweieinhalbstündige Autofahrt nach Hamburg, die zu absolvieren war, gehört seit 7 Jahren eigentlich nicht mehr zu meinem Sonntagabend. Naja, allerdings verging diese mit den schönen Impressionen des 15. Spieltages am Senner Waldbad und einigen ausgewählten Stücken des WDR Rundfunkorchesters wie im Fluge.

 

Dabei konnte man sich am späten Vormittag noch gar nicht so sicher sein, dass dieser Spieltag endlich mal wieder einen überzeugenden Erfolg für das Senner Ensemble „No. Deux“ bringen würde.

 

Den heutigen Gegner aus Hesseln hatte man bereits in der Vorbereitung getestet und nur denkbar knapp mit 4:3 besiegt. Darüber hinaus hatten die Altkreisler ein durchaus überzeugendes erstes Saisondrittel gespielt, waren dann aber eingebrochen. Dennoch hätten die Gäste mit einem Auswärtssieg in Senne mit dem TuS 08 gleichziehen können.

Ähnlich wolkenverhangen wie der späte Morgen am Waldbad entwickelte sich auch im Laufe der Woche und bis zum Treffpunkt die Personalsituation der „Riserva“.

Alexander Lorenz urlaubte, Maximilian Koller war verhindert, Maxi Fabry hatte seit dem letzten Dienstag nichts mehr von sich hören lassen. Alexander Klimusch hatte am vorangegangenen Spieltag derbe auf die Knochen bekommen und fiel aus. Lars Trapp musste am Sonntagmorgen krankheitsbedingt passen, Christopher Laugwitz musste für den Waldbadexpress auflaufen, um das dortige Personalproblem in der Defensive zu entschärfen. Im „Huttausch“ lief dafür Angriffsspezialist Timon Finger von der Ersten für die Zwote auf. Burhan Tokman ist seit Wochen ausgebucht und musikalisch unterwegs, auch er stand an diesem Spieltag erneut nicht zur Verfügung.

Coach Pantel musste also seine gesamte Findigkeit in die Waagschale werfen, um seine Mannen auf einen körperlich robust und ausschließlich mit langen Bällen agierenden Gegner einzustellen.

 

Vorweggenommen werden darf, dass an diesem Spieltag 11 + 3 Spieler und der Trainer ganz eng zusammenrückten und mit einer aggressiven, engagierten und beinahe kompromisslosen Leistung die drei Punkte im „Senner Wohnzimmer“, dem kleinesten Kunstrasenplatz Bielefelds, behielten.

Dazu bot Pantel Martin Hahn und Jan-Hendrik Rüter in der Innenverteidigung auf, die eine sehr präsente und nur selten verwundbare Darbietung abgab. Benjamin Panguene auf der Position des rechten Verteidigers tat sich lange schwer mit der Partie und dem engen Raum, gewann aber ab dem zweiten Durchgang immer mehr hinzu und agierte fortan solide. Tom Friedrich in der linken Verteidigung bot erneut eine starke, hochengagierte und läuferisch ambitionierte Leistung, bei der er sich einen Treffer mehr als verdient hätte.

Durch Trapps Ausfall schob Fabio Schiprowski als Lorenz-Ersatz auf die zweite Sechserposition und zeigte eine hervorragende Leistung. Nicht einen Zweikampf verlor Schiprowski im zentralen Mittelfeld und tankte sich insbesondere im zweiten Spieldrittel mehrfach mit Ball am Fuss durch die gegnerischen Reihen, die Schiprowski kaum zu stoppen wussten. Im rechten Mittelfeld bot „Speedster“ Alexander Schulze einen granatenstarken Auftritt und verdiente sich Bestnoten mit Abzügen in der B-Note, über die noch zu schreiben sein wird…

Im linken Mittelfeld erhielt Umut Yamaci nach der schwachen Vorwochenleistung von Pantel die Gelegenheit zu Rehabilitierung und bot einen sehr soliden und engagierten Auftritt, bei dem er auch einen Treffer in Zusammenarbeit mit dem quirligen Friedrich vorbereitete.

Offensiv absolvierte Maximilian Neumann sein Pflichtspieldebüt und machte das sehr ordentlich, was er auch durch das wichtige „Kämpfertor“ zum 2:0 dokumentierte.

Vorne drin bewies Timon Finger sofort seine höhere Klassenzugehörigkeit und bot eine starke Stürmerleistung, bei der er drei sehenswerte Tore erzielte und drei weitere durchaus möglich gewesen wären.

 

Überragend präsentierte sich aber bei diesem für die Tabellensituation der Senner richtungsweisenden Spiel, der zweite Sechser, Mirko „Balkan-Sonnenschein“ alias Casevic Cacic. Der Ballvirtuose zelebrierte die Partie über 90 Minuten, drückte ihr unverkennbar seinen Stempel auf und drückte die Klaviatur des Regisseurs auf dem Feld, wie sonst nur die Fernbedienung auf dem heimischen Sofa. Beinahe Bestnote mit Abzug beim einzigen Freistoß in Tornähe, denn der war echt schlecht…J

 

Grundsätzlich war das Szenario in der Senner Kabine vor Spielbeginn beinahe schwermütig wie der tropfenweise fallende Novemberregen. Beinahe depressiv, hätte man beim Umziehen eine Stecknadel fallen hören. Ich konnte das gar nicht so wirklich deuten, „aber vielleicht ist es gar nicht mal so verkehrt, wenn nicht nur daher gequatscht wird“, dachte ich so bei mir. Mit witzigen Akzenten präsentierte sich dann auch der Senner Teamverantwortliche bei seiner Ansprache, die irgendwie so völlig anders war als sonst.

 

Tom Friedrich bot eine durchsetzungsstarke und läuferisch ambitionierte Partie.
Tom Friedrich bot eine durchsetzungsstarke und läuferisch ambitionierte Partie.

Aber wer dann mit Anpfiff durch den insgesamt sehr guten Referee, von der Sorge getrieben war, die „Riserva“ würde ihre Grabesstimmung mit auf den Platz nehmen, der sah sich umgehend eines Besseren belehrt. Direkt der erste Spielzug führt zu einer sahnemäßigen Vorarbeit auf den durchstoßenden „Speedster“ Schulze, der aber zum Entsetzen der Anwesenden, das Leder aus weniger als zehn Metern Tordistanz halbhoch und viel zu schwach abschloss. Dazu muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Schulze beim Aufwärm-Torschuss eine Quote von 7/7 (7 Treffer bei 7 Schüssen) hinlegte, die Statik des Aluminium-Gehäuses mit seinen 180 Km/h-Hämmern beeinträchtige, das Tornetz durchlöcherte und beim Senner Schlussmann die Erwägung einer Anzeige wegen versuchter Körperverletzung auslöste.

 

Kurz darauf steht Timon Finger doppelt kurz aufeinander folgend einschussbereit vor dem Gästetor, aber es sollte einfach noch kein Tor fallen.

Dann aber schlägt Cacic in „seinem Wohnzimmer“ einen begnadeten Diagonalpass auf den stark gestarteten Schulze, der den Ball am herauseilenden Torwart vorbeispitzelt und dann ins Tor schiebt.

 

Die Gäste spielen ausschließlich „Langholz“ und können damit zeitweise sogar Torraumnähe erzeugen, bleiben dabei aber im Abschluss zunächst kaum zwingend. Die Senner sind es derweil, die flexibel und durchaus ansehnlich den Ball laufen lassen. Sicher kann auf dem engen Platz nicht alles gelingen, wesentlich und ausschlaggebend war aber, dass bei Ballverlusten sofort kollektiv nachgesetzt wurde. Kurz darauf können die Senner sich wieder über Cacic, Friedrich und Yamaci vorne reinspielen, Maximilian Neumann geht mit viel Engagement zum Ball und kann das Leder aus allernächster Nähe am gegnerischen Torwart vorbei in die Maschen schleusen.

Kurz darauf können sich die Gäste aber etwas länger in der Senner Hälfte festsetzen und zum Erfolg kommen. Der Senner Torwart hatte sich bei einem langen Einwurf verschätzt und den Ball nicht erreicht. Im Rücken gelang es dann nicht mehr die Kugel zu klären und die Gäste können etwas aus heiterem Himmel den Anschluss erzielen – klarer Torwartfehler.

Kurz darauf baut die ansonsten starke Senner Innenverteidigung ihren einzigen kapitalen Bock, aber mit vereinten Kräften kann die Gefahrensituation gebannt werden. Dann sind die Senner wieder deutlich am Zug, Timon Finger spekuliert bei einem hohen Pass in den Sechzehner auf einen Lapsus des Gästekeepers, der passiert auch prompt und Finger kann seinen ersten Treffer zum 3:1 erzielen.

Nur eine Minute später ist es wieder ein gefühlvoller stark getimter Cacic-Flugball, den die Gästeabwehr per Kopf unhaltbar ins eigene Tor lenkt – 4:1.

Danach das letzte wirkliche Aufbäumen der Gäste, Tom Friedrich spielt im Sechzehner ein Allerweltsfoul, das der Schiedsrichter aber außerhalb des Sechzehners gesehen haben wollte. Kurz darauf schien den guten Referee das schlechte Gewissen zu plagen, nach einer unübersichtlichen Situation im Senner Sechzehner erkennt er auf einen eher fragwürdigen Strafstoß für Hesseln. Das 4:2 bringt temporär nochmal Hektik in die Partie, kurz vor der Pause können sich aber Friedrich und Yamaci über links weit in die gegnerische Hälfte spielen und Mirko Cacic bedienen, und der drischt dann -nach anderthalb Pirouetten- die Kugel, trocken wie mein Rasen im vergangenen Sommer, unter die Latte.

Das 5:2 zur Pause ist hochverdient aber in Anbetracht der klaren Gelegenheiten, fast zu wenig, aber wir wollen mal demütig sein, das haben wir auch schon ganz anders fertiggebracht.

 

Fabio Schiprowski und Maximilian Neumann trafen beide für ihre Farben. Coach Georg Pantel (im Hintergrund) gefiels!
Fabio Schiprowski und Maximilian Neumann trafen beide für ihre Farben. Coach Georg Pantel (im Hintergrund) gefiels!

Wer nun dachte, die Gäste würden mit Anpfiff zum zweiten Durchgang nochmal in die Vollen gehen, der sah sich getäuscht. Ein top aggressives und engagiertes Senner Team erspielte sich sofort wieder Feldvorteile und ein weiterer Zuckerpass vom heutigen „Man of the Match“, Mirko Cacic, schickt einmal mehr den „Speedster“ auf die Reise. Dieser hat den herauslaufenden Torwart schon sehenswert überlupft und der Ball springt Richtung Torlinie, kurz davor erläuft aber der aus der Tiefe des Raums kommende Fabio Schiprowski den Ball und gibt ihm den letzten „Anschwung“. Mit dem 6:2 ist die „Messe gelesen“, aber die Senner Jungs hatten jetzt richtig Bock und erarbeiteten sich zahlreiche weitere Chancen. Timon Finger grüßt mit zwei wunderschönen Stürmertoren zum 7 und 8:2, kurz zuvor hatte Pantel bereits den zuletzt sehr überzeugenden Marcel Schmidt und Ivo Dalhoff für Schiprowski und Yamaci gebracht. Das dritte Drittel der bereits entschiedenen Partie verschlafen die Senner insgesamt, kommen aber durch Alexander Schulze und einen Freistoß in allernächster Tordistanz zu weiteren guten Gelegenheiten. Martin Hahn und Jan-Hendrik Rüter zeigen derweil eine ganz starke Abwehrperformance, sodass sich die Handvoll Torraumszenen der Gäste aus Zufällen und Freistößen nach ungeschicktem Einsatz ergeben, alles samt bleibt folgenlos.

 

Am Ende kann sich auch Fabian Beister, der sich kurzfristig für den erkrankten Trapp, einsatzbereit gemeldet hatte (Danke hierfür!!) mit einem Handelfmeter in die Torschützenliste eintragen, nach dem „wie“ des Elfmeters fragen wir dabei besser mal nicht.

 

Den Schlusspunkt und damit den Treffer zum zweistelligen Ergebnis darf dann mit Alexander Schulze ein Spieler setzen, der in den letzten Wochen eine großartige Entwicklung hingelegt hat, die Lust auf mehr macht.

 

Auf der einen Seite sollte man dieses Schützenfest nicht überbewerten, auf der anderen Seite wurden endlich mal in etwa 50% der sich bietenden Gelegenheiten genutzt. Hesseln hatte bis dahin aus 14 Spielen nur 23 Gegentreffer mitgenommen, ein Spitzenwert der Liga!

Andererseits hat man gegen einen robusten und wenig kreativen Gegner hochengagiert und auf dem engen Raum konzentriert agiert. Senne war eindeutig das aggressivere Team mit der besseren Zweikampfquote und der Begabung, die Mindestmaße der Spielfläche für die eigenen Spielzüge geschickt zu nutzen.

Der gesamten Truppe gebührt für diesen wirklich engagierten Auftritt ein Kompliment. Man hat die blöde Niederlage in Sennestadt abgehakt und sich auf diese Partie heute voll und ganz eingelassen. Die starke Performance von Timon Finger vorne drin hat dann weiteren Antrieb für diesen auch in der Höhe verdienten Sieg gegeben.

 

Ein Spiel steht für 2018 noch aus. Ein unbequemes Match gegen einen unbequemen, robusten und spielstarken Gegner auf dessen riesiger „Betonplatte“ in Milse. Da wird mindestens dasselbe Engagement vonnöten sein, wie in der heutigen Partie, möchte man etwas Zählbares mitnehmen. Sicher wäre es schön, als Tabellendritter überwintern zu können. Dafür muss man sich jetzt aber unter der Woche nochmal derbe am Riemen reißen und dann mit Selbstbewusstsein nach Milse fahren. Einfach wird das nicht, aber wenn es einfach wäre, dann könnte es ja jeder.

 

Eine schöne Woche und bis Freitag!

 

Man of the Match: Mirko Cacic