Viel Aufwand kein Ertrag – Waldbadexpress besiegt sich in Hillegossen mit 1:2 selber

(sm) 30 Minuten lang sah es so aus, als würde der TuS 08 die stark in die Rückserie gestarteten Kicker von der Osningstraße geradezu an die Wand spielen. Doch die 1:0 Führung von Simon Czernia war für den enormen Aufwand, den die Senner betrieben, viel zu wenig, sodass der Gastgeber mit tatkräftiger Unterstützung der Senner Hintermannschaft und Torwart zu einem glücklichen, kämpferisch aber nicht ganz unverdienten 2:1 Achtungserfolg kamen.

Die Senner Bank am Osning
Die Senner Bank am Osning

 

 

Kein Senner, der nach dem unglücklichen Auftritt zu Hillegossen nicht mit den Jungs vom Waldbad mitlitt. Über 30 Minuten hatte man einen Gala-Auftritt sondergleichen hingelegt, mit einem einzigen Schönheitsfehler: Wie schon zu häufig in dieser Saison verpasste man es, die Augenweide einer taktisch-spielerischen Konzeption in Zählbares umzumünzen. Den Schuh müssen sich vor allem die Ausnahmeakteure der Équipe anziehen, denn sie scheiterten allesamt aus besten Einschusspositionen und brachten die Kugel einfach nicht mehr über die Torlinie.

Dabei kann man annähernd der gesamten Mannschaft keine Vorwürfe machen, was die hervorragende Einstellung bei den Übungseinheiten der letzten drei Wochen angeht: Mit enormen Tempo, viel Fleiß und herausragender Griffigkeit, selbst bei widrigen Wetterbedingungen, hatten die Jungs geschuftet und sich nicht geschont. In der Folge konnte man deutliche Fortschritte bei spielerischer Präzision und vor allem Geschwindigkeit in den Kombinations- und Umschaltabläufen erkennen. Akteure, die aus diversen Gründen die Übungseinheiten nicht regelmäßig besuchen konnten, mussten sich voll reinhängen, um da mitzuhalten.

 

Das Trainer-Duo Wahsner/Lyko hatte daher keinen Grund zu hadern, lediglich die kaum nachvollziehbare Generalabsage des vergangenen Spieltages und der damit einhergehende Verlust des Rhythmus sorgte hier und da für hochgezogene Augenbrauen, denn der Kunstrasen am Waldbad wäre für das Gipfeltreffen mit dem TuS Brake bestens bespielbar gewesen.

Sei es drum, für die Partie gegen Ortsnachbarn Hillegossen konnten die Senner Verantwortlichen mit Ausnahme der Laaangzeitverletzten auf alle Kräfte zurückgreifen. So entschieden sich Wahsner und Lyko dafür, den Kader auf 16 Mann zu begrenzen.

 

Im Tor lief wie gewohnt der zuletzt souveräne Florian Krogmann auf, erwischte aber leider einen gebrauchten Tag. Die angestammte Innenverteidigung aus Stefan Dopheide und Malte Hawerkamp wurde von Ole Gruner und Marcel Landgraf auf den Außen flankiert. Die Verteidigung agierte insgesamt sicher, war aber beim Standard, der zum 1:1 führte nicht auf der Höhe bzw. nah genug beim Gegner um effektiv zu stören. Die „Creative Twins“ auf der Doppelsechs, Kapitän Michel Dennin und Niko Kompodietas kreierten im Anfangsdrittel nahezu einen spielerischen Rausch, in der zweiten Halbzeit gelang es aber beiden nicht mehr die entscheidenden Impulse zu setzen, das Spiel verlief völlig zerfahren und am Ende scheiterten die Senner aus besten Abschlusspositionen an Unvermögen. Simon Czernia und Luka Marquardt agierten auf den Flanken, insbesondere bei Czernia schien im Anfangsdrittel endlich der Knoten vom Trainingsweltmeister zum Wettbewerbscrack zu platzen, so kraftvoll und dynamisch tankte sich das Talent ein ums andere Mal durch die Hillegosser Hintermannschaft. Mit dem sehenswerten 1:0 belohnte sich Czernia für dieses starke Drittel, leider blieb vom Riss in der gesamten Senner Teamperformance auch Czernia nicht verschont. Luka Marquardt hingegen ging leicht angeschlagen ins Match, bereitete aber trotzdem gedankenschnell und gefühlvoll das 1:0 vor. Seine Auswechselung kam ein wenig überraschend. Malte Gruner als hängende Spitze hatte die wichtige Vorentscheidung auf dem Fuß, konnte den Ball aber nicht im Gehäuse unterbringen und agierte trotz einiger ordentlicher Distanzversuche mit zunehmender Spielzeit immer glückloser. Philipp Schlegel als einzige echte Spitze fand über die gesamte Dauer trotz hervorragender Trainingsleistungen und großer individueller Klasse nicht in die Partie. Sein Wechsel auf die Außenbahn für Luka Marquardt vergrößerte das Dilemma des jungen Senners noch.

Auf der Reservebank nahmen Timon Finger, der nach 30 Minuten für Marquardt kam, Marvin Hülse, Henrik Eckseler und Florian Helmke Platz.

Schon rauscht der nächste Ball vorher, nur der Senner Abnehmer fehlte...
Schon rauscht der nächste Ball vorher, nur der Senner Abnehmer fehlte...

 

Auf einem der wohl feinsten Kunstrasenplätze in Bielefeld, nahm der junge Waldbadexpress sofort das Heft des Handelns in die Hand und fabrizierte „Zuckerfußball“ am laufenden Band. Von den in dieser Phase stark die „Strippen ziehenden“ Dennin und Kompodietas kam eine kreative Inszenierung nach der nächsten und es war schlichtweg eine Augenweide, die die Senner Elf da am laufenden Band darbot. Es war einfach alles mit dabei: Schnell kombiniertes Kurzpassspiel, Abbruch und Verlagerung, sehenswerte Einzelaktionen, die Räume öffneten, flexibles Aufbauspiel über beide Flanken, Präzise Flug- und Diagonalpässe – alles, was das Herz begehrt. Hillegossen war zwar motiviert, verteidigte wider erwartend recht hoch und lief die Senner Defensivakteure an, war aber im ersten Drittel mehr oder weniger zum Zuschauen verdammt, so rund lief das Senner Spiel.

 

Aber die Verwertung, der sofort zustande kommenden Torchancen war einmal mehr in dieser Saison mangelhaft bis ungenügend. Allerbeste flache Vorhergaben in den Rücken der Abwehr liefen über den Elfmeterpunkt und fanden keinen Abnehmer. Vor dem Tor agierte man glück- oder kopflos, was sich im zweiten Durchgang noch steigern sollte. Trotzdem läuft alles zunächst ganz nach Plan: Einen etwas verunglückten Steilpass auf Luka Marquardt hatten schon alle Gastgeberakteure abgeschrieben, als dieser gegen die Eckfahne kullert und im Spielfeld liegen bleibt. Luka Marquardt schaltet gedankenschnell als erster und spielt einen gefühlvollen perfekt getimten Flugball auf Simon Czernia, der an der Sechzehnerkante lauert. Czernia trifft das Leder perfekt mit Vollspann und drischt die Kugel in den linken Winkel des Hillegosser Tores. Die Gastgeber sind jetzt deutlich angeschlagen und es spielt weiter nur der TuS 08. Hillegossen kann sich ausschließlich über weite Bälle befreien, bei denen es dann und wann auch mal einen Eckball gibt. Grundsätzlich waren aber gerade Ole Gruner und Marcel Landgraf auf den Außenverteidigerpositionen regelmäßige Zweikampfsieger, sodass es kaum Offensivaktionen der Osning-Kicker gab. Bei einem Eckball segelt Florian Krogmann am Leder vorbei, der nachfolgende Schuss kann aber zentral geblockt werden. Malte Gruner ist in der zentralen Offensive engagiert und aufmerksam und kann um die 25. Spielminute herum einen Abwehrstrategen der Gastgeber den Ball vom Fuß spitzeln und ist mit einigen großen schnellen Schritten in Richtung Heimtor entwichen. Gruner entscheidet sich entgegen seines Naturells für einen Flachschuss ins lange Eck gegen den herausstürmenden Torwart des Heimteams und schießt am Gehäuse vorbei. Ein Raunen geht durch die Reihen der zahlreich mitgereisten Fans des Waldbadexpresses. Einigen kommt allmählich das „Peckeloh-Déja vue“, als die Senner schon einmal brillant agierten, mit 1:0 führten und plötzlich durch zwei Standards im Hintertreffen lagen. Das sollte doch wohl nicht etwa…

 

Nach einer knappen halben Stunde wechselte Mike Wahsner Timon Finger für Luka Marquardt ein und versetzte Philipp Schlegel auf die Flanke, während Finger „vorne rein“ ging. Ohne es an dieser Szene festmachen zu wollen, baute der Waldbadexpress plötzlich deutlich ab und verlor seine überragende, spielerische Dominanz. Hillegossen konnte sich mehr und mehr befreien und die Partie verlagerte sich ins mittlere Drittel. Das Mittel der Wahl der Gastgeber blieben zwar lange Bälle auf die schnellen und technisch versierten Offensivleute, das war aber durchaus ein handwerklich probates Mittel. Die aggressiv gegenpressenden Senner verursachten immer mal wieder Standardsituationen im Mittelfeld, wodurch sich zumindest Strafraumszenen für die Gastgeber entwickelten. Insgesamt ließ der Unparteiische auf beiden Seiten sehr viel laufen und hielt sich mit Verwarnungen zurück, wodurch vorläufig die ebenfalls mit aggressiven Tacklings nicht sparenden Gastgeber profitierten.

 

Kurz vor der Halbzeit erlangt Hillegossen einen Freistoß an der Mittellinie und das Malheur nimmt wieder seinen Verlauf. Der Ball wird hoch und lang vorne hereingeschlagen, die Gastgeber werden bei der Kopfballvorhergabe aus leicht linker Position nicht gestört, genauso wenig wird der Kapitän des Heimteams eng gedeckt, der plötzlich frei zum Kopfball kommt und diesen durchaus kräftig an Florian Krogmann im Senner Tor, der den Ball hier nicht mehr entscheidend ablenken kann, vorbei in die Maschen köpft.

Sicher ist die angreifende Mannschaft, die nach vorne läuft bei solchen Szenen immer im Vorteil, aber so unbedrängt und frei darf der bis dahin auffälligste Heimakteur nicht zum Kopfball kommen.

 

Einen Wahnsinnsaufwand hat der Waldbadexpress bis zur 30. Spielminute betrieben und tollen nahezu begeisternden Fußball geboten, belohnt hat er sich dafür nicht. Am Ende reicht, mal wieder, ein stumpfer, hoch rein gedroschener Freistoß, um sich selber um die Früchte seiner Arbeit zu bringen.

Aber es sollte noch schlimmer für die Jungs aus Senner kommen und ein weiteres Mal sollte die Kreisliga A Bielefeld beweisen, warum sie wohl zu den spannendsten Ligen in ganz Deutschland gehört.

 

Senne versuchte seine Dominanz aus den ersten Dreißig zurückzuerlangen, scheiterte damit aber. Die Bälle wurden nicht mehr mit der Präzision und Geschwindigkeit gespielt, zu oft versuchte hier und da ein Einzelkönner gegen die massive Abwehr der Hillegosser den Durchbruch oder trennte sich viel zu spät vom Ball, als das Momentum, durch die sich anhand der Einzelaktionen öffnenden Räume, zu nutzen. Den hoffnungsvollen Blick zum Referee, ob es nicht doch einen Freistoß geben würde, nachdem man in drei Gegner hineingelaufen war, konnte man sich da sparen, der Schiedsrichter machte insgesamt auf beiden Seiten keine gute Figur und ließ keine klare Linie erkennen.

 

Und es kam noch schlimmer: Hillegossen spielte mit dem Unentschieden im Rücken und durchaus selbst bewusst immer wieder lange Bälle auf die eigenen Offensivspieler, die sich im Zweikampf zu behaupten wussten. Als der Mittelstürmer der Gastgeber weit nach links Außen abgedrängt, beinahe an der Eckfahne den Ball einfach mal in Richtung Senner Tor schlägt, scheint der Fußballgott wohl weggeschaut zu haben. Der Ball fliegt hoch und lang in Richtung Senner Tor, der Senner Keeper scheint überrascht, springt sehr zeitig ab, kriegt die Hand im Sprung nicht sauber hinter die Kugel und „wischt“ sie gegen den Innenpfosten, von wo aus sie ins Senner Tor rollt. Aus dem Nichts und einer an sich „toten Situation“ führt das Heimteam plötzlich mit 2:1. In den folgenden 30 Minuten sollte so etwas wie ein zusammenhängender Spielfluss nicht mehr zustande kommen. Hillegossen fightete mit viel Leidenschaft und durch die unverhoffte Führung hochmotiviert, Senne besann sich nicht und versuchte es zu sehr über die bereits beschriebenen Einzelaktionen, anstatt die Stärke in der mannschaftlichen Geschlossenheit des Anfangsdrittels zu suchen. Die Gastgeber zerstörten diesem Verlauf nach effektiv das Spiel des Waldbadexpresses und diesem schien nicht mehr allzu viel einzufallen. Auch die anfangs so starken Individualisten im Konzert der Mannschaftsteile blieben blass und verzettelten sich. Das Waldbadensemble hätte sich nicht einmal beschweren können, wenn es nach einem Stockfehler von Keeper Krogmann und einem mutmaßlichen Foulspiel bei der folgenden Rettungsaktion im Senner Sechzehner einen Strafstoß für Hillegossen gegeben hätte. Wie gesagt, hier war das Schiedsrichterglück auf Seiten der Senner.

Dennoch drückten die Waldbadkicker in der Schlussphase mit aller Macht auf den Ausgleich. Gleich drei Mal steht ein Senner alleine mit Ball am Fuß vor dem Tor des TuS Hillegossen oder wird ein Kopfball nach Ecke auf das Gehäuse gebracht, schlägt aber an die Unterkante der Latte und wird von dort aus geklärt. Der sonst so überlegt vollendende und eingewechselte Florian Helmke schießt frei vor dem Tor den Torwart an und in der letzten Szene der Partie, spitzelt Malte Gruner dem einschussbereiten Marcel Landgraf in kaum acht Metern Tordistanz die Kugel vom Fuß, die daraufhin verspringt und von der dankbaren Gästeabwehr geklärt werden kann. Kurz zuvor hätte Hillegossen bei einem Konter alles klarmachen können, Krogmann vereitelte aber stark.

Philipp Schlegel gehört ganz klar zu den schnellsten und torgefährlichsten Sennern - Kann er am Donnerstag die PS auf die Straße bringen?
Philipp Schlegel gehört ganz klar zu den schnellsten und torgefährlichsten Sennern - Kann er am Donnerstag die PS auf die Straße bringen?

Es sollte einfach nicht sein. In so vielen Partien in dieser Saison war der TuS 08 am Ende immer noch in der Lage gewesen, beinahe mit dem Schlusspfiff einen Erfolg oder zumindest einen Teilerfolg zu verbuchen, hier und heute sollte das nicht mehr gelingen. Der TuS Hillegossen erkämpfte sich mit viel Leidenschaft und sicher einigem Glück am Ende den Dreier im eigenen Stadion und beendete damit die zuletzt niederlagenfreie Serie des heimischen Waldbadexpresses, während sich die eigene fortsetzt.

 

 

Einmal mehr in dieser verrückten Saison hat sich die junge Elf vom Senner Waldbad mehr als weniger selber besiegt. Sich für den enormen spielerischen Aufwand des Anfangsdrittels nur mit einem Tor zu belohnen, war der große Knackpunkt in der heutigen Partie. Einstellung, Feuer, Leidenschaft, es hat alles soweit geklappt. Selten wurde die taktische Marschroute des Trainerteams so perfekt umgesetzt, wie in diesen grandiosen dreißig Minuten. Was einmal mehr fehlte, war die „Geilheit“, ein Tor unbedingt schießen zu wollen, sich mit allem mentalen und physischen Willen der Erzielung von Toren HINZUGEBEN. Ich würde mir die Binse vom „Fußball ist ein Ergebnissport“, gerne ersparen, aber die heutige Partie belegte diese Binse sehr eindrucksvoll.

 

 

Mir tut es nach den bärenstarken Trainingswochen beinahe körperlich weh für das junge Team vom Waldbad und jeden Einzelnen, am Ende so dazustehen, aber ich vertrete auch die Ansicht, dass man nie weiß, wofür das gut war…

 

 

 

Das „Spiel der Spiele“ gibt es wohl diese Saison nicht, aber am kommenden Donnerstag steht auf dem Kunstrasenplatz am Waldbad das Treffen des Waldbadexpresses mit dem TuS Brake, dem Meisterschaftsfavoriten der verrückten A-Liga, auf dem Programm. Jetzt gilt es die Köpfe freizukriegen und die Spannung wiederaufzubauen. Wobei das „Ying und Yang“ zwischen Konzentration und Fokussierung auf den Moment sowie der Leichtigkeit und Freude am Fußball selber nicht aus dem Gleichgewicht geraten darf. Auch am Donnerstag wird sich der Ausgang dieser Saison nicht entscheiden. Ich bleibe dabei, dass die Senner Mannschaft selten in dieser Saison so gut drauf war, wie zuletzt und so großartig im Training gearbeitet hat. Jetzt müssen wir in der Mannschaft miteinander, sowie mit dem großartigen Publikum am Waldbad, noch ein Stück näher zusammenrücken, um dem Tabellenführer am Donnerstag einen Fight und ein Spiel erster Güte zu liefern. Es wird eine Herausforderung, auf die man sich freuen sollte, denn die Freude am Spiel ist ein guter Weggefährte zum Erfolg.

 

 

 

Man of the Match: (Der seit Wochen konstant starke) Ole Gruner        

 

 

 

 

 

 

 

Liebes Senner Publikum!

 

Bitte unterstützt Eueren Waldbadexpress am kommenden Donnerstagabend um 19:30 Uhr und pilgert zahlreich zum Senner Waldbad! Selbstverständlich ist auch Heiko Quint und sein Imbissteam vor Ort, es lohnt sich also so oder so zu kommen.