Ein moralischer Sieg der Moral – Der Waldbadexpress dreht skandalöses 0:3 in einen hochverdienten 5:3-Sieg!

(sm) Der Waldbadexpress hat seine kleine Durststrecke beendet und ist am Sonntag gegen den TuS Ost auf die Erfolgsschiene zurückgekehrt. Die stark ersatzgeschwächten Waldbadkicker drehten dabei einen zumindest fragwürdig zustande gekommen 0:3-Rückstand sensationell in ein 5:3.

 

Sennes Torwart Florian Krogamann lag nach einem Zusammenprall regungslos am Boden. Die Gastgeber störte das wenig.
Sennes Torwart Florian Krogamann lag nach einem Zusammenprall regungslos am Boden. Die Gastgeber störte das wenig.

Man gut, dass auch ich „etwas“ ruhiger geworden bin und nicht mehr gleich drauflos schreibe, wenn mir was quersitzt. Die knapp 600 Autobahnkilometer zwischen Bielefeld-Senne und der bayerischen Landeshauptstadt haben wohl ihr Nötiges dazugetan, um das emotionale Chaos ein wenig zu sortieren, dass die heutige Partie unseres heißgeliebten Waldbadexpresses beim TuS Ost im Autor dieser Zeilen ausgelöst hat. Mein alter Kumpel Arne Scholz begrüßte mich früher beim Dienstagstraining gerne mit den Worten, „da haste ja mal wieder einen kommen lassen“, wenn ich eher unreflektiert den vorangegangenen Spieltag mit rauchendem Colt dokumentiert hatte. Dieser Bericht würde wohl in der Tat ein wenig anders ausfallen, wenn nicht die segensreiche „militärische Nacht“, zwischen den Ereignissen und der pointierten Analyse liegen würde. Also versuche ich es mal, wenngleich ich dazu sagen muss, dass ich während eines Kreisligaspiels, und ich habe viele davon miterlebt, lange nicht mehr so wütend gewesen bin.

 

Nicht nur die meteorologische Voraussage für das Wochenende des 12. Spieltages war aus Senner Sicht stürmisch, sondern auch die personelle. Dass die Zeiten, in denen man mit 16 oder 17 Spielern durch die Saison gekommen sind lange vorbei sind, ist kein Geheimnis. Der darwinsche Zahn nagt an den verschiedensten Facetten des Menschseins und davon ist der Kreisligafußball genauso wenig ausgenommen wie alles andere auch. Auf gerade einmal 15 Spieler konnte das rührige Trainerensemble Wahsner und Lyko für die Partie beim stets heimstarken TuS Ost noch zurückgreifen, zwei davon, nämlich Kapitän Michel Dennin und „Center“ Malte Hawerkamp gingen schwer angeschlagen in den Spieltag, Malte Hawerkamp musste nach einigen Aufwärmübungen dann doch passen. So fehlten beinahe zehn Spieler wegen Verletzung, Urlaub, Geburtstag, Schule, Beruf, Sperre usw. Manchmal glaube ich, man könnte vierzig Spieler im Kader haben und es würde trotzdem noch eng werden. „Heul‘ leise“, darf man wohl mit einigem Recht einwerfen, denn mit diesen Dingen müssen wohl die meisten Clubs in unsrer Situation umgehen. Ich nehme für mich aber auch eine ganz wertvolle menschliche Erkenntnis mit und die ist bemerkenswert: Es gibt sie noch diese Spielertypen, die alles fürs Team geben und sich mit großartiger Haltung, ihrer Rolle bewusst, trotz Schmerz und Pein bis zum Abpfiff dadurch quälen.

 

Den Coaches waren die Verteidiger ausgegangen und somit musste der gerade vom Übungsleiterseminar zurückgekehrte Ex-A-Junior, Felix Witt, sein Pflichtspieldebüt für den Waldbadexpress geben. Er beflügelte somit zusammen mit „Big Mow“, Moritz Dennin, die Innenverteidigung aus Henrik Eckseler und Stephan Dopheide. Witt machte das beinahe fehlerfrei und darf seine Auswechselung nach 45 Minuten wohl keinesfalls als negative Kritik, sondern eher als dringend erforderliche taktische Maßnahme sehen.

 

Den Part des misslichen gelbrot gesperrten Maltes Gruner übernahm sein pünktlich wiedergenesener Bruder Ole, perfekte Abstimmung innerhalb der Familie, möchte man meinen. Trotz erheblicher Beschwerden im Knie und damit an und für sich kaum spieltauglich, quälte sich der Senner Spielführer Michel Dennin über den Kunstrasen des Sport- und Lernparks Heeper Fichten und führte seine Mannschaft in schwerster Stunde durch stürmische See. Ich weiß, dass sämtliche Physiotherapeuten und Orthopäden unter den gegebenen Bedingungen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden, dass ein Sportler in der Kreisliga es unter einer solchen Problemstellung überhaupt erwägt, aufzulaufen. Ich habe das alles während meiner 10 Einheiten „Umgang mit Sportverletzungen“ zu Beginn dieses Jahres gelernt. Trotzdem erlaube ich mir den Kommentar, dass ich es als ausgesprochen „wohltuend“ empfinde, wenn sich hier jemand auf diese Art und Weise für sein Team zerreißt und nicht fragt, „was können andere für mich tun“, sondern in Anbetracht der schwierigen Lage feststellt, „was kann ich für das Team tun.“ Soviel darf vorweggenommen werden, sein Beitrag machte einen Unterschied aus.

 

Matthes Schwabedissen und Simon Czernia brauchten einige Zeit um aus der zuletzt verfallenen Lethargie auszubrechen, als aber der Waldbadexpress ab der 46. Spielminute so richtig in Fahrt kam, waren sie es, die über die Außenbahnen, die Defensive des Gegners vor unüberwindbare Schwierigkeiten stellten. Offensiv erhielten Tim Held und Sebastian Paschkowski die Gelegenheit sich auszuzeichnen. Tim Held lieferte dabei eine griffige, unbequeme und starke Leistung über beinahe 90 Minuten, Sebastian Paschkowski lief viel und engagierte sich stark für sein Team, hat aber als Stürmer einfach zu wenig gefährliche Torraumszenen.

 

Übrig blieben für das Häuflein der Senner Aufrechten auf der Bank Dennis Ambrosius, Marvin Hülse, Rufus Viktor und Philipp Schlegel, der in der zweiten Halbzeit zu einem der Hauptprotagonisten werden sollte.

 

Philipp Schlegel brachte mit seinen zwei Toren den Waldbadexpress auf 3:3 heran.
Philipp Schlegel brachte mit seinen zwei Toren den Waldbadexpress auf 3:3 heran.

Mike Wahsner hatte sein Team vor dem Hintergrund der schwierigen Personalsituation in einem schwierigen Auswärtsspiel gegen einen heimstarken Gegner zu absoluter Geschlossenheit ermahnt. Wahsner erwartete einen kampfstarken und griffigen Gegner, der bereits in der Vorsaison erst durch ein Traumtor von „Goldfuß“ Florian Helmke kurz vor Ende bezwungen werden konnte.

 

Der Senner Trainer sollte absolut Recht behalten. Es war nicht der schöne, geradlinige Fußball der das Spiel des Heimteams ausmachte, wohl aber höchste Aggressivität und der Zug zum Tor, wenn der Ball im Zweikampf erobert werden konnte. Dementsprechend gehörte der Ball zwar über einen sehr großen Teil der Partie den Sennern, Ost arbeitete aber zumindest im ersten Durchgang schnörkellos nach vorne, wenn die Kugel erobert werden konnte.

 

Die ersten guten Einschussmöglichkeiten erarbeiteten sich allesamt die Senner im ersten Sechstel, stets wurden die Sturmläufe sauber über die Außen vorbereitet, allerdings waren die Zuspiele vor das Tor dann zu unpräzise, um zu Zählbarem zu gelangen.

 

Anders die Gastgeber, die nach einer Viertelstunde zu einem eigentlich unnötig verursachten Freistoß in knapp 25 Metern Torentfernung kamen und diesen unter weiterer gütiger Mithilfe des Personals vom Waldbad zur schmeichelhaften 1:0-Führung nutzen konnten. Der Freistoß wird scharf auf das Tor geschossen und hier auch von Florian Krogmann zunächst entschärft, allerdings schien die Senner Verteidigung zum ersten Mal nicht ganz auf der Höhe, denn Krogmann wehrte den Ball zu kurz nach vorne ab, sodass ein Ost-Angreifer aus 5 Metern, das dahinspringende Leder nur noch per Kopf in die Maschen abstauben musste. Dieses Gegentor hatte viele Fehlerquellen und war wieder einmal so unnötig wie ein Kropf, leider zählte es.

 

Ost wurde mit dem glücklichen Treffer aus heiterem Himmel mutiger und kaufte den Sennern mit viel physischer Härte vorerst ein wenig den Schneid ab, die Senner wehrten sich aber auch einfach zu wenig. Dass die Mannschaft des TuS Ost bzw. Teile davon, dann die Wege des „Fair Plays“ vollends verließen, ist wohl die „Kernstory“ dieses Spiels und führte im weiteren Verlauf dazu, dass die Senner aber der zweiten Halbzeit nahezu völlig entfesselt aufliefen.

 

Ost agierte mit vielen langen hohen und flachen Bällen in die Senner Hälfte und brachten die Abwehr damit durchaus unter Druck. Mitte der zweiten Halbzeit ist es eben ein solcher lang und flach in den Raum gespielter Ball, dem ein Ost-Angreifer nacheilt, nur noch den Senner Innenverteidiger Stephan Dopheide und den Senner Torwart Florian Krogmann vor sich, der sich gerade anschickte, den etwas zu steil gespielten Ball am Ende des Sechzehners abzufangen. Es ist eine von diesen „Nimm‘ Du ihn, ich habe‘ ihn sicher“-Situationen zwischen Verteidiger und Torwart, die insbesondere dann nichts Gutes erahnen lassen, wenn beide mehr oder weniger zeitgleich beim Ball ankommen. Genau das passierte hier aber unter dem Druck, dass der Ost-Angreifer nachsetzte. Somit kommt es zur schmerzhaften Karambolage zwischen Torwart und Verteidiger, der Ball springt halbwegs getroffen zur Außenlinie ab und wird da von einem nachrückenden Akteur der Heimmannschaft vor dem Überqueren der Linie erlaufen. Krogmann liegt benommen und in sich gekauert auf dem Platz, gleiches gilt zunächst für Stephan Dopheide. Da ja alle Beteiligten inklusive des Schiedsrichters den derben Zusammenprall verfolgen konnten und der Torwart in der Folge nicht mehr zum Eingreifen fähig war, gilt es, so dachte ich bis gestern, als guter Brauch des Fair Play, wenn man eben den Ball ins Aus spielt.

 

Zwei Möglichkeiten: 1.) Die Ball besitzende Mannschaft spielt den Ball ins Aus und der Schiedsrichter unterbricht die Partie um die Behandlung des verletzten Spielers zuzulassen. 2.) Der Schiedsrichter, der in solchen Fällen die Schwere der Verletzung in Sekundenbruchteilen bewerten muss, unterbricht das Spiel von sich aus. Gerade die Rolle des Torwarts verbirgt hier einige Feinheiten.

 

Die dritte Möglichkeit: Die Mechanismen 1.) und 2.) versagen und die ballbesitzende Mannschaft spielt einfach weiter, als wäre nichts gewesen.

 

Trotz einiger moralischer Bedenken und in der Folge geäußerte Aufforderungen beim Gastgeberteam auf der Bank und auf dem Feld, das Leder doch ins Aus zu spielen, entschieden sich die handelnden Akteure dazu, auch dann noch weiterzuspielen, als der Senner Torwart schon 20 Sekunden regungslos auf dem Feld lag. Als Ende vom Lied, spielten die Gastgeber den Angriff in Überzahl zu Ende und vollendeten dann zum 2:0.

 

Ergebnis und Siegerehrung: Diese Nummer hier jetzt feinsäuberlich durch zu analysieren würde die halbe Nacht kosten und am Ende wieder vor der selben moralischen Frage stehen, die ich vor gut anderthalb Jahren schon mal „seziert“ habe. Auch wir in Senne sind sicher keine Engel und ich bin persönlich der Meinung, dass selbst auf Kreisligaebene eine Menge Unfug mit dieser ständigen „Ball ins Aus“-Schießerei getrieben wird. Das ist auch für den Schiedsrichter immer eine schwierige Ermessensentscheidung. Darüber hinaus hat erst vor kurzem ein Spiel im Profibereich eine ähnliche Situation hervorgebracht, bei der auf unfairste Art und Weise ein Treffer erzielt wurde.

 

Aber Leute: Hier liegt der Torwart, nach einem für alle Beteiligten wahrnehmbaren Zusammenprall regungslos im Strafraum!!! Ich bin selber Torwart und habe so manchen Fuß in „die Fresse gekriegt“ und kann dazu nur sagen, dass ich mir ernsthafte Sorgen um unseren Keeper gemacht habe.

 

Mir fehlen da absolut die Worte, wie man dann, nachdem der Angriff nochmal ins Stocken gekommen ist und die eigene Bank inklusive Trainer, nachdem der Torwart da eine halbe Ewigkeit auf dem Platz herumliegt, fordern, den Ball endlich ins Aus zu schießen, diesen „mal eben“ über die Linie drücken kann, und zwar über die Torlinie.

 

Der Schiedsrichter hat seinen Fehler, so denke ich, erkannt, und hat in der Folge jede ernsthaftere Aktion -und es gab in den noch folgenden 65 Minuten reichlich davon- auch wenn kein Foulspiel vorlag, unterbrochen. Fehler passieren eben und gerade die Schiris haben es da echt oft nicht leicht. Was sich die Gastgeber bei dieser Aktion gedacht haben, oder ob die Handelnden überhaupt gedacht haben, weiß ich nicht. Da spielen ja auch immer viele Affekte eine Rolle. Es hätte ja durchaus auch Mittel und Wege gegeben, diese Sache im Nachhinein, wenn man mal ein wenig beruhigt über das Geschehene nachdenkt, auszugleichen. Ob sich überhaupt während oder nach dem Spiel ein Offizieller der Gastgeber gerührt hat, um einfach mal „Sorry, ist dumm gelaufen!“ zu sagen, entzieht sich leider meiner Kenntnis.

 

Ich habe den TuS Ost stets als sympathischen und aufrichtigen Club erlebt, der uns stets als harter aber nie unfairer Gegner alles abverlangt hat. Ich bin lang genug dabei um zu wissen, dass halt immer mal wieder Mist im Kreisligafussball passiert und das hinterher ausgeräumt werden kann. Schaun‘ mer mal.

 

Im Spiel stand es nach gut einem Viertel der Spielzeit trotzdem 2:0 für das Heimteam und der Waldbadexpress wirkte konsterniert. Es galt für eine geschwächte Mannschaft eine ganz schwere Phase zu überstehen, vorerst wurde es aber noch schlimmer. Als hätte man nicht schon genug Geschenke verteilt, erlebte die Senner Hintermannschaft ihr nächstes Waterloo, als nach einer weiteren Standardsituation, der „Torschütze“ zum 2:0 im Sechzehner in aller Seelenruhe zu einem Seitfallzieher ansetzen kann und diesen zum 3:0 im Senner Tor versenkt.

 

Vor einigen Wochen war der Waldbadexpress in Brake in einiger ähnlichen Situation gewesen, bei einem selber funktionierte nichts, bei der Heimmannschaft funktioniert alles.

 

Doch jetzt schien sich der allmächtige Fußballgott, nachdem der eine oder andere Senner Spieler immer mal wieder nach unschönen Scharmützeln am Boden lagen, in das Geschehen einzumischen…

 

„und aus der Verzweiflung sprach eine Stimme zu ihnen: Reißt Euch den Arsch auf, hier ist noch lange nicht Schluss!“

 

Wie aus dem Nichts entwickelte sich plötzlich eine wütende Trotzaktion der Senner Aktiven, die sich hier nicht aufgaben, sondern plötzlich anfingen Fußball zu spielen und zu kämpfen.

 

Noch vor der Pause gelingt Tim Held schön im Sechzehner freigespielt der 1:3 Anschlusstreffer und Senne vermittelte den Eindruck, mit diesem Spiel noch nicht zu Ende zu sein.

 

Tim Held zeigte ebenfalls eine starke Partie und verbreitete Torgefahr. Das 1:3 besorgte er kurz vor der Pause.
Tim Held zeigte ebenfalls eine starke Partie und verbreitete Torgefahr. Das 1:3 besorgte er kurz vor der Pause.

Die Senner Mannschaft, die dann aus der Pause kam, hatte so rein gar nichts mehr mit dem Klassenausflug der ersten Fünfundvierzig zu tun. Die Senner Trainer Wahsner und Lyko setzten alles auf eine Karte und reduzierten defensiv auf eine Dreierkette, sodass Philipp Schlegel für den ordentlich debütierenden Felix Witt kam.

 

Eines hatten sie alle gemeinsam, die Kicker des Waldbadexpresses: Eine ordentliche Portion Wut im Bauch und das Gesicht „zur Panzerfaust“ geballt.

 

Da wurde auf einmal mit einer Leidenschaft gefightet und gerannt, die sinnbildlich für eine Aufholjagd stehen könnte.

 

Bei den Gastgebern stockte es hingegen plötzlich und die Senner kamen sofort zu guten Gelegenheiten, die die Gastgeber aber vorläufig noch vereiteln können. Dann ist es Phillip Schlegel, der sich zuvor bereits einige Male durchgesetzt hatte, der plötzlich aus abseitsverdächtiger Position in Richtung Ost-Tor startet und keine 10 Minuten nach Wiederanpfiff bereits aus spitzem Winkel den Anschluss herstellen kann. Senne ist jetzt mal so was von „on Fire“, dass der Funke auf die Bank und die zahlreich aus dem Bielefelder Süden mitgereisten Zuschauer überspringt.

 

„Immer wieder dieser Michel“ Dennin heizt seine Mannen an, dirigiert und „stirbt“ seiner Mannschaft auf dem Platz in einer Art und Weise vor, die allerhöchsten Respekt und Anerkennung verlangt. Einfach nur großartig.

 

Aber das gesamte Senner Team ackert, kämpft und lässt keinen Unterschied mehr zwischen dem Sturm um wie auf dem Platz erkennen. Ole Gruner verbeißt sich geradezu in jeden Zweikampf, die Waldbadeleven ist jetzt aber auch stets mindestens eine Länge vor dem Gegner am Ball. Diese Mannschaft wollte es und mit Phillip Schlegel stand jetzt der Spieler auf dem Platz, der nicht viele Chancen brauchte. In der 72. Minute ist es ein grandioses Solo von Innenverteidiger Stephan Dopheide, der sich durch drei, vier, fünf Rote durchtankt, Philipp Schlegel bedient, der aus gut sechzehn Metern einen Hammer aus dem Fußgelenk „schlegelt“, der sehenswert im Netz einschlägt – 3:3, aber die Senner Rage ist noch nicht zu Ende!

 

Senne spielt jetzt über die kaum zu haltenden Flügelrunner Czernia und Schwabedissen, die unaufhaltsam ihre Gegenspieler abschütteln und regelmäßig nur noch mit unlauteren Mitteln zu stoppen sind. Freistoß Senne, Ost wirkt deutlich angenockt und will den Punkt nur noch irgendwie über die Runden bringen, da kommt der erfrischend hart und flach hereingetretene Ball gerade Recht, um mit dem hereinscheppernden „Big Mo“ Dennin zusammenzuprallen, der die harte Hereingabe unhaltbar in die Maschen „kloppt“. 4:3 – Senne, Spiel gedreht!

 

Aber das Ende ist immer noch nicht erreicht, die Gäste können sich jetzt nur noch mit zum Teil harten Fouls wehren, das führt zehn Minuten vor dem Ende zu einem Freistoß aus knapp 20 Metern Tordistanz, den sich das völlig ausgelaugte und über die eigenen Grenzen hinausgegangenen „Zauberfüsschen“ Michel Dennin vorlegt. Dennin schlenzt das Leder gefühlvoll ans Lattenkreuz, Simon Czernia, der kurz zuvor die Riesenchance zum 5:3 gehabt hatte, braucht nur noch gegen den perfekt geschossenen Ball zu taumeln, um das fünfte Senner Tor zu erzielen.

 

Jetzt liegt sich die Spielertraube freudetrunken in den Armen, ein Bild, das der Senner Coach im Übrigen vor dem Spiel explizit gefordert hatte.

 

Kurz vor Abpfiff ein rüpelhaftes Frustfoul ohne jede Chance an den Ball zu kommen gegen den viel zu schnellen Matthes Schwabedissen, hier wäre durchaus mehr als der Gelbe Karton drin gewesen, sei es drum. Ich will das hier auch nicht mehr weiter kommentieren oder bewerten.

 

Mit einer wahnsinnigen Aufholjagd und einem enormen Kraftakt, hat sich das gesamte Senner Team diese drei Punkte in einem historischen wie skandalösen Treffen wirklich verdient. Egal, wer da im zweiten Durchgang auf dem Platz stand, hat aufopferungsvoll für seine Mannschaft und Teamkollegen gekämpft. Das war eine absolute physische Topleistung mit dem unbändigen Willen, der gefühlten Ungerechtigkeit, mit dem Slogan „Jetzt erst recht, entgegenzutreten.

 

Sicher gab es da noch eine wesentlich schwächere und fehlerbehaftetere erste Halbzeit, die in der Summe zu drei blöden Gegentoren geführt hat, die zu besprechen sind.

 

Die Ereignisse und das Bemühen im zweiten Durchgang, überstrahlt dieses aber bei weitem.

 

Jetzt gilt es, die kommenden nasskalten Spieltage anzugehen. Hoffen wir mal, dass sich das Kollektiv auch quantitativ wieder erholt.

 

Man of the Match: Michel Dennin