Waldbadexpress tritt in Unterzahl auf der Stelle - 1:1 gegen Bezirksligaabsteiger Häger zu wenig

(sm) Obwohl der Waldbadexpress über 45 Minuten auf dem tiefen Rasen der bpi-Arena nur zu zehnt und damit in Unterzahl agierte, konnte niemand von den Blauen am Ende mit dem Punkt gegen den eher schlecht als recht in die Saison kommenden SV Häger zufrieden sein.

Durch einen Torwartfehler begünstigt konnten die Gäste bereits mit ihrer ersten Aktion in Führung gehen, Michel Dennins fulminanter Hammer-Dropkick zum Ausgleich reichte aber am Ende nur zu einem Punkt, da die sich zahlreich bietenden Angriffssequenzen im zweiten Durchgang nur mangelhaft zu Ende gespielt wurden.

Der Trainer sieht es skeptisch: Mike Wahsner war mit dem Auftritt seines Teams nicht zufrieden
Der Trainer sieht es skeptisch: Mike Wahsner war mit dem Auftritt seines Teams nicht zufrieden

Da verlässt man die Senne nach drei sehr ordentlichen und siegreichen Auftritten mal für knapp zwei Wochen, und kehrt in ein neuerliches "Tief" der Senner Jungs zurück, so lässt sich wohl die Momentaufnahme des Autors dieser Berichte hier am Besten beschreiben. Spaß beiseite, aber die Feststellung zur Lage am 11. Spieltag bleibt dennoch dieselbe. Damit melde ich mich im Funkkreis um den Senner Lokalfußball zurück, nachdem ich für 10 Tage mit meiner "anderen Mannschaft" auf anderen Schlachtfeldern gekämpft und zugegebener Weise die Lage am Waldbad ein wenig aus dem Fokus verloren habe.

Nach der empfindlichen Last-Minute-Niederlage bei Bezirksligaabsteiger BV Werther und dem wohl verdienten Ausscheiden aus dem Kreispokal beim Ligarivalen Babenhausen stellte sich am 11. Spieltag der nächste Absteiger aus der Bezirksliga vor, nämlich der SV Häger. Es ist müßig, in dieser Liga, in der Spieltag für Spieltag jeder jeden schlägt oder zumindest einen Punkt abringt, mangelnde Konstanz zu kritisieren. Wobei das den Kern des Dilemmas der "High Five", des derzeitigen oberen Tabellendrittels am ehesten trifft. Zog in der Vorsaison, der spätere Meister und Aufsteiger, in der ersten Saisonhälfte wie ein warmes Messer durch die Butter, kann sich im bisherigen Saisonverlauf keines der als Meisterschaftsaspiranten "ge-earmarkten" Teams wirklich nach oben hin absetzen. Immer wieder blicken die Verantwortlichen kopfschüttelnd auf die Ergebnisse des Spieltages und das Tableau. Eine Angewohnheit, von der ich bekanntlich nicht viel halte, da im Laufe der kommenden 19. Spieltage noch reichlich Wasser den Menkebach herunter laufen wird und daher bis zum Schluss alles offen sein wird. Das untere Tabellendrittel zeigt im übrigen die gleichen Charakteristika.

 

Der Waldbadexpress doktert nach der Miniserie von drei Siegen wieder an den üblichen Baustellen herum und kann die Schnitzer der Konkurrenz nicht nutzen, weshalb der Weg ins breite Mittelfeld genauso kurz ist wie der nach weiter oben: Auf einigen wichtigen Positionen fehlt die personelle Konstanz, Alternativen brechen nach kleinen Hoffnungsschimmern immer wieder weg, abwechselnd erwischen Leistungsträger rabenschwarze Tage, manch ein Kicker scheint gar zu glauben, dass man in dieser ausgeglichenen Liga einzig durch geschliffenes Fußballspiel den Gegner in die Knie zwingen kann und lassen die nötige Griffig- und Geilheit vermissen, um am Ende als Sieger vom Platz zu gehen.

 

Der 11. Spieltag der Kreisliga A sollte durch einen niederschlagsreichen Sams- und Sonntag gekennzeichnet sein, weshalb sich der Rasen des ehrwürdigen Waldbadstadions tief und aufgeweicht präsentierte. Jeder, der einmal die Fußballschuhe zu jenen Verhältnissen geschnürt hat weiß, dass ein solches Spiel enorm viel Kraft kostet und am Ende wesentlich über die Bereitschaft gewonnen wird, Fußball "zu kämpfen". Vor Florian Krogmann im Senner Tor liefen Henrik Eckseler und Stephan Dopheide in der Innenverteidigung auf, die Außenverteidigung wurde von den angestammten Luka Marquardt und Moritz Dennin bemannt. Wenn es auch im Spielaufbau sicherlich immer wieder Momente gibt, denen man das Prädikat "holprig" verabreichen darf, hat sich die Senner Defensive beim heutigen Spiel trotzdem tief in den Rasen geklammert und insgesamt nicht viel zugelassen. Auch gelang es insbesondere die Lufthoheit zu wahren, sodass lediglich ein gefährlicher Standard zu einer Kopfballchance der Gäste führte. Luka Marquardt war immer wieder der Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, wobei auch Stephan Dopheide und Henrik Eckseler zahlreiche starke Tacklings zeigten und bis auf in der ersten Szene des Spiels kaum Freistöße verursachten. Moritz Dennin war es indes, der sich der kämpferischen Facette des Spiels voll hingab und damit zu einer insgesamt recht ordentlichen Abwehrperformance beitrug.

Das durch Michel Dennin und Malte Gruner in bekannter Manier bemannte Zentrum hatte einen ganz schweren Stand und schlug sich insbesondere in Person des Senner Spielführers überragend. Malte Gruner erwischte indes einen gebrauchten Tag: Zunächst sah sich Gruner gezwungen, nachdem der Schiedsrichter unglücklich einen Senner Querpass abbekommen hatte und die Gäste plötzlich in Ballbesitz kamen, den unverhofften Angriff per taktischem Foul zu unterbinden, was unweigerlich zur Gelben Karte führte. Die Gäste nutzten in der Folge jede Gelegenheit, um den Senner Spielgestalter zu traktieren, was leider ohne Folgen für die Gäste blieb, diesen aber in jeder weiteren Aktion, näher an den Platzverweis brachte. So kam, was kommen musste und Senne war nach einem eher unspektakulären Zweikampf nur noch zu zehnt auf dem Feld.

Dieses kompensierte der Senner Kapitän in der Folge mit beispielgebender kämpferischer Einstellung, Gestaltungswillen, fußballerischer Finesse und einem ebenso auftretenden Florian Helmke an seiner Seite, der als taktische Maßnahme von der Sturmspitze an Dennins Seite auf die Sechs wechselte.

Trotz einzelner guter Szenen blieben die schnellen und in der Regel kraftvoll-dynamischen Außenspieler des Senner Ensembles, Matthes Schwabedissen und Simon Czernia leider hinter ihren Möglichkeiten zurück. Schwabedissen kämpfte viel mit dem Ball und dem Untergrund, Czernia fehlte neben Galligkeit der sonst so präsente Zug zum Tor und die Präzision in der Vorbereitung, wodurch von beiden Seiten viele aussichtsreiche Möglichkeiten ungenutzt blieben, weil insbesondere die Vorhergaben im zweiten Durchgang immer viel zu hoch und daher kaum verwertbar kamen.

Philipp Schlegel, der ab der 43. Spielminute als einzige Spitze agierte, mühte sich redlich, lief sich aber immer wieder am oder im Sechzehner der Gäste fest und kam daher kaum zum Torabschluß.

Als Alternativen standen Sebastian Paschkowski, Dennis Ambrosius, Rufus Vicktor, Marvin Hülse und Felix Witt zur Verfügung, lediglich Paschkowski kam jedoch Mitte des zweiten Durchganges für Philipp Schlegel zum Einsatz.

Michel Dennin und Florian Helmke hängten sich derbe rein für ihr Team, am Ende mussten auch sie sich mit dem mageren Punkt zufrieden geben.
Michel Dennin und Florian Helmke hängten sich derbe rein für ihr Team, am Ende mussten auch sie sich mit dem mageren Punkt zufrieden geben.

Grundsätzlich liegt man, so glaube ich mit der Einschätzung richtig, wenn man behauptet, dass vieles was die Gäste sich für diese Partie am Waldbad vorgenommen hatten aufging und bei den Sennern wieder ein Bisschen der Wurm drin ist. Bereits mit der ersten Szene der Partie erhalten die Gäste einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld. Diesen bringt Häger sauber und stramm getreten hinein, der Senner Torwart ist zwar zur Stelle, lässt die regennasse Kugel aber nach vorne abprallen, wo sich ein Gästeangreifer aus kurzer Distanz bedankt und die 0:1 Führung nach einer Zeigerumdrehung markiert.

Bereits zwei Minuten später setzen die Senner mit ihrem schnellen Umschaltspiel gegen die weit aufgerückte Häger-Abwehr Philipp Schlegel in Szene, der mit Ball am Fuß von der linken Sechzehnerecke auf das Tor zuläuft, im eins-gegen-eins mit dem Gästekeeper aber nur der zweite Sieger bleibt und der frühe Ausgleich damit vertan ist.

Rasch entwickelt sich ein munterer Schlagabtausch, bei dem der Tabellenvierzehnte keinesfalls das schwächere Team und durch mehr Genauigkeit im Passspiel zeitweise tonangebend ist. Senne ist immer dann stark, wenn das Spiel über die schnellen Flankenleute gelingt, die den langsameren Gästeverteidigern zwar regelmäßig weglaufen können, aber dann zu wenig aus dem sich bietenden Raum und dem gelungenen Durchbruch machen. Generell krankte das Senner Umschaltspiel im ersten Durchgang an zu geringer Bereitschaft aufzurücken und die Partie in die Hälfte der Gäste zu tragen. So gelingt Mitte der ersten Halbzeit zwar ein Bilderbuchangriff, bei dem die Kugel schulbuchmäßig auf den Elfmeterpunkt zurückgelegt wird, aber kein Senner Spieler am Sechzehner auf die Vorlage spekulierte, um hier nun zu vollenden. Darüber hinaus trat die Absicht der Gäste immer deutlicher zu Tage, das junge Temperament einiger Heimakteure herauszufordern, was aus Senner Sicht unglücklicherweise auch gelang und der Waldbadexpress die zweite Halbzeit zu zehnt zu Ende spielen musste. Der Platzverweis als solcher ist kaum zu hinterfragen, weil in der Konsequenz richtig, unglücklicherweise blieben aus Senner Sicht sowohl die ständigen Forderungen der Gäste nach persönlichen Strafen unberücksichtigt, als auch die vielen kleinen Nicklichkeiten, die am Ende zum Platzverweis führten.

Knapp zehn Minuten zuvor war dem TuS 08 der Ausgleich gelungen, nachdem der Waldbadexpress einen starken und schnellen Angriff über die eigene rechte Seite durchgespielt hatte. Michel Dennin erhielt in zentraler Position, gut 20 Meter vor dem Gästetor, zwar ein wenig holprig aber auf Mann die springende Kugel, die der Senner Spielführer zunächst abstoppt, dann das Leder aber per Dropkick perfekt trifft und in die Maschen des Gästetores nagelt.

 

In Unterzahl geht der Waldbadexpress in die Pause, mutmaßlich schwere 45 Minuten standen den Südbielefeldern ins Haus, da der Gast sich als alles andere außer als Punktelieferant verkaufte.

Mike Wahsner schien mit Blick auf die Ausgangssituation während der Halbzeit den einen oder anderen seiner Jungs wachgerüttelt zu haben, jedenfalls ging das heimische Team zu Beginn des zweiten Durchganges ganz anders zu Werke, wodurch die Unterzahl zu keinem Zeitpunkt ins Gewicht fiel. Zwar erarbeitete man sich gegen beherzt verteidigende Gäste keine Chancen im Minutentakt, dennoch blieb ein Kopfball infolge eines Eckstoßes die einzige wirklich hochkarätige Gelegenheit für den SV Häger. Jetzt, mit dem Rücken zur Wand, zeigte die junge Senner Truppe, wozu sie auch kämpferisch in der Lage ist, wenn sie sich voll auf ein körperbetontes Match einlässt. Bei manchen 45 Minuten zu spät, wollte man meinen, aber dennoch ist der Masse derjenigen, die da eine ordentliche zweite Halbzeit abriefen, kein allzu großer Vorwurf zu machen. Insbesondere die beiden Außenverteidiger, Moritz Dennin und Luka Marquardt, absolvierten ein mörderisches Pensum und waren fast immer im Zentrum der Defensivaktionen, Henrik Eckseler und Stephan Dopheide fingen derweil alles ab, was da halbhoch und hoch in Richtung Senner Sechzehner getreten wurde.

Ab der 60. Spielminute haben auch die beiden Senner Außenläufer Schwabedissen und Czernia mehr Zugriff auf die Partie, einzig ihre Vorhergaben verunglücken regelmäßig und konnten kaum verarbeitet werden, wodurch richtig hochwertige Torchancen Mangelware blieben. Einzig Simon Czernia hat gut zehn Minuten vor dem Ende den potentiellen Siegtreffer auf dem Fuß, als er eine hohe Schwabedissen-Vorhergabe volley nimmt und den langen Pfosten des Gästetores nur knapp verfehlt. Durchaus verdient wäre der Siegtreffer zu diesem Zeitpunkt gewesen, da das Senner Team eindeutig spieldominant war und sich vor allem die starken kämpferischen wie spielerischen Impulse von Michel Dennin und Florian Helmke in der Zentrale auswirkten.

Zwei weitere, aus Senner Sicht unglückliche Pfiffe, verbauten hochkarätige Torchancen, als jeweils gegen die weit herausgerückte Gästedefensive, nach mühevoller Balleroberung, der Steilpass kam und der Unparteiische wiederholt knapp auf Abseits entschied, als der Senner Stürmer bereits auf dem Weg zum Gästegehäuse war. Beide Situationen für sich schwer zu bewerten, leider blieb es somit beim Unentschieden und der Punkteteilung, die keinem der Kontrahenten so wirklich weiterhilft.

Luka Marquardt war im zweiten Durchgang hinten und vorne zu finden und gehörte zu den auffälligeren Sennern
Luka Marquardt war im zweiten Durchgang hinten und vorne zu finden und gehörte zu den auffälligeren Sennern

Am Ende kann man das Zustandekommen dieses "gefühlt" mageren Pünktchens auf unterschiedlichste Weise bewerten. Häger hat sich als das erfahrenere und einfach cleverere Team den Punkt durchaus verdient, weil die immer deutlicher zu Tage tretende Teamtaktik gut aufging und durch das frühe Tor Selbstbewusstsein und Einsatzwille hinzukamen. Die maßgeblichen Senner Akteure "tappen" hier bei allen durchaus berechtigten Gegenargumenten seit Jahren immer wieder in dieselbe Falle und leisten ihrem Team damit einen Bärendienst. Hier muss vielleicht zukünftig früher personell oder taktisch die Reißleine gezogen werden, um eine Situation wie die heutige, über 45 Minuten zu vermeiden. Auch muss sich das Senner Team den Vorwurf gefallen lassen, nicht wie in der vergangenen, erfolgreichen Phase, von Anfang an voll bei der Sache gewesen zu sein. Sicher ist das frühe Gegentor unglücklich, aber die Charakterleistung, mit der man die Gäste in den zweiten Fünfundvierzig nieder gekämpft hat, hat eben erst in den zweiten Fünfundvierzig stattgefunden. Die Mannschaft verfügt über eine hervorragende Physis, das hat sie bisher in zahlreichen Partien vor allem im Schlussdrittel bewiesen, allerdings ist das nichts wert, wenn man die Anfangsphase und das erste Drittel verschläft und den Gegner damit aufbaut. Mentalität, Konzentration und ein nicht unerhebliches Maß an "Geilheit" sind erforderlich, um in dieser sehr ausgeglichenen Klasse Spieltag für Spieltag zu bestehen. Mangelt es an einem dieser Elemente, wird es am Ende der 90 Minuten schwierig als Sieger vom Platz zu gehen. Das bezieht sich im übrigen auch darauf, dass man ein so wichtiges, wie das entscheidende Tor mit unbändigem Willen erzielen WOLLEN muss.

 

Das letzte Drittel der Hinrunde ist nun angebrochen und wartet ausschließlich mit ganz schweren Partien (wenn man in dieser Liga überhaupt davon sprechen kann) auf den Waldbadexpress. Hinzu kommt, dass eine ganz erhebliche Anzahl von Leistungsträgern bereits am kommenden Spieltag ersetzt werden muss, was die Hypothek der Wahsner-Lyko-Mannen nochmal erhöht. Allerdings ist das für niemanden ein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, da man nach wie vor über einen qualitativ hervorragenden Kader verfügt. Hinzu kommt, dass die "Mistwetterphase" inzwischen voll durchschlägt, die ihre ganz eigene Wertigkeit für den Saisonverlauf mit sich bringt. Für das Senner Team gilt es jetzt sich darauf vorzubereiten und die Konzentration wieder auf jede einzelne anstehende Aufgabe zu lenken. Vielleicht mal wieder weniger nach Ausreden suchen und sich mehr einer verantwortlichen Rolle stellen, denn nichts fördert eine individuelle Leistung mehr, als persönliche Identifikation mit der Aufgabe und das Bewusstsein, für sich und seine Mitspieler auf und neben dem Platz Verantwortung zu tragen.

 

Dem Senner Publikum, das dem "Schietwetter" getrotzt hat sei ein außerordentlicher Dank gezollt, toll dass Ihr so zahlreich da wart!

 

Man of the Match: Michel Dennin