4:2 – Waldbadexpress mit Arbeitssieg gegen Amshausen

(sm) Gegen Aufsteiger Amshausen reichte dem Waldbadexpress von Mike Wahsner und Christian Lyko auch eine weniger erbauliche Performance, um am Ende durch die Tore von Philipp Schlegel, Malte Gruner, Michel Dennin und Simon Czernia die Punkte in der herbstlichen Senne zu behalten.

„Klappern gehört zum Handwerk“ besagt eine Redensart, wie sehr und auf welche Art und Weise man klappert, ist dabei wohl vom persönlichen Gusto des jeweiligen oder der jeweiligen Protagonisten abhängig. Gerade Frotzeleien, fein gewürzt mit wohl dosierten Emotionen, machen am Ende wohl nicht nur auf der Bühne der höchsten Spielklasse, sondern auch in der Kreisliga das aus, was man unter dem Volkssport Nr.1, dem Fußball so versteht.

Wird das ganze am Ende mit ein wenig Feingeistigkeit garniert, macht das Ganze nach meinem Empfinden umso mehr Freude. Nun ja, Feingeistigkeit ist nicht jedem gegeben. Das konnte man im Rahmen einer zuletzt berühmt gewordenen Pressekonferenz erleben und das liest man auch ab und an in der inzwischen prominent gewordenen Kreisligavor- und Nachberichterstattung. Nun, geklappert wurde im Vorfeld der Kreisligapartie zwischen dem TuS 08 und dem TSV Amshausen, der im vergangenen Jahr als Zweitplatzierter der Kreisliga B -ein wenig zufällig- direkt aufgestiegen war, auch.

Aber der heutige Gast am Waldbad hat bisher seine A-Liga Tauglichkeit mehr als nachgewiesen und sich sportlich als gewachsene, engagiert auftretende Einheit präsentiert. Da sich ja einige Gästekicker bereits zwei Wochen zuvor bei der Partie der beiden Reserveteams ans Waldbad gewöhnen konnten, durften sich die Zuschauer am heutigen Nachmittag auf eine vielversprechende A-Liga Begegnung freuen.

 

Direkt mit Anpfiff des sehr jungen aber insgesamt sehr souverän leitenden Schiedsrichters drängte der Waldbadexpress den Aufsteiger in dessen Hälfte und hielt ihn dort auch im Großen und Ganzen das Anfangsviertel fest. Allerdings vergaßen die Senner im Rahmen ihrer dominantesten Spielphase das Tore schießen, so hätte das Wahsner-Lyko Ensemble nach 15 Minuten bereits deutlich führen können, aber sowohl Simon Czernia als auch Malte Gruner und Philipp Schlegel scheiterten zu Beginn noch. Doch rollte der Express vom gut aufgelegten Kapitän und Regisseur Michel Dennin angetrieben recht flüssig, sodass der auffällige und sehr agile Philipp Schlegel nach knapp zwanzig Minuten, sehenswert in Szene gesetzt aus gut zwanzig Metern mit einem harten und platzierten Flachschuss die hoch verdiente Führung für die Senner markieren kann. Vorläufig agierten die engagierten Gäste ausschließlich über lange Bälle in den Raum, die aber regelmäßig Beute der vorläufig sicheren Abwehr um Stefan Dopheide und Ahmed Yildirim wurden.

Auch wenn sich die Gäste im zweiten Drittel der Partie etwas vom Senner Druck befreien konnten, lief das Match doch im Großen und Ganzen in eine Richtung. Die beiden Außen Schwabedissen und Czernia ließen immer wieder ihre Hochgeschwindigkeitsfähigkeiten aufblitzen, insbesondere Schwabedissen hatte aber viel Mühe mit der Partie und konnte sich nur selten maßgeblich in Szene setzen lassen. Als ihm dieses gelang, wurde es auch gleich brandgefährlich, sodass sich ein Gästeverteidiger nur durch Umreißen zu wehren weiß und der Unparteiische ohne zu zögern auf den Punkt zeigt.

Malte Gruner verwandelt den fälligen Strafstoß mit etwas Glück zur verdienten Pausenführung, in Anbetracht der Gelegenheiten hätte der Waldbadexpress höher führen können, insgesamt hatte man aber nach der Führung ein paar Gänge zurückgeschaltet und sich ein höheres Ergebnis auch nicht mehr verdient.

 

Im zweiten Durchgang sah man es auf Senner Seite wohl nicht mehr für erforderlich an, dem Gegner mit dem gebotenen Engagement und Laufbereitschaft zu begegnen, der dadurch Morgenluft witterte. Anstatt mit einem weiteren Tor die Partie frühzeitig zu entscheiden, ließ man die Gäste ins Spiel kommen und diese konnten dementsprechend Geländegewinne und Offensivsituationen kreieren. Auch zeigte sich die Defensive bei weitem nicht mehr so sattelfest wie im ersten Durchgang und erlaubte sich den einen oder anderen Schlendrian. Die Gäste kamen daher zu Torraumszenen, konnten aber erst mit Senner Hilfe eine wirkliche Torchance herausarbeiten, als ein Gästeakteur mit Ball am Fuß an der äußerst rechten Sechzehnerkante auf dem Weg aus dem Strafraum heraus gefoult wird und der Schiedsrichter auch dieses Mal auf den Punkt zeigt. Amshausen nutzt den Strafstoß nicht ganz unverdient zum Anschluss, erst jetzt zeigen die Senner wieder mehr Präsenz und Engagement.

Die Partie verflachte nach dem „After-Break-Rush“ der Gäste ein wenig, Senne produziert allenfalls noch Stückwerk und ist weit von den eigenen spielerischen Möglichkeiten entfernt. So entwickelt sich ein unansehnliches Kreisligaspiel bei kalten und unwirtlichen Bedingungen rund ums Waldbad.

Mike Wahsner hatte bereits zur Pause Gian-Luca Gentile für Matthes Schwabedissen gebracht, Gentile fand aber keine rechte Bindung zum Match seiner Farben und blieb insgesamt blass.

Wenn es spielerisch mal nicht rund läuft, dann muss dann und wann eben über individuelle Qualität etwas gehen und dafür hatten die Senner an diesem Spieltag ihr „Zauberfüsschen“ Michel Dennin, der sich gut zehn Minuten nach dem Anschlusstreffer einmal mehr im zentralen Mittelfeld durchsetzt und aus knapp 25 Metern einen verdeckten Schuss ablässt, den der ansonsten gute Gästekeeper wohl erst spät zu sehen bekommt und daher nicht mehr adäquat reagieren kann, Senne führt wieder 3:1.

Insgesamt muss die Senner Abwehr im zweiten Durchgang mehr ackern als ihr eigentlich lieb sein konnte, nur wirklich zwingend wurden die Gäste, die obendrein aus zahlreichen Fehlern in der Senner Defensive profitierten, aber auch nicht.

So ist es erneut ein Geschenk der Gastgeber, das die bis zum Ende engagiert kämpfenden Altkreisler zum erneuten Anschluss eine Viertelstunde vor Schluss nutzen können. Einen eher halbherzigen Schuss aus gut zwanzig Metern kann der bis dahin tadellose Jan Partmann nicht festhalten, ein Amshausener Angreifer schaltet am schnellsten und trifft zum 3:2.

Jetzt wird es noch mal unangenehm, Amshausen wirft alles nach vorne, um gegen die unsichere Senner Defensive zu Chancen zu kommen. Das wiederum schafft Räume für die nur noch wenig zustande bringende Senner Offensivabteilung, die kann diese noch einmal gewinnbringend nutzen und Simon Czernia schließt einen Konter zum 4:2 ab.

Trotz einer Amshausener 1000% Chance nach einem schweren Patzer in der Senner Abwehr kurz vor dem Schlusspfiff bleibt es beim 4:2. Auch wenn es mal nicht rund läuft, muss man so einen Arbeitssieg nach Hause bringen. Wäre man dazu nicht in der Lage, wer weiß, vielleicht wäre es dann nur Zufall, dass man derzeit an der Tabellenspitze steht.

 

Auf der einen Seite ist es eine schöne Momentaufnahme, dass man derzeit auch diese schmutzigen Spiele einfach mal gewinnt. Ich kann mich an Partien in der vergangenen Saison erinnern, da ging man in solchen Spielen höchstens noch mit einem ganz späten Punktgewinn vom Feld. Allerdings sollte man sich nicht davon täuschen lassen, dass es am Ende irgendeiner der Individual-Könner schon regelt. Der zweite Durchgang gegen einen vor allem physisch robusten Gegner sollte Anlass dazu geben, das Engagement so hoch zu halten, dass man am Ende nicht doch noch in die Bredouille gerät.

 

Allerdings nehme ich es, nachdem ich meinen eigenen „Absprung“ aus und von der ersten Mannschaft abgeschlossen habe, sehr erfreut zur Kenntnis, mit welchem Selbstbewusstsein und „Wir-Gefühl“ hier, nach einer katastrophalen Vorbereitung, inzwischen sehr erfolgreich gearbeitet wird. Das wird man für die nun folgenden „Kracher“ auch dringend brauchen.

 

Man of the Match: Michel Dennin