„Schwarzer April“

(sm) Im Senner Seniorenfußball wird der April 2018 wohl als „Schwarzer April“ in die Annalen des Vereins eingehen. Seit Wochen erlebt die Senner Reserve einen sportlichen Niedergang wie vor 15 Jahren, als man in der Hinserie um den Aufstieg spielte und nach der Rückserie das Team aufgelöst wurde. Der Waldbadexpress musste nach dem kurzen Hoch des vergangenen Spieltages erneut in eine nicht unverdiente 1:3-Niederlage einwilligen und hat sich nach drei Niederlagen in vier Spielen aus dem Aufstiegsrennen 2018 verabschiedet.

 

Teilbericht 1=2. Mannschaft, Teilbericht 2=1. Mannschaft

Nach 5:22 Toren in drei Spielen war von der einst gut und hoffnungsvoll in die Saison gestartete 2. Mannschaft des TuS 08 Senne I nicht mehr viel übriggeblieben, davon konnte man sich auch beim gestrigen Spiel der Senner Reserve gegen die zweite Mannschaft von Srbija Bielefeld ein Bild machen.

Wenn von einem 15 Mann Kader, vier Spieler kurzfristig ausfallen und zwei davon ohne Abmeldung, sodass man dann mit gerade einmal 11 Mann an den Start geht, wovon zwei seit Monaten nicht gespielt haben, einer vor Monaten erst mit dem Fußball angefangen hat, zwei (drei) Leihgaben der Ersten sind, dann lässt das endlos tief blicken. Es ist auch jetzt nicht der Zeitpunkt, darüber allzu viele Worte zu verlieren, was würde das bringen? Die Botschaften an „den Kreisliga-C-Kicker“ sind seit 14 Jahren, solange begleite ich dieses sehr spezielle „Klientel“ -mal intensiver, mal weniger intensiv- inzwischen, stets dieselben geblieben. Auch die „Ausnahmemannschaft“ von 2007/2008 musste sich erst zu dem entwickeln, was sie dann in der „Jahrhundertsaison“ darstellte. Davon ist man trotz einer reizvollen Ausgangslage bei der „Zwoten“ anno 2017 Lichtjahre weit entfernt. Durch schwere Verletzungen bedingt und viele, viele Dissonanzen hat sich die Senner Zwote, vier Wochen vor dem Ende der Saison zu einem orientierungslosen Improvisationswerk gewandelt, das seinen Schwerpunkt in WhatsApp-Kommentaren der Abstinenten gefunden hat, denn in der Einigkeit und Bereitschaft auf dem sportlichen Feld der Ehre.

Und trotzdem, haben sich am Ende mit einem Hinzugerufenen und dem spielenden Co-Trainer 13 Mann gefunden, um sich so teuer wie möglich und mit Anstand zu verkaufen. Denn, wenn nichts mehr geht, dann muss das der Anspruch sein.

 

So mühten sich die elf Aufrechten, hinter dem leidenschaftlichen und bedingungslosen Engagement von Kapitän Alexander Lorenz, um zumindest ihre Haut teuer zu verkaufen. Til Stelbrink lieferte in der Innenverteidigung eine großartige Partie, gewann viele Laufduelle und Zweikämpfe und empfahl sich für mehr. Auch Lennart Schröder ackerte und mühte sich in zahllosen Zweikämpfen gegen die körperlich weit überlegenen Gastgeber. Es ist klar, dass man von einer wild zusammengewürfelten Truppe, die in einer vergleichbaren Konstellation noch nie agiert hat, keinen fußballerischen Feingeist erwarten kann. Trotzdem ging von der Senner Elf mehr Spielkultur aus, als man es hätte erwarten können. Nach einem Rückpass auf der Oldentruper Asche, trifft der Senner Keeper den Ball beim Befreiungsschlag nicht richtig und der landet im Fuße eines Angreifers, der die Situation mit einem Schlenzer ins lange Eck zur 1:0 Führung nutzt. Die Gastgeber hatten über die 90 Minuten die klar besseren Torchancen und hatten einige gute Individualfußballer in den eigenen Reihen. Nach einem Abspielfehler auf der rechten Senner Seite geben die Gastgeber eine Kostprobe davon, kombinieren sich durch den Senner Sechzehner und erzielen das 2:0.

Trotzdem gab sich nicht ein einziger der Blau-Weißen auf und man arbeitete und mühte sich durch die staubige Asche des Krähenwinkels.

Grandios mit welcher Hingabe und unerschütterlichem Willen, sich der inzwischen Ü30er, Alexander Lorenz, da abrackerte und in jeden noch so schwierigen Zweikampf warf. Das war Vorbild und Inspiration. Der mühevolle Einsatz der gesamten Senner Elf sollte sogar von einstweiligem Erfolg gekrönt sein, als David Holtmann einen in den Raum gechippten Ball im Sechzehner erlief, diesen auf Maximilian Fabry querlegte, der zum 1:2 Anschlusstreffer traf. Holtmann und Fabry gebührt ein ausdrückliches Kompliment, der eine, Holtmann, zeigte erneut eine ansprechende Leistung, der andere Fabry, reiste, nachdem er kurzfristig angerufen wurde, trotz privater Termine an und unterstütze das Team. Eine Wohltat in Zeiten, bei denen auch zum x-ten Mal Omas Geburtstag als Ausfallgrund herhalten muss. Fabry belohnte sich somit selber für sein Engagement.

 

Die Senner Elf zeigte ein beeindruckendes Pensum und gab sich trotz steigender Fehlerquote im späteren Spielverlauf nicht auf. Auch als das vorentscheidende 1:3, infolge eines sehr fragwürdigen Freistoßes an der Eckfahne, fiel, blieb das Senner Team in der Spur und riss die Partie trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Lennart Schröder mit Anstand herunter.

 

Auch Georg Pantel, Coach der Senner Zwoten, wollte seinem Team nach dieser 1:3 Niederlage keinen Vorwurf machen: „Wir gehen zurzeit einfach auf dem Zahnfleisch. Die Absagen, wenn es denn zumindest eine gab, sind dann schon eine Tragödie für sich.“

 

Für die Zwote heißt es jetzt gut vier Wochen vor Ende der Saison, die verbleibenden Partien dafür zu nutzen, sich schon wieder für die nächste Spielzeit neu zu orientieren. Erste Planungen und Personalien gibt es dafür bereits, diese gilt es jetzt zu konsolidieren.

 

Man of the Match: Alexander Lorenz

 

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Die Quintessenz der Zwoten gilt unter etwas anderen Vorzeichen auch für die erste Mannschaft des TuS 08. Der Waldbadexpress hat nach der erneuten Niederlage den Anschluss an das Spitzentrio verloren und muss sich jetzt mit Anstand und insbesondere mit Respekt vor den Mannschaften im Abstiegskampf, aus der Spielzeit 2017/18 verabschieden.

 

Es ist natürlich noch nicht an der Zeit, das insgesamt frühzeitige Ausscheiden aus dem Aufstiegsrennen in Gänze zu analysieren, aber es gilt bereits jetzt festzuhalten, dass es nicht eine einzige „Sache“ war, sondern gleich ein ganzer Haufen. Nachdem sich Simon Czernia nach seinem fulminanten Auftritt gegen Werther nochmal mit Kniebeschwerden zum Arzt begeben hatte, stand fest, dass auch für ihn die laufende Saison beendet ist. Wie schon gegen Eintracht mussten Wahsner und Lyko somit auf die torgefährlichsten Akteure verzichten. Zwar konnten die Senner Verantwortlichen nach wie vor eine schlagkräftige Truppe auf den Platz bringen, aber bereits unter der Woche deutete sich an, dass die Vorbereitung auf „das nächste Endspiel“ (Wahsner) alles andere als optimal verlief. Diese vermeintlichen „Kleinigkeiten“ führen seit Wochen dazu, dass der Waldbadexpress ohne seine Torjäger, keine wirkliche Torgefahr verbreiten kann. Diejenigen, die dann mit Ball am Fuß wenige Meter vor der Hütte stehen, treffen dann regelmäßig alles, nur nicht das Tor.

 

Auch wird defensiv nach wie vor jeder noch so minimale Fehler bestraft, wenngleich die Gastgeber gerade zu Beginn des ersten Durchganges zahlreiche hochkarätige Torchancen liegenließen, um bereits frühzeitig alles klar zu machen.

Wie zuletzt so häufig, geriet die Senner Mannschaft direkt wieder in Rückstand: Der wackere Ole Gruner, der Publikum, Trainern und Mannschaft zuletzt mit herausragende Leistungen so viel Freude bereitet hatte, erwischte einen rabenschwarzen Tag und kam mit der Rolle des linken Verteidigers nicht zurecht. Bei einer ersten Situation infolge eines Fehlpasses, annullierte der Schiedsrichter das in der Folge gefallene Gegentor zwar noch aufgrund einer Abseitsstellung. Nur wenige Zeigerumdrehungen später gelang den stark agierenden Gastgebern wieder der Durchbruch über die linke Senner Seite, die saubere Vorhergabe wurde zum 1:0 genutzt. Ole hat sich in seinem jungen Alter in den letzten Wochen und Monaten auf dem Platz regelmäßig für seine Mannschaft geradezu zerrissen und mit vorbildlicher Einsatzbereitschaft die jüngsten Erfolge des Teams maßgeblich mitbegründet. Daher gehört an diese Stelle ein „Schulterklopfer“ und ein „weiter so, Ole“, denn solche Tage gibt es nun mal.

Nur langsam kamen die Senner aus dem Keller und erarbeiteten sich zunehmend starke Offensivszenen. Einen glasklaren Elfmeter an Florian Helmke verwehrte der für zahlreiche Reklamationen von beiden Seiten verantwortliche schwache Schiedsrichter den Sennern, sei es drum. In der Viertelstunde vor der Halbzeit erarbeiteten sich die Senner vier, fünf hochkarätige Möglichkeiten, die allesamt liegenblieben. Philip Schlegel zielte erneut in vielen Situationen knapp daneben und erwies seiner Mannschaft eine Viertelstunde vor Ende durch eine Unbeherrschtheit einen Bärendienst, da er mit gelb-rot des Platzes verwiesen wurde und somit der letzte etatmäßige Angreifer der Senner in der kommenden Partie nicht eingesetzt werden kann.

Durch ein Eigentor der Gastgeber kam der Waldbadexpress zwar zum Ausgleich, aber postwendend erhöhten die Gäste wieder über die schwache linke Senner Seite und einer Kopie des 1:0 auf 2:1.

Matthes Schwabedissen musste dann auch wieder verletzungsbedingt runter, da ihm ein Gegenspieler auf das Sprunggelenk gestiegen war, womit auch der zweite Senner Flügelflitzer nicht mehr zur Verfügung steht. Der Ausverkauf der Senner Elf ging also munter weiter, der Fußballgott, er scheint zurzeit kein Senner zu sein.

Zwar mühten sich die Senner im zweiten Durchgang, aber der durch Krankheit angeschlagene Luka Marquardt war bereits kurz nach seiner Einwechselung wieder „offen“ und konnte seinem Team nicht wirklich weiterhelfen.

Insgesamt kamen die Senner nach den Riesenchancen im ersten Durchgang auch in der zweiten Hälfte zu einigen guten Szenen, aber nichts davon reichte wirklich, um nochmal an einen Treffer zu gelangen. Um die derzeitige Situation auf den Punkt zu bringen lässt sich die Szene gut 10 Minuten vor dem Ende als Synonym nutzen: Nach einem Freistoß beinahe von der linken Eckfahne aus, kriegen die Senner den Ball per Kopf unhaltbar auf das Tor, der Ball schlägt zum gefühlt millionsten Mal an die Unterkante der Latte, von dort aus auf die Linie und aus dem Tor wieder heraus.

 

Der SV Häger spielt dann kurz vor Schluss einen von zahlreichen Kontern sauber zu Ende und erhöht auf 3:1, damit war das Senner Schicksal 2018 besiegelt und trotz des bemühten Anrennens aller Senner auf dem Platz, der Aufstiegsexpress endgültig abgefahren.

Da sich Torwart Florian Krogmann nach Zusammenbruch beim Zieleinlauf des Herrmannslaufes (Gasttorwart Lukas Steinfels spielte anstatt dessen) mit Herzmuskelentzündung im Krankenhaus befindet, ist die Senner Personallage inzwischen beinahe zum Verzweifeln. Trotzdem insbesondere Florian und allen anderen an Verletzungen und ähnlichem laborierenden, beste Genesungswünsche.

 

Es gilt, diese Saison sauber und ehrenvoll zu Ende zu spielen und sich nicht hängenzulassen, egal wie schwer und erschütternd sämtliche Vorzeichen für die verbleibenden fünf Partien auch sind. Es fehlte zuletzt an zu vielen und zu vielem, um in dieser Saison für irgendetwas in Frage zu kommen. Da man nie weiß, wie so eine Saison insbesondere auch personell verläuft, hat sich der Verein nie auf die Fahne geschrieben, irgendetwas „zu müssen“. Dass die Mannschaft sich selber das große Ziel „Aufstieg“ gesetzt hat, ehrt sie, ihren Ehrgeiz und ihren Anspruch, aber dafür muss halt bis zum Ende beinahe alles passen und das war leider nicht der Fall. Die wochenlange, riesengroße Anspannung und Fokussierung auf die Partie gegen den Rivalen TuS Brake hat am Ende sehr viele „Körner“ gekostet, vielleicht zu viele.

 

Bereits am Dienstagabend um 18:00 Uhr tritt der Waldbadexpress zum Wiederholungsspiel gegen den neuen Aufstiegsaspiranten Nummer 1 und Lokalrivalen VfL Ummeln an. Der Waldbadexpress befindet sich in einer enorm schwierigen Lage. Es wäre schön, liebe Sennerinnen und Senner, wenn ihr den Weg an den Ummelner Trüggelbach finden würdet, um den Jungs beizustehen. Ich glaube, im Moment müssen wir alle noch ein Stückchen näher zusammenrücken.

 

Man of the Match: Stefan Dopheide