3:0 im Süd-Derby – Waldbadexpress reicht starkes Viertel für ungefährdeten Sieg

(sm) Nach einer wenig erbaulichen ersten Halbzeit mit einer halben Torchance hat der TuS 08 Senne I im zweiten Durchgang seine physische Überlegenheit genutzt und den Lokalrivalen Türkgücü Sennestadt mit 3:0 auch in der Höhe verdient bezwungen.

In die Wolken! Ein Freistoß symptomatisch für die Versuche der Senner im ersten Durchgang
In die Wolken! Ein Freistoß symptomatisch für die Versuche der Senner im ersten Durchgang

Grundsätzlich lassen sich bei der jungen Senner Elf schon unter der Woche in der Art und Weise wie trainiert wird einige Indizien erkennen, die auf die dann am Spieltag folgende Leistung hinweisen. Nach einigen schwächeren Trainingswochen durfte man daher für das Spiel gegen den heimstarken Nachbarn aus Sennestadt guter Hoffnung sein, denn die Jungs vom Senner Waldbad hatten eine sehr ordentliche Trainingswoche hingelegt und sich adäquat auf die Partie des 20. Spieltages vorbereitet, wobei sich aus der Startelf insbesondere Luka Marquardt, Timon Finger, Malte Gruner und Simon Czernia Fleißkärtchen verdienten.

Durch den krankheitsbedingten Ausfall von Marcel Landgraf musste das Trainer-Duo Mike Wahsner und Christian Lyko dennoch ein wenig umdisponieren, da die Sennestädter Elf nach der Winterpause und erstmalig in diesem Jahr auf eigenem Platz aktiv kaum einzuschätzen war. So spielten „The Rock“ Stefan Dopheide und Ole Gruner in der Innenverteidigung, wobei Gruner neben dem Auftrag als zentraler Zerstörer, offensive Freiheiten gegeben waren. Stefan Dopheide erledigte indes seine Aufgaben vorzüglich und machte seinem Ruf als „Fels in der Brandung“ alle Ehre. Malte Hawerkamp und Luka Marquardt agierten als Außenverteidiger in weniger geliebten Aufgaben, Hawerkamp mühte sich über weite Strecken in die Partie und erlangte erst im letzten Drittel die gewohnte Stabilität und Passsicherheit, während Marquardt insgesamt eine solide Leistung darbot und viele potentielle Offensivaktionen der grundsätzlich hoch und weit in die Zentrale agierenden Gastgeber im Keim erstickte.

Zentral spielten nach dem Versmold-Remis erstmalig wieder die „Creative-Twins“ Michel Dennin und Nikolas Kompodietas auf der Sechs, wobei beide die ersten Fünfundvierzig brauchten um mit den Bedingungen und der zentral massierten Defensive der Gastgeber klarzukommen. Auf den Flügeln spielten zunächst Simon Czernia und eher ungewohnt Malte Gruner, wobei Czernia im ersten Durchgang zu den besseren Sennern zählte, ihm im zweiten Durchgang aber neben dem sehenswerten Treffer zum 3:0 auch einige Flüchtigkeitsfehler unterliefen. Malte Gruner mühte sich in der ungewohnten Rolle redlich, wurde aber nach Positionswechsel mit Kompodietas erst im zweiten Durchgang wesentlich stärker und bereitete das 3:0 mustergültig vor.

In der Offensive spielten Florian Helmke und Timon Finger, wobei sich beide Stürmer im ersten Durchgang auf ganz engem Raum zwar behaupteten, dabei aber so gut wie keine Torchance heraussprang. Finger nutzte in der zweiten Hälfte gleich die erste sich ihm bietende „Hundertprozentige“ zum 2:0, kurz zuvor war stark Florian Helmke stark gestartet aber per fragwürdigem Abseitspfiff an seiner Gelegenheit gehindert worden.

Als Reservisten standen Til Stelbrink, Henrik Eckseler, Dennis Ambrosius, Furkan Yilmaz und Marvin Hülse bereit, Eckseler kam für den überzeugenden Stefan Dopheide, Dennis Ambrosius für Malte Gruner.

Timon Finger überwindet den Sennestädter Torwart zum vorentscheidenden 2:0
Timon Finger überwindet den Sennestädter Torwart zum vorentscheidenden 2:0

Auf dem „Roten Rasen“ an der Travestraße spielt wohl kein Team, einschließlich der technisch versierten Gastgeber, der Kreisliga A Bielefeld wirklich gerne. Der neue Coach der Gastgeber, Özgen Yildiz, dieser hatte im Winter Erkan Aydogan abgelöst, erläuterte auch im Gespräch nach dem Spiel die schlechten Trainingsmöglichkeiten der Sennestädter während der zurückliegenden, frostigen Wochen.

So machte sich auch recht schnell im Verlauf der Anfangsminuten erkennbar, dass die Gastgeber nicht über die starke Form verfügten, mit der sie den Waldbadexpress am fünften Spieltag am Rande einer Niederlage hatten. Sennestadt agierte mit einer robust spielenden, massierten Defensive die den Sechzehner weitgehend freihielt, während man sich in der Offensive regelmäßig mit langen Bällen auf die einzige wirkliche Spitze behalf. Somit entwickelte sich insbesondere zwischen „The Rock“ Stefan Dopheide in der Senner Innenverteidigung und dem Torjäger der Gastgeber ein rassiges Duell, das von vielen kleinen und versteckten Nicklichkeiten begleitet war. Hier zeigte Dopheide, der trotz des ungewohnten Geläufes ein fehlerfreies Match darbot, seine Bezirksligaerfahrung, steckte ein, teilte aus und überzeugte mit Unerschrockenheit und Körpersprache, sodass der technisch beschlagene und wuselig-schnelle Zentralangreifer der Gastgeber sich im weiteren Verlauf an Dopheide aufrieb. Ein Musterbeispiel dafür, wie man ohne Verbaldisput mit Schiedsrichter und/oder Gegenspieler ein solches Duell austragen kann.

Was Senne I ansonsten im ersten Durchgang zustande brachte war unter dem Strich zu wenig. Die Abwehrreihen beider Teams ließen kaum etwas zu. Zwar ging das Match permanent in Richtung Sennestädter Gehäuse, spätestens zwanzig Meter vor dem Tor der Gastgeber war aber Feierabend. Da die Senner Kreativabteilung zunächst mit sich selbst zu kämpfen hatte und grundsätzlich der Großteil des Senner Teams mit den an und für sich ordentlichen Platzverhältnissen klarzukommen versuchte, fehlte es dem Tabellendritten an Spielfluss und Ballsicherheit in der Gefahrenzone. Zwar gelangen einige wenige Vorstöße in den Sennestädter Strafraum, hier standen die Gastgeber aber so massiert und verteidigten mit Hingabe, sodass sich die Senner Offensive zunächst die Zähne ausbiss. Somit blieb es bei einer verunglückten Direktabnahme von Malte Gruner, die weit über das Sennestädter Tor strich und einem verunglückten Lupfer von Timon Finger, der plötzlich frei vor dem Sennestädter Keeper stand, aber das Leder nicht unterbringen konnte. Sennestadt erarbeitete sich einige Standardsituationen und einen schönen Spielzug vor das Senner Tor, es kam jedoch zu keinen nennenswerten Torabschlüssen auf das souverän von Florian Krogmann gehütete Tor.

Dass die Senner es auch anders können zeigten sie quasi mit der letzten Aktion vor der Pause, als sie sich blitzschnell und fehlerfrei über drei, vier direkte Spielzüge in den Sennestädter Sechzehner mogelten, hier lief sich aber Florian Helmke letzten Endes fest und die starke Aktion blieb fruchtlos.

 

Zu Beginn des zweiten Durchganges zog Wahsner Kompodietas für Malte Gruner auf die Flanke und Gruner kam durch die Zentrale. Die Gastgeber schienen noch gar nicht richtig aus der Kabine zu sein, da nimmt ein zentral eingetüteter Angriff entscheidenden Schwung auf. Eher untypisch kombinieren sich die Waldbadkicker durch die Mitte, welche das Heimteam zuvor mit größter Disziplin geschlossen gehalten hatte. Plötzlich erreicht Michel Dennin mit Ball am Fuß das letzte Drittel, Timon Finger weicht dem sich im vollen Lauf befindlichen Senner Kapitän geschickt aus, Dennin dringt bei engster Ballführung im Vollsprint in den Sechzehner ein und schließt aus sieben Metern mit einem Flachschuss in die Maschen zur Senner Führung ab. Die gut und gerne 50 mitgereisten Senner Zuschauer bejubelten diesen „Büchsenöffner“ genauso, wie die Senner Jungs auf dem Platz, die nach dem schwachen ersten Durchgang wohl nicht mit einem so vermeintlich schnellen Treffer nach der Pause gerechnet hatten. Die Gastgeber konnten ihr Heil jetzt nicht mehr in der massiven Defensivarbeit suchen, sondern mussten nach vorne spielen, wollten sie die erst zweite Heimniederlage der Saison noch verhindern. Hier trat aber in der soliden Senner Defensive einmal mehr ein Spieler auf den Plan, der inzwischen voll bei den Senioren „angekommen“ ist und sich als eisenharter Zweikämpfer einen Namen macht: Ole Gruner. Gruner, der es versteht in der Defensivarbeit stets hauteng am Gegenspieler zu sein und bereits in der Ballannahme zu stören, spitzelte seinem Gegenspieler im Spielaufbau zahlreiche Bälle vom Fuß und leitete damit immer wieder Gegenstöße gegen die nun weiter aufrückende Sennestädter Abwehr ein. Mit einer der besten Zweikampfquoten des Teams hat sich das Geburtstagskind damit wohl zu einem der ungemütlichsten Gegenspieler der Liga entwickelt und ist noch am Anfang eines tollen Weges.

Persönlich hege ich den großen Wunsch, die drei G.-Brüder eines schönen Tages im Senner Trikot für den TuS 08 streiten zu sehen, bekanntlich wünschen sich das andere Clubs auch.

Florian Helmke bereitet mustergültig vor, Timon Finger kann aber in dieser Szene am langen Pfosten nicht vollenden.
Florian Helmke bereitet mustergültig vor, Timon Finger kann aber in dieser Szene am langen Pfosten nicht vollenden.

Senne bleibt nach dem Führungstreffer deutlich in der Oberhand und hat eine zunehmend bessere und flüssigere Spielanlage. Unerwarteterweise tut sich in der Zentrale der Gastgeber nun immer wieder eine Lücke auf, die die Senner zu nutzen verstehen. Zunächst wird Florian Helmke perfekt getimed geschickt, aber der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits. Die auf der Höhe befindlichen Zuschauer einschließlich des Autors hatten maximal gleiche Höhe gesehen, somit schade für den TuS 08. Kurz darauf wird Timon Finger auf der gleichen „Route“ geschickt, dieses Mal bleibt die Pfeife stumm und Finger vollendet in Knipser-Manier per Flachschuss zum vorentscheidenden 2:0. Gegen müder werdende Gäste rollen jetzt zahlreiche Angriffe, bei denen die Waldbadkicker mit mehr Konzentration und „Torgeilheit“ im Abschluss schneller hätten die Partie endgültig entscheiden müssen. Sennestadt „taumelt“ angeschlagen, aber die Senner erzielen einfach den wichtigen dritten Treffer nicht. Niko Kompodietas, Timon Finger, Simon Czernia und Malte Gruner scheitern in aussichtsreichen Positionen. Erst gut zehn Minuten vor dem Ende setzt Kompodietas den über Rechts startenden Malte Gruner in Aktion, der mustergültig auf die Grundlinie geht und eine perfekte Vorhergabe auf den hereinpreschenden Sion Czernia produziert, der das Leder aus vollem Lauf und mit Hop-oder-Top-Risiko unter die Latte ballert. Nach 82 Spielminuten ist es vollbracht und die ungeliebte Aufgabe in Sennestadt, gegen sich nach Kräften und mit viel Einsatz wehrende Gastgeber, gelöst. Nach einem Pfostentreffer von Czernia links, hat der eingewechselte Dennis Ambrosius aus spitzem Winkel noch die Gelegenheit zum 4:0, der Torhüter ist aber mit dem Fingerspitzen an der Kugel und vereitelt die Gelegenheit.

Nach ein wenig Schlusshektik ist die insgesamt ruhig verlaufene Partie vorbei und der TuS 08 Senne I kann nach zwei 2:2-Remis in Folge gegen den Lokalrivalen aus Sennestadt wieder dreifach punkten, in Anbetracht der zweiten Halbzeit auch hochverdient.

 

Nach einem Remis gegen eine Spitzenmannschaft und dem zweiten Sieg in Folge gegen ein Team aus dem unteren Tabellendrittel bei einem Spielausfall steht der Waldbadexpress nun vor dem Match gegen den Aufstiegsfavoriten der Liga. Diese Partie wird sicherlich richtungsweisend aber keinesfalls entscheidend sein, denn dafür passiert Spieltag für Spieltag zu viel Unerwartetes in der Kreisliga A Bielefeld. Dennoch sollte das Spiel des TuS 08 Senne I gegen den TuS Brake für die Mannschaft und alle Fans der Waldbadkicker einen besonderen Stellenwert haben, denn es gilt sich für die brutale 1:8-Auswärtsklatsche zu rehabilitieren. Somit ist das Ganze mehr eine Frage der Ehre denn eine Vorentscheidung im Kampf um die Plätze an der Sonne, dieser Kampf wird ohnehin unter zuletzt fünf Teams ausgetragen.

Gelingt es, die tolle Trainingsmoral und die dort zuletzt an den Tag gelegte Freude bei gleichzeitiger Konzentration und Fokussierung auf den Sonntag zu konservieren, hat man aus Senner Sicht alles getan um für gute Voraussetzungen zu sorgen. Ich bleibe dabei, dass insbesondere die Leichtigkeit bei aller erforderlichen Anspannung am Ende ausschlaggebend sein kann.

 

Alle Fans des Waldbadexpress seien an dieser Stelle herzlich um Ihr Kommen und Ihre Unterstützung am nächsten Sonntag gebeten, wenn der heimische TuS 08 die Klingen mit dem TuS Brake kreuzt. Die zahlreiche Anwesenheit in Sennestadt hat sicherlich zum letztendlichen Erfolg im schweren Lokalderby beigetragen.

 

Man of the Match: Stefan Dopheide