Hochverdientes 6:0 – Der Waldbadexpress dominiert das Südderby!

(sm) Mit einem in der Höhe beinahe noch als schmeichelhaft zu bezeichnenden 6:0 Derbysieg hat sich der Waldbadexpress für die in den letzten Jahren häufigen Niederlagen gegen den SV Brackwede revanchiert. Nach einer insgesamt seriösen aber weniger zielstrebigen ersten Halbzeit, drehten die Senner im zweiten Durchgang auf und schraubten das Ergebnis bei zwei weiteren Lattentreffer auf das Endergebnis von 6:0.

 

Marcel Landgraf (Nr. 9) zeigte ein starkes Match und schonte sich nicht im Zweikampf.
Marcel Landgraf (Nr. 9) zeigte ein starkes Match und schonte sich nicht im Zweikampf.

 

 

Ich selber durfte bei dem letzten Derbysieg einer ersten Senner Mannschaft gegen den SV Brackwede noch zwischen den Pfosten stehen. Zuletzt am 16.10.2005, damals noch zu Hause am Waldbad, siegte der TuS 08 Senne I durch einen Treffer vom damals noch zwanzigjährigen Alexander Grot, mit 1:0. Brackweder Trainer damals: Mike Wahsner. Danach waren die Derbies Senne gegen Brackwede für erstere alles andere als erfolgreich. Zuletzt gab es in der Kreisliga B drei Niederlagen bei einem mageren Unentschieden am ersten Spieltag der Saison 15/16.

Das heute alles anders werden sollte, darauf hofften die Fans im und um den Waldbadexpress, der nach dem wenig mühevollen Auftaktsieg gegen den FC Altenhagen gegen die Brackweder nachlegen wollte.

 

Mike Wahsner und Urlaubsrückkehrer Christian Lyko mussten die Mannschaft wieder geringfügig umbauen, nachdem sich einige Akteure privat bedingt für den zweiten Spieltag abgemeldet hatten. Darüber hinaus hat sich am Krankenstand der Waldbadeleven nicht wirklich etwas getan.

 

So blieb die Defensive grundsätzlich gleich, wurde aber von einem bärenstarken und bissig-agilen Marcel Landgraf ergänzt, der einen top Eindruck vermittelte und zu den stärksten Sennern auf dem Platz gehörte. Auch Moritz Dennin auf der anderen AV-Position scheint seine langwierige Verletzung überstanden zu haben, hat die eigene Fitness deutlich verbessert und klärte mit drahtigem Einsatz vor dem Brackweder Torjäger den vermeintlichen 1:1-Ausgleich. Stefan Dopheide und Ahmet Yilmaz hielten die Mitte in der Defensive stark dicht, sodass die Gastgeber bis auf in einer Szene in der ersten Hälfte und als die Disziplin nach hoher Führung in der zweiten Hälfte etwas nachließ, kaum nennenswerte Gelegenheiten besaßen.

Zu gefallen wusste auch das neue Tag-Team auf der Senner Doppelsechs, wo Kapitän Michel Dennin mit Neuzugang Daniel Nottebrock neben ehrlicher Arbeit auch allerlei Zauberei zuwege brachten.

Auf den Außenseiten präsentierte sich einmal mehr Ole Gruner als ungemein griffiger und bissiger Zweikämpfer, der nicht einen Ball unumkämpft ließ und von Beginn an kompromisslos jeden Gegner auf seiner Außenbahn zur Verzweiflung trieb. Gian-Luca Gentile bewies sein „Näschen“ für individuelle Fehler und eroberte zahlreiche Bälle in Nachsetzaktionen, wodurch sich die Senner spätestens im zweiten Durchgang permanent in der Offensive festsetzen konnten.

Malte Gruner hinter den Spitzen offenbart seit einigen Wochen eine erfreuliche Entwicklung. Neben der wesentlich früheren und damit effektiven Trennung vom Ball im Aufbauspiel seiner Mannschaft, beweist er vor allem vor dem Tor zurzeit eine beinahe gnadenlose Effizienz, die sich schon gegen Altenhagen als besonders wertvoll erwies. Auch in der heutigen Partie ward Gruner wieder mit Ball auf die Reise geschickt, setzte sich sehenswert im Zweikampf gegen den Innenverteidiger durch und schob mit Killerinstinkt den Ball am Hüter vorbei ins Tor, wo vor einigen Monaten noch ein ausgiebiger Spannstoß in Richtung Senner Freibad erfolgt wäre.

Philipp Schlegel durfte in der geliebten Position „vorne drin“ anfangen, agierte aber im ersten Durchgang mit zu wenig Zug zum Tor, während in Halbzeit zwei das vorentscheidende 3:0 gelang.

 

Mit Anpfiff durch den zu eigenartigen Einfällen neigenden Referee zeigten die Jungs vom Senner Waldbad, dass sie die Tradition der verlorenen Derbies gegen Brackwede nicht fortzusetzen gedachten. Sofort wurde mit der passenden Gallig- und Griffigkeit zum Ball gegangen, sodass die Gastgeber direkt in der Anfangsphase überrumpelt wirkten. Es sind keine zwei Minuten gespielt, da können die Waldbadkicker von der anfänglichen Benommenheit der SVB-Kicker profitieren. Michel Dennin spielt einen völlig unverfänglichen Pass auf den in der Senner Hälfte nach Rechtsaußen verschobenen Daniel Nottebrock, der zu diesem Zeitpunkt von keinem der Gastgeber attackiert wird. Der Neuzugang mit dem präzisen Weitschuss (den auch die Senner schon schmerzvoll erleben durften) sieht den Heimkeeper knapp vor dem Fünfer stehen und nimmt kurz hinter der Mittellinie direkt Maß.

Das Leder beschreibt eine hohe leicht rechtsgekrümmte Flugbahn und fällt dann wie ein Stein vom Himmel und schlägt unterhalb der Querlatte des Brackweder Gehäuses ein. Da musste selbst Coach Wahsner ein zweites Mal hinschauen, aber das Leder hatte sich optimal gesenkt und lag im Brackweder Gehäuse.

Mit der Führung im Rücken ließ sich das Derby natürlich aus Senner Sicht ganz anders beschwingt an, wenngleich die Gastgeber nach gut zehn Minuten ihre Scheu ein wenig ablegten. In der Defensive standen die Senner, wie schon in der Vorwoche insgesamt sehr sicher, aber nach vorne fehlten gegen tief stehende Gastgeber dann doch hier und da die Ideen oder auch mal der Versuch aus der zweiten Reihe, denn dann erst wieder Nottebrock Mitte des ersten Durchganges suchte, aber geblockt wurde.

Besonders auffällig die unnachgiebige Zweikampfführung von Ole Gruner, der trotz der ungewohnten Rolle auf dem Flügel ein sehr engagiertes Spiel ablieferte. Brackwede versteifte sich auf nadelstichartige Kontersequenzen mit steil vorne rein gespielten Bällen, die aber vorläufig Landgraf, Dennin und Co. entschärfen konnten. Ein einziges Mal kamen die Gastgeber dennoch brandgefährlich vor das Senner Gehäuse, als dann doch einmal ein Leder durchrutschte und der agile Brackweder Angreifer auch Keeper Partmann bereits überwunden hatte. In dieser Schocksekunde bewies dann aber Moritz Dennin, dass er durch wahnsinnig viel Trainingsfleiß und harte Arbeit an sich selber wieder völlig der „Alte“ geworden ist, indem er beinahe auf der Torlinie gegen den Brackweder Torjäger der Sieger blieb und in allerhöchster Not für sein Team rettete. Starker Einsatz und top Engagement vom Senner Urgestein.

Die nun etwas offener werdenden Brackweder witterten auch durch die vergebene Großchance ein wenig Morgenluft, wodurch sich Räume für den Waldbadexpress auftaten, den dieser sofort geschickt nutzt: Aus einem schnörkellosen und direkten Spielaufbau ab durch die Zentrale ist der Laufweg in Richtung Tor plötzlich für Malte Gruner frei, der auch sogleich sauber in den Raum bedient wird. Gruner lässt seinen Bewacher mit Geschwindigkeit und schlichter Eleganz im Zweikampf nicht den Hauch einer Chance, zieht in Richtung Tor ab und vollendet trocken wie ein Saharawind zum vielumjubelten 2:0 für die Senner Elf. Kurioserweise entschied sich der Referee, der viele kleine strittige Entscheidungen regelmäßig gegen die Senner traf, fünf Minuten vor der Pause zu einer Trinkunterbrechung. Kann man mal machen, der Sinn dieser Aktion erschloss sich den anwesenden Aktiven wie auch Zuschauern wohl weniger.

 

Kapitän, Regisseur und Zauberfüsschen in einem: Michel Dennin führte den Waldbadexpress zu einem 6:0 Sieg über den SV Brackwede
Kapitän, Regisseur und Zauberfüsschen in einem: Michel Dennin führte den Waldbadexpress zu einem 6:0 Sieg über den SV Brackwede

Im zweiten Durchgang entwickelte sich dann aus Senner Sicht ein munteres Spielchen mit hochgradiger Dominanz und zusehends abbauenden Gastgebern. Direkt mit Wiederanpfiff erspielen sich die Senner auch dementsprechend gute Torchancen, aber zunächst scheitert Gian-Luca Gentile frei vor dem leeren Tor mit einem leicht verzögerten Abschluss, nachdem er mustergültig freigespielt worden war. Ähnlich verhielt es sich bei einer weiteren Gelegenheit kurz darauf, bei der die Senner einfach nicht entschieden den Abschluss suchten. Gentile zeigte aber kurz darauf seinen besonderen Riecher für unübersichtliche Situationen, als er dem Torwart der Gäste, der an der äußersten rechten Sechzehnerkante bei der Ballaufnahme unter Druck setzt. Ehe man sich versah, hatte der unglücklich agierende Torwart des Heimteams das Leder wieder aus der Hand rutschen lassen und Gentile dieses unter seiner Kontrolle. Gentile legt auf den hinzukommenden Marcel Landgraf zurück, der wiederum eine butterweiche Flanke auf den am Elfmeterpunkt wartenden Philipp Schlegel bringt. Schlegel lässt sich nicht zweimal bitten und köpft ohne Probleme in das leere Tor der Gastgeber – 3:0, die Senner haben den Derbysieg fest vor Augen.

 

Allerdings kam nun auch kaum noch eine nennenswerte Gegenwehr der konsterniert wirkenden Gastgeber und der Waldbadexpress nutzte die somit entstehenden Räume gnadenlos aus. Nach dem 3:0 lassen die Senner einige hochkarätige Chancen en wenig leichtfertig liegen, so trifft Marcel Landgraf aus knapp 20 Metern vor dem leeren Tor nur die Latte und verpasst der ansonsten top agile und gefallende Malte Gruner im eins-gegen-eins das 4:0. Dieses besorgt dann Gian-Luca Gentile mit seinem ersten Pflichtspieltor für Senne, als er vor dem Tor perfekt bedient wird und es dieses Mal in Torjägermanier vollendet, sodass die Senner endlich auf 4:0 davonziehen können.

Luka Marquardt erzielt mit der ersten Ballberührung aus knapp 25 Metern in äußerer rechter Position das 5:0.

Jetzt kehrt bei den Sennern in den letzten Spielminuten defensiv ein wenig der Schlendrian ein und die Gastgeber kommen zu zwei Gelegenheiten, treffen aber nur den Pfosten und verziehen überhastet weit über das Senner Gehäuse.

Den Schlusspunkt besorgt nach einer weiteren Trinkpause fünf Minuten vor dem Ende, der eingewechselte Yavuz Alan in der 89. Spielminute per Kopf - 6:0 Senne, das Derby ist hochverdient gewonnen, am Ende hätten es sogar noch ein paar Treffer mehr sein können.

 

Nach zwei Siegen zu Saisonbeginn darf man wohl von einem gelungenen Saisonstart sprechen. Allerdings dürfen die beiden völlig ungefährdeten Dreier nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich bisher noch mit keinem der Top-Teams der Liga messen musste. Es wäre höchst fahrlässig nach diesen zwei gewonnenen Spielen falsche Schlüsse zu ziehen, insbesondere nach der indiskutablen Vorbereitung muss allen klar sein, dass da noch enorm viel Entwicklungspotential innerhalb der Mannschaft vorhanden ist, dass man denn auch herausarbeiten muss. Richtig – herausarbeiten. Das fußballerische Niveau bei den Übungseinheiten ist ansprechend und das Tempo hoch. Jetzt gilt es langsam aber sicher die zahlreichen Abstinenzler an dieses Niveau heranzuführen, damit man von der Breite des Kaders und der möglichen Konkurrenzsituation auch profitieren kann. Der Start ist also geglückt, jetzt muss es aber kontinuierlich und zielstrebig weitergehen. Bereits am Sonntag gegen den SV Heepen gilt es Revanche für eine sehr schmerzhafte Niederlage der vergangenen Saison zu nehmen, die das letztjährige Scheitern einleitete. Also wer da nicht heiß ist…

 

Man of the Match: Daniel Nottebrock