Gefangen im Drama – Senne beendet pechschwarze Woche mit 2:5 bei Eintracht

(sm) Nach einem sehr intensiven Spiel musste der TuS 08 Senne I in die dritte Niederlage innerhalb von drei Wochen einwilligen. Eintracht stellte in der ersten Halbzeit das bessere Team und führte nach erneut vermeidbaren Treffern, und einem schön herausgespielten Senner Tor von Matthes Schwabedissen, auch in Anbetracht eines Pfostenschusses verdient mit 2:1. Luka Marquardts 2:2 währte nur kurz, erneut zwei schwere Individualfehler und ein weiterer Sonntagsschuss beendeten die Hoffnungen der Senner auf Zählbares an der Königsbrügge.

Augen zu und durch - Mike Wahsner mit zwei seiner verletzten Torjäger am Spielfeldrand
Augen zu und durch - Mike Wahsner mit zwei seiner verletzten Torjäger am Spielfeldrand

„Drama Baby, Drama!“ seit der Niederlage in Hillegossen und dem darauf folgenden, berauschenden Sieg im Spitzenspiel gegen den TuS Brake kriegt der TuS 08 Senne I keine Ruhe mehr in die eigenen Reihen. Die Gründe dafür sind mannigfaltig, reichen aber auch nicht alleine dafür aus, um die Woche für Woche schweren individuellen Fehler zu erklären, die am Ende die Punkte kosten. Gleich drei dicke Böcke leisteten sich die Senner in der Defensive, dabei darf allerdings nicht unterschlagen werden, dass auch die Offensivabteilung, einmal mehr, drei klarste Torchancen so eklatant vergeigte, dass die Summe der Fehler ein weiteres Mal zum Resultat von 0 Punkten führte. Im Moment schwingt man sich am Waldbad von Drama zu Drama:

 

Von der nicht gemähten „Wiese“ am Waldbad (inzwischen passiert), über den TuS Dornberg, der es einfach nicht abwarten konnte und mit viel „Fair Play“, seine personellen Errungenschaften der kommenden Saison in der Bielefelder Presse breittrat, über die verletzungsbedingten Ausfälle der Torjäger Finger und Czernia bis hin zur schweren Verletzung von Malte Gruner und dem damit verbundenen Spielabbruch am vergangenen Mittwoch, es ist alles zur Zeit ein einziges Drama. „Muss man abkönnen, wenn man oben dabei sein will“, wird der eine oder andere „Szenekenner“ jetzt sicherlich zum Besten geben. Ich wage das zu bezweifeln. Der Senner Fußball ist immer dann gut, wenn die Mannschaft im Mittelpunkt steht, nicht einzelne, wenn die Lust und der Spaß am Fußball regieren, nicht der Blick auf die Tabelle und Zuversicht sowie Euphorie über Zweifel und „Was wäre wenn Gedanken“ obsiegen. Das Bündel, welches die junge Elf vom Waldbad derzeit mit sich herumträgt ist kein leichtes, dieses gilt es nun mit viel mannschaftlicher Geschlossenheit und Kameradschaft -man verzeihe mit diesen antiquierten Begriff- auf viele Schultern zu verteilen, um sich aus dem Loch, in dem man sich derzeit befindet, herauszuarbeiten.

 

Die Senner Trainer waren vor dem Spiel gegen den zuletzt auch nicht immer sattelfesten TuS Eintracht um ihre Rolle keineswegs zu beneiden. Die drei Kicker mit den meisten erzielten Toren fielen allesamt wegen Verletzungen aus. Ich wünsche von dieser Stelle aus nochmals beste Genesung und hoffe, dass sich gerade die schwereren Maläisen als weniger drastisch herausstellen. Hinzu kam der privat verhinderte Florian Helmke. Luka Marquardt hatte unter der Woche studienbedingt nicht trainiert, Niko Kompodietas hatte sich mit Knieproblemen unter der Woche geschont. Matthes Schwabedissen war nach mehr als sechsmonatiger Pause vor anderthalb Wochen wieder in das Mannschaftstraining eingestiegen, Moritz Dennin fehlt trotz überstandener Schulter-OP nach wie vor mit einer Entzündung. Stefan Dopheide hatte sich im abgebrochenen Spiel gegen Ummeln einen Schnitt am Sprunggelenk zugezogen und hatte dementsprechend beim Abschlusstraining gefehlt.

Wahsner und Lyko brachten mit Dopheide und Hawerkamp die angestammte Innenverteidigung, flankiert von Marcel Landgraf und dem gut aufgelegten Henrik Eckseler vor Florian Krogmann im Senner Tor. Michel Dennin und Niko Kompodietas agierten auf der Doppelsechs, die Außenbahnen belegten der gerade erst genesene Matthes Schwabedissen und Luka Marquardt, wobei beide Außen ordentliche Leistungen darboten. Ole Gruner rückte in Ermangelung angestammter Alternativen als Allrounder in der Offensive in die hängende Stürmerposition, zeigte insbesondere im ersten Durchgang eine Partie mit viel Einsatz und Willen, blieb aber im Abschluss unglücklich. Philipp Schlegel als einzige gelernte Offensivkraft schlug zwar die Ecke zum 2:2, erwischte aber ansonsten einen gebrauchten Tag und blieb ohne Glanzpunkte.

 

Auf der Bank nahmen Dennis Ambrosius, Marvin Hülse, Furkan Yilmaz, Moritz Dennin und Rückkehrer Tim Oliver Epke Platz.

 

Marcel Landgraf und seine Kollegen im hinteren Drittel verrichteten Schwerstarbeit, am Ende half es wenig
Marcel Landgraf und seine Kollegen im hinteren Drittel verrichteten Schwerstarbeit, am Ende half es wenig

Der Gastgeber legte sofort los, wie die Feuerwehr und sprühte nur so vor Einsatzwillen, Spielfreude und Galligkeit. Die Senner hielten insgesamt dagegen, sahen sich aber zunächst ganz klar in die Defensive gedrängt. Ein Schüsschen von Marcel Landgraf nach gut zehn Minuten entsprach dann auch der ersten notierbaren Offensivaktion der Senner. Eintracht wollte, dass spürte man deutlich, war insgesamt konzentrierter und agierte so gut wie fehlerfrei. Im direkten Vergleich produzierten die Waldbadkicker zu viele, zum Teil zu einfache, Abspielfehler, wodurch ein Spielfluss nur schwerlich in Gang kam. Auch dominierten die Gastgeber bei der Eroberung zweiter oder gar dritter Bälle, weshalb sich das Spielgeschehen vorläufig immer in Richtung Senner Tor entwickelte. Senne probierte es dann und wann immer mal aus der zweiten Reihe, aber die Torabschlüsse kamen zu zentral, sodass der Heimkeeper keine nennenswerten Probleme hatte. Im Gegenzug blieb Eintracht nach vorne immer brandgefährlich und die Defensive musste einschließlich der stark beanspruchten Sechser Schwerstarbeit verrichten, um die schnellen Vorstöße der Gastgeber abzuriegeln. In so einer Situation bekommen die Senner eigentlich erstmalig den Ball nicht weg und ein Gastgeber schießt aus knapp 25 Metern einfach mal aufs Tor. Das Leder kommt gut geflogen und schlägt halbhoch im Senner Gehäuse ein, sicherlich ein Sonntagsschuss. Aber dieser Sonntagsschuss zeigt an und für sich auch das ganze Dilemma der Senner seit Wochen: Beim Gegner gelingt nahezu alles und fallen unglaubliche Tore, Sonntagsschüsse und Bilderbuchkopfbälle während die Senner aus wenigen Metern nicht mal die 7,32 Meter treffen.

 

Trotzdem kommen die Waldbadkicker zunehmend besser ins Spiel und haben mit beiden Außenläufern an diesem Tag gut aufgelegte Akteure an Bord. Luka Marquardt gelingt es wenige Minuten später durch ständiges Nachsetzen und zweimalige Ballrückeroberung, am Ende schulbuchmäßig bis knapp vor die Grundlinie zu gehen, bevor er eine starke Vorhergabe auf den einlaufenden Matthes Schwabedissen schlägt, der aus kurzer Distanz zum 1:1 ausgleicht.

Jetzt ist Senne besser im Spiel, Eintracht ist aber nach vorne immer brandgefährlich und enorm griffig in den Zweikämpfen. Eher unglücklich produziert Marcel Landgraf einen Eckball, bei dem ihm das Leder ungewollt über den Skalp rutscht. Bei der Ecke stimmt, wie schon viel zu häufig in dieser Saison die Zuordnung und die Wehemenz im Abwehrverhalten nicht. Schon nach wenigen Minuten hätten die Gastgeber deshalb 1:0 führen können, aber der Topstürmer der Heimmannschaft vergibt unbedrängt. Dieses Mal kann der erste Ball nicht sauber abgewehrt werden, im Nachsetzen pariert Florian Krogmann großartig auf der Linie gegen einen aus nächster Nähe köpfenden Eintrachtler, im dritten Anlauf muss der Heimstürmer aber nur noch abstauben und die Gastgeber führen wieder mit 2:1. Wieder ist eine Standardsituation Ausgangspunkt für ein Gegentor, viel zu oft inzwischen.

 

Mit dem Rückstand geht es bei feinstem Fußballwetter vor schöner Zuschauerkulisse in die Pause. Die Jungs vom Senner Waldbad gaben sich nicht auf und trotzten den widrigen Umständen. Es war keineswegs ein schlechtes Spiel, das die Senner darboten, allerdings war der Gegner sehr stark und machte unter dem Strich weniger Fehler.

 

Trotzdem kam der Waldbadexpress gut aus der Kabine und stemmte sich mit aller Kraft in Richtung des Gegners. Niko Kompodietas war immer wieder Dreh- und Angelpunkt der Offensivaktionen, während Kapitän Michel Dennin mit viel Einsatzwillen und Kampfgeist in der Defensive die Zentrale „dicht“ hielt und dabei gut einstecken musste. Jetzt kam der Waldbadexpress ins Rollen, allerdings blieben die Gastgeber nach vorne hin stets blitzschnell und vor allem präzise, sodass Florian Krogmann mit einer Weltklasse-Aktion im eins-gegen-eins die Vorentscheidung vereitelte. Senne ackerte nach vorne und kam jetzt zu hochkarätigen Torchancen. Michel Dennin vergibt quasi per Dropkick vom Elfmeterpunkt und schießt den Torwart an, Ole Gruner schießt kaum fünf Meter vor dem Tor am rechten Winkel vorbei und Luka Marquardt braucht sich frei vor dem Tor eigentlich nur noch die Ecke auszusuchen, köpft dann aber den Torwart an. Es war einmal mehr zum Verzweifeln, aus allerbesten Lagen und Szenen können die Senner einfach nicht treffen und besiegeln damit ihr Schicksal, ohne dass der Gegner groß etwas zu tun braucht. Dann kommt die Schlussphase und ein Eckstoß von Philipp Schlegel, der die vermeintliche Erlösung bringt: Schlegel bringt gefühlvoll auf den zweiten Pfosten, Luka Marquardt ist völlig ungedeckt und nickt wenig platziert aber dennoch sicher zum 2:2-Ausgleich ein. Der Ausgleich in einer kritischen Phase, die Gastgeber zeigen sich beeindruckt, kommen aber postwendend wieder. Viel zu unbedrängt spielen die Gastgeber aus dem rechten Halbfeld einen langen Flugball in Richtung langer Pfosten, Marcel Landgraf ist einen Moment nicht auf der Höhe, Krogmann bleibt zurück und der Heimangreifer schaltet am schnellsten und schiebt den Ball durch das löchrige Tornetz – 3:2, alle Mühen, alles Kämpfen und Wollen vergebens, seit drei Spielen laufen die Waldbadkicker einem Rückstand hinterher. Aber es sollte noch schlimmer und endgültig kommen: Ein Gastgeber-Akteur schlägt einfach mal aus der Zentrale im Anlaufen einen langen Flugball in Richtung Senner Tor, der Senner Keeper patzt und der bereits am Boden liegende Angreifer muss mit letztem Aufraffen den springenden Ball nur noch per Kopf vollenden. Der Senner Torwart entpuppte sich am Ende als eine Art tragischer Held: Nach dem 0:1 mit zwei starken Paraden einen höheren Rückstand vereitelt, beim 1:2 auf kürzeste Distanz großartig reagiert, am Ende doch geschlagen. Dann das 1:3 nach Wiederanpfiff mit einer Weltklassetat im eins-gegen-eins vereitelt, um dann am Ende doch daneben zu greifen. So ein Spiel wünscht man keinem Torhüter. Über den Angreifer, der klarste Möglichkeiten versiebt, redet am Ende niemand mehr, der „Bock“ vom Keeper bleibt im Gedächtnis.

Das 2:5 ist nach der einsetzenden schweren Ernüchterung ein weiterer Sonntagsschuss, den euphorisierten Gastgebern gelang in den letzten Minuten einfach alles, die junge Senner Elf musste sich einmal mehr geschlagen geben.

 

Sportstudent Luka Marquardt bereitete das erste Tor vor und köpfte das zweite selber. Einen weiteren Treffer hatte er auf der Stirn
Sportstudent Luka Marquardt bereitete das erste Tor vor und köpfte das zweite selber. Einen weiteren Treffer hatte er auf der Stirn

Summa summarum muss man sich diese Niederlage gegen einen wirklich starken Gegner wohl oder übel eingestehen. Man kann sich auch nicht wirklich ausschließlich über fehlendes Glück beklagen, denn die Gastgeber treffen im ersten Durchgang zwei Mal Aluminium. Das Senner Team hat sich gewehrt, eine Reaktion gezeigt und sich trotz aller im Anfangsteil dieses Berichtes dargelegten Faktoren ordentlich geschlagen. Kaum jemand muss sich den Vorwurf machen, es nicht probiert zu haben, dass nicht alle Akteure einen „Sahnetag“ erwischten und es somit nicht gereicht hat, nun das ist eben die so viel beschworene Tagesform, die auch zählt. Es fehlte einmal mehr in den entscheidenden Situationen vorne wie hinten die Konzentration und nervliche Eiseskälte, um die sich bietenden hochkarätigen Chancen zu verwerten, oder schwere Fehler in der Verhinderung von Gegentoren hinten zu vermeiden. Der Fußball lebt von Fehlern und davon macht die Senner Mannschaft im Moment einfach zu viele. Auch wird nahezu jeder Fehler vom Gegner bestraft, während sich die Senner im Moment dieser Eigenschaft kaum rühmen dürfen.

 

Trennung.

 

Nach den Niederlagen, Ereignissen und der Unruhe der vergangenen Wochen tut es, so glaube ich, einfach mal gut, gaaanz tief durchzuatmen und diesen ganzen „Scheiß“ ad acta zu legen. Keine Tabellen und Konstellationen mehr, keine vermeintlichen oder wirklichen Spitzenspiele, keine Spekulationen und Fremdeinwirkungen, kein Schauen, was die Konkurrenz so macht, sondern einfach mal wieder WIRKLICH runterkommen und sein eigenes Ding machen.

 

Die Leichtigkeit ist verlorengegangen und will wiedergefunden werden. Das merkt man daran, wie verkrampft der eine oder andere versierte Akteur auftritt. Das Heft des Handelns ist aus der Hand, das tragen jetzt andere mit sich herum und der junge Waldbadexpress kann sich wieder darauf besinnen, was ihn eigentlich auszeichnet und wofür ihn seine zahlreichen Fans so lieben: Engagiert und mit viel Herz und Leidenschaft Fußball spielen. Krampf konnte man noch nie am Waldbad, Kampf dagegen sehr. Es gilt sich jetzt bei hervorragendem Wetter zusammenzuraufen und über viel Freude und Engagement im Training das verloren gegangene Selbstbewusstsein wiederzuholen. Wie immer bin ich dabei gerne behilflich und sei es nur in der Form, Moritz seine Grenzen aufzuzeigen. Ich freue mich aufs Training mit Euch!