2:1 in Steinhagen – Erneutes Unvermögen vor dem Tor zieht hektischen zweiten Durchgang nach sich

(sm) Hochverdient, aber in Folge eines durch die Gastgeber vergebenen Elfmetergeschenks, denkbar knapp, hat die „Riserva“ von Georg Pantel das Auswärtsspiel bei der zweiten Mannschaft von Türk Sport Steinhagen mit 2:1 (1:1) gewonnen. Die Senner Treffer erzielten Maximilian „Fabreezy“ Fabry und „CL7“, Christopher Laugwitz.

Spätestens seit dem 10. Spieltag und damit nach Vollendung des ersten Saisondrittels der Spielzeit 18/19 steht eine Erkenntnis rund um die neuformierte „Riserva“-Truppe unumstößlich fest: Die zweite Mannschaft des TuS 08 Senne I ein Sturmproblem. Der durch ein Auslandssemester in Schottland bedingte Ausfall von „Silencer“ Marc Wittler ist durch die etatmäßigen Protagonisten des zweiten Waldbadensembles nicht zu kompensieren. Dabei geht es gar nicht mal darum, dass diejenigen, die sich da Woche für Woche mit viel Einsatz, Mühe und Bereitschaft in der Offensive auf Torejagd begeben, sich zu wenig Bewegen würden oder keine Bälle bekämen – nein! Es ist schlichtweg der Tatsache geschuldet, dass den Jungs vor dem Tor die Nerven flattern, es an Konzentration mangelt und das runde Leder in bemerkenswerter Regelmäßigkeit aus weniger als elf Metern Tordistanz genauso hoch über jenes hinweggeballert wird. Dankbar muss man an dieser Stelle einfach für einen vermeintlich „alten Hasen“ wie Christopher Laugwitz sein, der sich trotz immenser körperlicher Probleme da 90 Minuten auf den Platz stellt und dann aus der zweiten Reihe einen Abpraller im Gehäuse unterbringt.

Die Aufgabe war alles andere als einfach, die sich dem unverwüstlichen und leiderprobten Coach Georg Pantel, der nach dem Rücktritt von Co-Trainer Jonny Friesen alleine die Geschicke der zweiten Mannschaft leiten muss, stellte:

Der in den letzten Wochen hervorragend aufspielende zweite Kapitän der Senner, Lars Trapp, musste verletzungs- und krankheitsbedingt passen. Der Hochgeschwindigkeitsexpress auf Linksaußen, Tom Friedrich, war aufgrund eines neuerlichen Einsatzes bei der ersten Mannschaft unter der Woche, wo erneut der halbe Kader ausgefallen war, nicht spielberechtigt und fehlte der „Riserva“ ebenso schmerzlich wie Trapp. Der zuletzt ebenfalls sehr ordentlich aufwartende Ivo Dalhoff musste wegen seiner Ausbildung zum Übungsleiter die Segel streichen. Leihgabe Luka Marquardt stand leider auch nicht zur Verfügung, noch nicht wieder einsatzbereit fehlte darüber hinaus Daniel Wegwerth, der seine Farben aber ebenso nach Steinhagen begleitete, wie Fabian Beister. Außerdem fehlte krankheitsbedingt „Speedster“ Alexander Schulze, der in den vergangenen Wochen peu à peu zu den Sennern zurückgekehrt war.

Positiv und besonders kostbar waren indes die Rückkehr von Kapitän Alexander Lorenz und Innenverteidiger Fabio Schiprowski in die Reihen der „Riserva“. Beide Akteure bewährten sich sofort wieder und verdienten sich gute Noten. Mit sorgenvoller Miene musste Coach Pantel darüber hinaus aber zur Kenntnis nehmen, dass mit „Balkan-Sonnenschein“ Mirko Cacic und „CL7“, Christopher Laugwitz, gleich zwei seiner Leistungsträger schwer angeschlagen somit an und für sich kaum wettbewerbsfähig ins Match gingen.

Ins Tor der „Riserva“ kehrte der unter der Woche beruflich abwesende Stefan Mahne zurück, mit Jan-Hendrik Rüter und Fabio Schiprowski lief die angestammte Innenverteidigung auf, die insgesamt gut funktionierte, am unnötigen und kaum verdienten Gegentreffer aber wesentlich mitwirkte. Der erfolgreiche Sänger in den Senner Reihen, Burhan Tokman war in der Nacht von einem Auftritt zurückgejettet, um seiner Mannschaft erneut als rechter Verteidiger zu dienen, als linker Verteidiger spielte der athletisch und durchsetzungsstarke Maximilian Koller eine starke Partie.

Das „Maschinendeck“ der Senner Elf besetzten nach drei Wochen endlich wieder „Steppensturm“ Alexander Lorenz sowie Mirko Cacic, der sich sichtbar durch die Partie quälte, aber nach wie vor insbesondere im ersten Durchgang stark Regie führte. Lorenz arbeitete sich im ersten Viertel wieder an die Spielweise seiner Mannschaft heran und avancierte vor allem im äußerst hitzigen letzten Drittel der Partie zum Garanten für die drei Punkte. Auf den Außenpositionen des Mittelfeldes musste Georg Pantel sich etwas einfallen lassen und lag mit seinen Entscheidungen sowie den dazugehörigen persönlichen Ansprachen goldrichtig: Angestammt spielte Christopher Laugwitz über rechts und absolvierte in Anbetracht seines erheblichen Handicaps eine erstaunliche Leistung über 90 Minuten. Auch Pantels Ansprache an Mert Kilic hatte ihren Zweck nicht verfehlt! Erstmalig von Beginn an dabei, zeigte Kilic über 45 Minuten seine bisher stärkste Saisonleistung und engagierte sich deutlich. Offensiv liefen die beiden sympathischen Youngsters, Maximilian „Fabreezy“ Fabry und Umut Yamaci auf. Während Fabry traf, zeigte Yamaci seine bisher engagierteste Saisonleistung, allerdings vergab der ehemalige A-Jugend-Torjäger zahlreiche Großchancen aus aussichtsreichen Positionen.

Als Reservisten standen Pantel Marcel Schmidt, Robert Schymonek, Artur Domoschakov und der frühzeitig eingewechselte und dabei sofort stark performende Benjamin Panguene zur Verfügung.

BP 17, Benjamin Panguene gehört zweifellos zu den positiven Entwicklungen der laufenden Saison
BP 17, Benjamin Panguene gehört zweifellos zu den positiven Entwicklungen der laufenden Saison

Trotz der vielen Unwägbarkeiten, vermeintlichen Schwächungen, Handicaps und in Anbetracht eines völlig unberechenbaren Gegners, zeigte die „Riserva“ mit Anpfiff des einige Male diskutablen Referees, in den ersten vierzig Minuten die spielerisch wohl beste Saisonleistung. Beinahe in Manier einer Mannschaft, die tatsächlich in der oberen Tabellenregion der Kreisliga C etwas zu suchen hat, ließen die Waldbadkicker souverän die Kugel auf einem der besten Kunstrasenplätze in Bielefeld laufen. Es wurde sauber verschoben, präzise gepasst, unnötigen Zweikämpfen aus dem Weg gegangen und sofort in sich öffnende Räume gespielt, wenn der Gegner versuchte, in der eigenen Defensive Bälle durch anlaufen zu erobern. Allerdings hatten die Gastgeber die erste gute Torchance, als der Schiedsrichter knapp zehn Meter in der Senner Hälfte einen Handfreistoß für die Gäste gab, als sich der schuldlose Maximilian Koller durch die Sonne sichtbar geblendet vom hereinfliegenden Ball wegdrehte und die Kugel unglücklich seine Hand touchierte. Der Freistoß wurde einmal mehr brandgefährlich, weil erneut die gesamte Senner Defensivabteilung stehen geblieben war und die heimischen Akteure völlig alleingelassen, gleich zu Dritt das hereinfliegende Leder verpassten.
Das war es aber auch für die kommenden 35 Spielminuten vor Mahnes Tor, die Gastgeber sollten vorerst nicht mehr den Hauch einer Chance haben. Allerdings ließen die Senner auch gleich mal die erste von gut und gerne zwölf bis fünfzehn Großchancen liegen, als sich keiner der Waldbadkicker traut, nach einem perfekt vorgetragenen Angriff aus optimaler Position auf das Tor abzuschließen. Kurz darauf gelang es aber einen starken Angriff über die rechte Senner Seite zu setzen, bei dem sich Mert Kilic den Ball sehenswert erkämpfte, um dann auf den startenden Maxi Fabry zu spielen, der sich im Kuddelmuddel gegen seinen Bewacher durchsetzen kann, den Ball irgendwie am liegenden Keeper vorbeimogelt, um diesen dann ins leere Tor zu schießen. Bereits nach vier Minuten ist die Senner Führung in Folge eines höchstdominanten Spielstils mehr als verdient. Was dann jedoch folgte, habe ich selber vor 12 Jahren bei der damals im Wiederaufbau begriffenen zweiten Mannschaft zum letzten Mal in dieser grausigen Zwangsläufigkeit zum letzten Mal gesehen.
Mit einer nicht mal in der Woche zuvor gesehenen Effektivität spielte sich das Senner Team geradezu in einen Rausch. Mal über kurze, schnelle „Kleinklein“-Kombinationen, dann wieder über lange Bälle gegen höher verteidigende Gastgeber, dann wieder über perfekte Seitenwechsel mit clever agierenden Außen- und Zentralakteuren erspielte sich die Mannschaft von Georg Pantel eine hundertprozentige Torchance nach der nächsten. Kurz nach dem 1:0 braucht der top engagierte Umut Yamaci aus kürzester Torentfernung nur noch einzuschieben, schießt den Ball aber weit über das Gehäuse. Cacic verzieht zwei Mal sehenswert aus knapp 18 Metern, Lorenz trifft aus derselben Distanz mehrfach nur den Ballfangzaun. Allerdings haben die Gastgeber auch unverhohlenes Schiedsrichterglück, als der heimische Torwart beinahe auf der Grundlinie einen Senner Akteur kompromisslos „fällt“, nachdem der Ball bereits abgespielt war und die Pfeife des Schiedsrichters stumm blieb. Bereits nach einer knappen Viertelstunde musste außerdem der gut aufgelegte „Fabreezy“ Fabry das Spielfeld räumen, als der Torwart bei einer Faustabwehraktion sowohl den Ball, als auch der rechte Auge von Fabry „wegfaustete“. Fabry kam dennoch zur Schlussoffensive zurück auf den Platz – grandioser Einsatz vom immer gut aufgelegten Youngster. Der für Fabry eingewechselte Benjamin Panguene knüpfte sofort auf seine recht ordentlichen letzten Auftritte an und gehört bisher zu den durchgängig positiven Erscheinungen der Saison. Ben hat, obwohl er zu Saisonstart kaum Einsatzzeiten hatte, stets zur Stange gehalten, intensiv und kontinuierlich trainiert und war dann da, als die Mannschaft ihn brauchte. Aber nicht nur, dass er dann da war, hat er auch sofort ein Leistungsniveau abgerufen, mit dem er seinen Einsatz zudem mehr als rechtfertigte. Dabei zeigte er vor allem ein starkes Verhalten bei eigenen Ballverlusten sowie Ballverlusten des eigenen Teams, denen er im Höchsttempo nachging und somit die Angriffsaktion des Gegners störte, bevor diese sich entfalten konnte.
Häufig sucht man ausschließlich bei den fußballerisch Leistungsstarken nach Vorbildern. Allerdings sind in unseren unsteten und durch wenig Zuverlässigkeit sowie noch weniger Verantwortungsbewusstsein geprägten Zeiten, Spieler wie Ben Panguene eine große Wohltat, die sich dann zur Sache bekennen, wenn die Lage kompliziert bis kritisch ist. Dann ohne mit der Wimper zu zucken und ohne ein einziges Wort des Haderns aufzulaufen, das verdient Anerkennung.
Panguene machte seine Sache als „Stoßstürmer“ dann so gut, dass er gleich zwei Mal zu größten Torchancen kam. Allerdings fehlte dann alleine in halblinker Position nach schönem Sololauf beinahe auf der Grundlinie der letzte Mut, den Ball selber ins Tor zu schießen. Somit war es ganz gleich, wer da vor des Gegners Tor zum Abschluss kam, die Senner vermochten es einfach nicht, einen nur halbwegs platzierten, strammen Torschuss auf das Gehäuse zu bringen. Somit zelebrierte man über das gesamte erste Drittel der Partie einen für C-Liga-Verhältnisse nahezu perfekten Aufbaufußball, ohne die dazugehörigen Tore zu erzielen. Selbst bei schlechter Chancenverwertung müssen die Waldbadkicker deshalb bis zur 35. Spielminute mit 4:0 führen, die Partie wäre gelaufen gewesen.
Aber die Phrasen des Fußballsports verdienten sich einmal mehr ihre völlige und uneingeschränkte Gültigkeit, als aus der Senner Innenverteidigung ein unkonzentriertes und viel zu lasches Anspiel auf den angeschlagenen und dementsprechend weniger agilen Cacic
produziert. Der einzige Heimakteur, der bis dahin so etwas wie Torgefährlichkeit zumindest im Ansatz versprühte, kann den zu kurzen Harakiri-Pass in der Zentrale erlaufen und steht plötzlich in halblinker Position alleine vor Keeper Mahne in zwölf Metern Torentfernung. Der Angreifer schließt ab, in diesem Augenblick tritt der stark aufspielende Fabio Schiprowski in die Szene und fälscht den zentral und halbhoch auf Mahne zufliegenden Ball so unglücklich ab, dass dieser über Mahne hinwegspringt und ins Senner Tor hineinfällt.
Die zweite Torchance der Gastgeber und es steht nach 35. Dominant geführten Minuten 1:1.
Bis zur Pause hielten die Waldbadkicker zwar ihr überlegenes Spiel durch, trotz drei weiterer Top-Chancen (u.a. Cacic schießt aus gut sechzehn Metern knapp am Winkel vorbei) blieb es aber beim erschreckenden 1:1 zur Pause.

Maximilian "Fabreezy" Fabry holte sich mit höchstem Engagement ein Blaues Auge.
Maximilian "Fabreezy" Fabry holte sich mit höchstem Engagement ein Blaues Auge.

Es ist enorm belastend, sich von weit hinten aus anzusehen, wie dort allerbeste 1000%-Chancen nicht verwertet werden, während die Defensive für nur einen einzigen Fehler in 45 Minuten sofort in aller Konsequenz bestraft wird. Alles Weitere, was in den Minuten 46 bis 90 passiert muss sich das Senner Team in sehr hohem Maße auf die eigene Fahne schreiben.
Mit Wiederanpfiff der Partie entwickelt sich bei sonnigem Herbstwetter auf dem absolut tollen Kunstrasenplatz in Steinhagen ein überaus hektisches, energisches, skandalumwittertes und bis zur letzten Minute offenes Kampfspiel. Der Schiedsrichter machte überhaupt keine glückliche Figur und sollte ein ums andere Mal ins Zentrum des gesteigerten Interesses wandern. Das lag nicht einmal daran, dass er in der Vielzahl der Entscheidungen falsch gelegen hätte, sondern eher daran, dass er zum Teil „interessant“ entschied.
Die Gastgeber, die bereits einige der Top-Teams der Liga zu Fall gebracht hatten, entwickelten gegen die nicht mehr halbwegs so geordnet wie im ersten Durchgang funktionierenden Senner, ungewohnten Offensivdrang. Plötzlich stand die Senner Abwehr unter erheblichen Druck. Es sind keine fünf Minuten gespielt, da gelingt dem Heimteam über die linke Senner Seite ein Durchbruch mit Flanke, die aber ins Leere geht, sodass Burhan Tokman dem Ball genauso nachgeht, wie der deutlich lebensältere Akteur der Gastgeber. Dieser springt kurz vor dem Kontakt mit Tokman, der von der Seite auf den Gegenspieler zulief, schreiend ab und der Schiedsrichter lässt sich von dieser offensichtlichen Schauspieleinlage täuschen. Ich bin über das Alter hinaus, in dem ich einen jeden Elfmeter, der gegen das Senner Team verhängt wird, für diskutabel halte. So waren beide Strafstöße, die der SV Ubbedissen im Spiel gegen die Senner erhielt, in höchstem Maße gerechtfertigt. Dieser Strafstoß zu Steinhagen hingegen, war meilenweit davon entfernt und allenfalls gelbwürdig für den vermeintlich Gefoulten. Sei es drum, ich habe auch in den vergangenen 32 Jahren nicht einen Elfmeter erlebt, der zurückgenommen worden wäre, also warum sich darüber aufregen.
Der Schütze der Gastgeber trat dann zum ewig ungleichen Duell mit dem Senner Torwart an. Der Elfmeter war zwar hart aber weniger platziert geschossen und es blieb beim vorläufigen Remis.
Zwar übernahmen die Senner ab da wieder leicht die Regie, aber sie erreichten nicht mehr die dominante Spielführung des ersten Abschnitts. Insgesamt hätten die Senner auch frühzeitig im zweiten Durchgang den Sack wieder zubinden können und müssen, die erschreckende Abschlussschwäche blieb aber auch aus allernächster Tornähe erhalten. So begeistert der über links kommende Maximilian Koller mit einem sehenswerten Sturmlauf über links, steht alleine in linker Position vor dem heimischen Tor und vergibt alleine vor dem Keeper die Riesengelegenheit zum 2:1. Gleiches galt erneut für Umut Yamaci und im späteren Verlauf doppelt für den eingewechselten Marcel Schmidt sowie Alexander Lorenz, Mirko Cacic und Christopher Laugwitz. Wobei letztgenannter am Ende den Ein-Tore-Unterschied ausmachen sollte. Knapp 10 Minuten nach dem Elfmetergeschenk für die Gastgeber, kommen die Senner im immer ruppiger werdenden Match in halbrechter Position an einen Freistoß, den Mirko Cacic in den heimischen Fünfer bringt, von wo aus ihn die hochgewachsene Abwehr des Heimteams herausköpft. Christopher Laugwitz nimmt aus gut 18 Metern Maß und trifft die Kugel mit seinem stärkeren Linken. Der Ball wird im Fünfer der Gastgeber nochmal leicht abgefälscht und geht neben dem rechten Innenpfosten über die Linie. Das 2:1 ist
zwar hochgradig verdient, in Anbetracht der Entwicklungen aber durchaus auch ein wenig glücklich. Es folgt ein stark umkämpftes Schlussdrittel, bei dem die Senner trotz bester Chancen einfach den Sack nicht zumachen und dadurch hochintensiv die knappe Führung verteidigen müssen. Alle Senner die da auf dem Platz stehen müssen kämpferisch alles geben, was gerade für die deutlich angeschlagenen Akteure zu einer schweren Herausforderung wird. Einmal mehr ist es der gegen Mitternacht erst aus dem Urlaub zurückgekehrte Alexander Lorenz, der bereits wieder mit blutenden Knien über den Platz kämpft. Da sind mit Jan-Hendrik Rüter und Fabio Schiprowski sowie Maximilian Koller und Burhan Tokman vier Verteidiger, die mit aufopferungsvollen Aktionen, die hauchdünne Führung behaupten können.
Alle Senner Jungs einschließlich Trainer auf und neben dem Platz, geben alles, um die knappe Führung über die Zeit zu bringen. Immer wieder bekommen auch die Gastgeber Standardsituationen am Senner Sechzehner oder aus dem Halbfeld, bei denen höchste Torgefahr entsteht. Knapp zehn Minuten vor dem Ende und nach einigen Rudelbildungen, hat das Heimteam wieder eine Standardsituation, dieses Mal von rechts. Der Ball wird viel zu lang und der zuvor im Senner Sechzehner „Gefoulte“, geht mit beiden Bällen zum Ball und will ihn ins Tor wuchten, was der Schiedsrichter aber sofort abpfeift. Der Referee zückt sogar die Rote Karte und sieht sich sofort im Zentrum wütender Proteste. In dieser Situation reagieren die Senner Spieler allesamt sehr besonnen und ergreifen für den sehr hart bestraften Steinhagener Partei, sodass der Schiedsrichter die Rote Karte zurücknimmt und durch eine Gelbe ersetzt. Das führte dazu, dass zumindest die Senner Spieler nicht mehr in Gefahr gerieten, Gegenstand der bis zum Ende anhaltenden hitzigen Atmosphäre zu werden. Insgesamt kühlte sich die Atmosphäre durch dieses besonnene Agieren von Cacic, Lorenz und Co. etwas ab, das Herzschlagfinale stand den Sennern aber noch bevor. Kurz vor Schluss bekommen die Gastgeber nochmals einen Freistoß von rechts, der halbhoch durch den Senner Sechzehner fliegt und vom Schützen des Steinhagener Ausgleichs mit einem Drehschuss in Richtung langes Senner Toreck geschossen wird. Marcel Schmidt kann das Leder im letzten Moment gedankengegenwärtig an den eigenen Innenpfosten lenken, Mahne hat die Hände schon auf dem Ball, als gleich drei Mann ausholen um den Ball Richtung Tor oder davon wegzuschießen. Im nochmaligen Nachfassen gegen zwei Steinhagener bleibt der Senner Keeper aber Sieger und kann die Situation endgültig entschärfen. Einen weiteren Sturmlauf später beendet der Unparteiische die Partie und es ist der Senner Elf gelungen, mit viel Glück im Unglück, einen zwar hochverdienten aber zum Nachdenken zwingenden Dreier mit heim, in die Senne zu nehmen.
Puuh, durchatmen!
Die Personallage gestaltet sich derzeit echt schwierig. Dass einige Akteure, obwohl sie auf dem Zahnfleisch gehen, sich Woche für Woche so für das Team einsetzen und geradezu zerreißen, nötigt einfach Respekt ab. Die vom Fußballkreis wohlwollend gemeinte „Englische Woche“ zur Vermeidung von Spielausfällen Ende November, Anfang Dezember macht es dabei nicht einfacher – ganz im Gegenteil. Daher kann man vor den angeschlagenen Jungs, die sich da immer wieder maßgeblich ins Rennen werfen und zum Teil am Ende nur noch über den Platz humpeln, nur den Hut ziehen. Die vor gut zwei Monaten prophezeite Situation mit zahlreichen Ausfällen, die einen breiten Kader erforderlich macht, ist inzwischen in vollem Umfang eingetreten. Stark, dass es da auch unter Wegfall von Spielern des „erweiterten Kaders“ der ersten Mannschaft, die eigentlich fest für die Zwote zu planen waren, gelingt, eine Mannschaft zu präsentieren, die sich redlich müht und dabei sogar ganz ordentlichen Fußball zeigt. Das ist von allen Beteiligten aller Ehren wert und in der Summe mehr, als ich rein menschlich und vom mannschaftlichen Zusammenhalt her vor der Saison zu hoffen gewagt habe. Ein Team muss zusammenwachsen, Gutes und Schlechtes gemeinsam durchleben und an diesen gemeinsamen Erfahrungen wachsen. Diesen Prozess darf man nicht kurzfristig sehen, sondern mindestens mittelfristig. Allen die daran bisher so kontinuierlich auf und neben dem Platz mitwirken, ein Denkeschön.
Sportlich gesehen, muss sich das Senner Team den Schuh für den hektischen und über 45 Minuten schwer umkämpften Spielverlauf selber anziehen. Mit Ausnahme der Partie am Tag der Deutschen Einheit (1:1 bei Eintracht), erspielt man sich zwar Spiel für Spiel gut und gerne 10 hochkarätige bis hochkarätigste Gelegenheiten und mehr, kann aber nur einen deutlich zu kleinen Bruchteil davon in Zählbares ummünzen. Bei Kosova und in Oldentrup führte das fahrlässige Vergeben allerbester Torgelegenheiten zu empfindlichen Punktverlusten. Heute schrammte man daran nur knapp vorbei. Dabei lässt sich hier kein Trainingsmangel feststellen. Ich sehe es jetzt schon wieder kommen, wie sich spätestens bei der Trainingseinheit am Freitag, „vom Feinsten“ angeschnibbelte oder per Vollspann optimal getroffene Bälle in den Winkel des 7,32-Meter-Kastens senken oder vom Innenpfosten rein springen. Das Problem ist ein mentales und hängt zum einen mit unzureichender Konzentration und Fokussierung im entscheidenden Moment sowie anderseits auch mit „Überspannung“ in der Wettbewerbssituation zusammen. Weniger psychologisch könnte man auch sagen, dass die einen das Ganze „zu easy“ nehmen, während die anderen Angst vor der eigenen Courage haben. Daran zu arbeiten ist schwierig, und kann nur im Wettbewerb selber mit Hilfe aller Mannschaftsteile behoben werden. Hier gilt es sich gegenseitig immer wieder aufzubauen, anzuspornen und vielleicht auch über den nötigen Spaß an der Sache die erforderliche „Leichtigkeit“ zu finden.
Aber auch die Defensive muss davon wegkommen, sich mit Harakiri-Aktionen selber in die Bedrouille zu bringen. Diese werden leider regelmäßig bestraft und verschärfen das derzeitige offensive Malheur noch.


Nach 10 Spieltagen steht die zweite Mannschaft des TuS 08 dennoch deutlich besser da, als dass nach den zahlreichen Veränderungen zu Saisonbeginn zu erwarten war. Man hat sich zusammengerauft, im oberen Tabellendrittel etabliert und hat das Potential, den Titelfavoriten zumindest das Leben schwer zu machen. Das sollte auch weiterhin das Ziel bleiben. Daher darf man sich besonders -mental- mal entspannen, ohne dabei die Körperspannung zu verlieren! Am kommenden Sonntag findet auf heimischen Platz die Partie gegen den bisher souveränen Tabellenführer aus Amshausen statt, der erst vor zwei Wochen das erste Mal nicht als Sieger vom Platz gegangen ist. In dieser Partie heißt es für die „Riserva“, einen starken Fight abzuliefern und dann zu schauen, wofür das reicht. Die Gäste verfügen sowohl über den tabellarisch besten Angriff als auch über die beste Verteidigung der Liga. Jetzt heißt es, sich mit Spaß aber auch Konzentration und dem erforderlichen Engagement auf diese Partie vorzubereiten. Was dann am Ende dabei herausspringt, sieht man dann.

Da man in dieser Partie nichts zu verlieren hat, darf man sich sogar darauf freuen.

 

Man of the Match: "CL7" Christopher Laugwitz