6:2 - Plötzlich Tore! Waldbadexpress mit halbem Dutzend gegen Ost

(sm) Nach dem "Ende der Fahnenstange" beim unglücklichen 1:2 im Lokalderby gegen Ummeln im Kampf um den diesjährigen Aufstieg, kann der TuS 08 befreit aufspielen, was man anhand der relativ ordentlichen Chancenverwertung im vorletzten Heimspiel der Saison erleben konnte. Neben einem doppelten Schlegel und doppeltem Eigentor, nutzten Furkan Yilmaz und Florian Helmke ihre Gelegenheiten zu weiteren Senner Treffern, während sich die Senner durchaus in Slapstick-Manier einen eigenen Treffer einschenkten.

Beinahe in identischer Komposition, wie bei der mehr als unglücklichen Niederlage in Ummeln, lief der Waldbadexpress beim vorletzten Heimspiel der sich dem Ende zuneigenden Spielzeit 17/18 auf. Zudem musste Marcel Landgraf mit der fünften gelben Karte passen.

Mike Wahsner machte vor der Partie klar, dass er und sein Co- Christian Lyko die abschließenden Partien bereits als Aufgalopp für die kommende Spielzeit betrachten würden und daher vom zur Verfügung stehenden Personal der vermeintlichen zweiten Garnitur, nach wie vor fehlten verletzt, angeschlagen oder gesperrt gleich neun Kicker, Eigenempfehlungen für die Kaderzusammenstellung der kommenden Saison erwarteten.

In puncto Personal konnte rund um das Waldbad herum ein deutlicher Seufzer der Erleichterung und großer Freude wahrgenommen werden: Spielführer und Identifikationsfigur Michel Dennin hatte unter der Woche seinen Verbleib am Senner Waldbad kund getan und sich sofort kämpferisch für die kommende Saison gegeben.

Ebenfalls erleichtert nahm man die Entwarnung von Torwart Florian Krogmann zur Kenntnis, der am vergangenen Freitag aus dem Krankenhaus entlassen worden ist und dessen gesundheitlicher Zustand zum großen Glück, doch nicht so schwerwiegend scheint, wie ursprünglich angenommen.

 

So musste dennoch Torwart-Oldie Stefan Mahne nochmal für den "Pfosten-Posten" herhalten und gönnte sich mit dem närrischen 1:2 sogleich mal einen schweren Aussetzer. Neben dem eine grandiose Rückserie spielenden Stefan Dopheide lief Ole Gruner in der Innenverteidigung auf und avancierte als unüberwindbarer Zweikämpfer weiter zum Zweit-Allrounder, neben Flori Helmke, im Senner Team. Die mit Til Stelbrink und Henrik Eckseler besetzte Außenverteidigung tat sich bei der heißen Witterung schwer und offenbarte ungewöhnlich viele Ungenauigkeiten. Der Torjäger der Gäste hatte zu viel Raum und konnte sich häufig zu leicht durchsetzen. Michel Dennin nutzte neben Florian Helmke in der Zentrale alle Freiheiten und zog erneut wieder mit Lust und Laune am Spiel die Fäden, während Florian Helmke einmal mehr trotz der hohen Temperaturen viel rackerte und sich zurecht die Bezeichnung "Arbeitspferd" verdiente.

Über die Flanken kamen Dennis Ambrosius und Furkan Yilmaz, insbesondere Yilmaz machte enorm viele Meter und belohnte sich mit dem frühen 1:0 für sein Engagement und seine Top-Trainingsbeteiligung. Gegen Lieblingsgegner Ost lief Philipp Schlegel im Sturm gemeinsam mit dem immer besser in Tritt kommenden Tim Oliver Epke auf, der eine Riesengelegenheit alleine vor dem gegnerischen Tor vergab, während Schlegel gleich zwei Mal einnetzte.

 

Mike Wahnser schonte mit Luka Marquardt, Timon Finger, Malte Hawerkamp, Moritz Dennin und Marvin Hülse zahlreiche angeschlagene Kicker, die zuletzt gar nicht oder nur sehr wenig trainiert hatten.

 

Mit Anpfiff des anfangs sehr kleinlich, später sehr großmütig entscheidenden Referees, wurde deutlich, dass die Gäste bei den sonnig-warmen Verhältnissen nicht planten, wie verrückt anzulaufen, um den noch benötigten Punkt für den Klassenerhalt auf "Teufel komm' raus" zu erstürmen. Die Senner Defensive musste sich zudem erst schütteln und offenbarte von Beginn an viele kleine Ungenauigkeiten im Spielaufbau. Ost kam ein zwei Mal zaghaft vor das Senner Gehäuse, ohne jedoch über Gebühr Gefahr zu produzieren. Als der Waldbadexpress dann gut zehn Minuten nach Beginn das Tempo ein wenig anzog, klingelte es auch sogleich. Tim Oliver Epke und Furkan Yilmaz kombinieren sich sehenswert über die rechte Seite, Epke geht nach Doppelpass mit dem Spielgerät am Fuß beinahe schulbuchmäßig auf die Grundlinie, spielte eine scharfe, flache Vorhergabe auf den am kurzen Pfosten einlaufenden FurkanYilmaz, der das Leder mit einem sehenswerten Schlenzer unter die Latte des Gästetores schießt. 1:0 - ein Treffer, der vor einer Woche noch von der Unterkante der Latte an den Innenpfosten und von dort aus, aus dem Tor heraus gesprungen wäre.

Nur wenige Zeigerumdrehungen später setzt sich Til Stelbrink sehenswert in der Zentrale durch und schickt den vor der Mittellinie spekulierenden Philip Schlegel in Szene, der auf und davon ist und dem Gästekeeper im eins-gegen-eins keine Chance zur Abwehr lässt.

 

Kurz darauf dürfen die bis dahin völlig harmlosen Gäste jedoch wieder hoffen: Ein Rückpass aus der Zentrale wird von Stefan Dopheide mit Stürmer im Rücken bis an den Senner Sechzehner eskortiert, hier will der Senner Torwart im letzten Augenblick klären, allerdings geht der Gästeangreifer auf den Senner Torwart, blockt den zu spät erfolgenden Klärungsversuch erfolgreich, sodass der Abpraller über die Linie des Senner Gehäuses kullert. Ein weiteres Gegentor der in dieser Saison bereits zu häufig bemühten Kategorie "Pleiten, Pech und Pannen". Zum Glück für den Senner Keeper sollte es ohne entscheidenden Charakter bleiben. An dieser Stelle bleibt vom Autor nur anzumerken, dass man merken und wissen sollte, wann die Zeit reif ist. Dieser Punkt war vor vier Jahren überschritten, leider wird es wohl besser nicht mehr werden, mit Fußball und so...

 

Trotz des mehr als dämlichen Gegentores und den in der Folge etwas mehr für die Offensive tuenden Gäste, blieb es ein relativ tempoarmes Spiel. Viele kleinere Scharmützel in der Zentrale, viel zu wenig Bewegung im Senner Spiel führten immer wieder zu unnötigen Ballverlusten bei ungenauen Abspielen auf Höhe der Mittellinie.

 

Insbesondere die mangelnden Optionen und die fehlende Laufbereitschaft kritisierte Mike Wahsner zur Pausenerfrischung unter den "Drei Eichen", daher wechselte Wahsner den flinken Marvin Hülse zum zweiten Durchgang ein.

Wenn die Gäste eine leicht überlegene Phase besaßen, dann war diese kurz nachdem Wiederanpfiff. Die Senner Defensivakteure standen gleich bei drei Aktionen zu weit von ihren Gegenspielern entfernt oder ließen sich zu leicht von diesen narren, sodass Ost gleich drei Mal zu Torraumszenen kam, die aber allesamt zum Teil ungefährlich und somit ungenutzt blieben. Nach einer guten Viertelstunde saßen die Waldbadkicker wieder "fest im Sattel" und eigentlich hätte Tim Oliver Epke nach einem dreißig Meter Solo mutterseelenalleine vor dem Ost-Gehäuse nur noch vollenden müssen, doch der Senne-Rückkehrer zeigte Nerven und schoss den herauseilenden Torwart an. Nur wenig später ist es aber eine stramm vorgetragene Ecke von Michel Dennin, die die Kicker aus den Heeper Fichten wuchtig ins eigene Netz klären, sodass der Zwei-Tore Vorsprung wieder hergestellt war. Ost kommt durch den eigenen Torjäger zu zwei guten Gelegenheiten, einmal hoffen die Gäste auf einen Elfmeterpfiff, aber der Unparteiische hatte das Foul von Til Stelbrink außerhalb des Sechzehners gesehen.

Nach Einwechselung von Luka Marquardt für Furkan Yilmaz, legt dieser Philipp Schlegel nach einem schönen aber beinahe zu einfachen Spielzug das 4:1 quer, kurz darauf hat der Top-Torjäger der Gäste nach einem hohen Anspiel in den Raum zu leichtes Spiel mit seinem Senner Verteidiger und erzielt nochmal den Anschluss - 4:2.

Nachdem Moritz Dennin, der bisher seit der gesamten Rückserie wegen einer langwierigen Verletzung fehlt, für Tim Oliver Epke ins Spiel kommt, darf Florian Helmke in die Sturmspitze verschieben und sich hier direkt selber belohnen.

Helmke wird wenige Minuten vor dem Ende exzellent im Sechzehner freigespielt und vollendet unnachahmlich sowie unhaltbar zum 5:2.

Kurz vor dem Ende gönnt sich Luka Marquardt einen nicht ganz perfekten Fernschuss, der Ball wird aber abgefälscht, sodass die Senner sogar das 6:2 bejubeln dürfen. Glück, das man seit Monaten nicht hatte, kehrte plötzlich wieder zurück, leider zu spät.

 

Bei hochsommerlichen Temperaturen, leider vor der bisher schwächsten Zuschauerkulisse der Saison, siegt der nach wie vor ohne große Teile der vermeintlichen Stammbesetzung antretende Waldbadexpress ohne zu große Mühen mit 6:2. Es war sicher keine fussballerische Glanzleistung, die die Senner Jungs da abgerufen haben, daher gilt es jetzt wieder mit mehr Konzentration und auch wieder steigender Trainingsbeteiligung als zuletzt zu Werke zu gehen.

Die verbleibenden drei Spiele als Bewerbungsphase für die kommende Saison auszurufen, scheint ein sinnvoller und motivierender Ansatz zu sein, um auch sicherzustellen, dass in den verbleibenden drei Partien, zwei davon gegen akut abstiegsgefährdete Clubs, kein Schlendrian Einzug hält.

Aus Senner Sicht, neben der Tatsache, dass man sich endlich mal wieder über einen hochverdienten Sieg freuen konnte, ist von überragender Bedeutung, dass mit Michel Dennin, eine der engagiertesten und profiliertesten Persönlichkeiten der jüngeren Senner Fußballgeschichte, sein Bekenntnis zur Mannschaft, zum Verein und somit seiner Senner Fußballheimat abgegeben hat. In Zeiten, in denen die finanzkräftigen Clubs jenseits des Teutoburger Waldes nichts unversucht lassen, das idealistisch geprägte "System Senne" zu beschädigen, geradezu eine Wohltat. Ich darf sagen, dass ich mich persönlich über diese Nachricht wahnsinnig gefreut habe.

 

Am kommenden Sonntag geht es bereits um 11:00 Uhr in der SVU Arena gegen die dort beheimateten Ubbser, für die es um nichts Geringeres als den Klassenerhalt geht. Somit dürfte es gegen die bis zuletzt stets offensivstarken Gastgeber ein heißer Tanz werden.

 

Man of the Match: Florian Helmke