Trauma Bewältigung Teil 2: Senne schießt sich mit 6:2 den Frust von der Seele

(sm) Mit einer über weite Strecken höchst disziplinierten, zielstrebigen und starken Leistung hat der Waldbadexpress auch das Spiel Nr. 2 nach dem Brake-Exodus gewonnen. Die Wahsner-Lyko Mannen beherrschten dabei die Schützenberg-Kicker beinahe über die gesamte Spielzeit und hätten durchaus ein zweistelliges Ergebnis erzielen können.

 

"Big Mow" Moritz Dennin sorgte einmal mehr für die nötige Sicherheit in der Defensive
"Big Mow" Moritz Dennin sorgte einmal mehr für die nötige Sicherheit in der Defensive

Es war schwer auszurechnen, was die heutige Partie des Waldbadexpresses beim Brake-Bezwinger Heepen geben würde. Manch ein medialer „Kreisliga-Kenner“ erwartete gar, dass die Senner auf dem Schützenberg „in beeindruckender Manier weggehauen“ würden. Derjenige hatte aber die Rechnung ohne die Jungs aus dem Bielefelder Süden gemacht, die sich trotz erneut angespannter Personallage hellwach zeigten und zeitweise in einen Rausch spielten.

 

 

 

Nicht weniger als die gesamte Innenverteidigung musste das Senner Trainerensemble ersetzen, nachdem sowohl Malte Hawerkamp als auch Stefan Dopheide nicht zur Verfügung standen. Der heute granatenstarke Moritz Dennin und der ebenso griffige Henrik Eckseler ersetzten das angestammte Ensemble jedoch ohne Fehler und trugen zur guten Gesamtperformance des Teams bei. Gleiches galt für die Außenverteidiger Luka Marquardt und Til Stelbrink, die so gut wie nichts Gelbes über die Außenbahnen zuließen. Malte Gruner ersetzte den zuletzt sehr kampfstarken aber urlaubenden Florian Helmke auf der Sechs neben dem heute überragenden Michel Dennin und zelebrierte mit dem Senner „Zauberfüßchen“ eine Gala-Vorstellung. Die Flügel gehörten Simon Czernia und dem Debutanten im „Blauen Trikot“, Tim Held, der keinen besseren Einstand geben konnte, als die frühe Senner Führung nach bereits drei Spielminuten selber zu erzielen.

 

Offensiv erhielten die „Trainingsweltmeister“ Philipp Schlegel und Sebastian Paschkowski die Chance von Anfang an, Wahsner musste den urlaubenden Top-Torjäger Timon Finger ersetzen. Als Alternativen standen der rekonvaleszierende Matthes Schwabedissen, Dennis Ambrosius, Rufus Vicktor, Marvin Hülse und Dominik Paschkowski zur Verfügung.

 

Mit Anpfiff des zwar ordentlichen, aber in vielen entscheidenden Situationen diskutablen Referees, hatten die Heeper nicht mal eine Ballberührung, als bereits der erste Senner Sturmlauf aussichtsreich in Richtung Gastgeber-Tor brandete. Keine Zeigerumdrehung später ist es wieder Philipp Schlegel, der durch die Heim-Defensive wirbelt, im Torabschluss aber am guten Heeper Schlussmann scheitert, der den Ball jedoch nur abwehren kann. Tim Held ist zur Stelle und staubt den Abpraller bereits nach drei Minuten zur frühen Senner Führung ab.

 

Heepen findet in der Anfangsviertelstunde so gut wie gar nicht statt, so konzentriert und engagiert ließen die Waldbadkicker Ball und Gegner laufen, waren die Südbielefelder geduldig und flexibel bis sich die erforderliche Lücke auftat, in die dann sofort mit Tempo gestoßen wurde. Bereits jetzt entwickelte sich das zentrale Senner Mittelfeld zur Schalt- und Walt Stelle, die die Partie in unnachahmlicher Facon lenkte. Die Senner Defensive ließ überhaupt nichts anbrennen und zeigte sich insbesondere in Phasen, in denen die Gastgeber vorne draufgingen endlich einmal eiskalt und erlaubte sich im Spielaufbau nicht einen einzigen Wackler. Immer wieder nahm der Senner Kapitän Michel Dennin die Zügel in die Hand und gestaltete ein grandioses Senner Offensivfeuerwerk, dem am Ende nur eines fehlte: Zahlreiche weitere Tore. Immer wieder überliefen die Waldbadkicker die Heimabwehr und kamen dann in allerberster Position zum Abschluss, allerdings ließ man die zuckersüß vorbereiteten Gelegenheiten dann reihenweise liegen und servierte dem guten Heimkeeper zahlreiche Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Als hätte ich es beim freitäglichen Abschlusstraining, als die jungen Herren einem das Leder links und rechts um die Ohren pfefferten, in einem kurzen Anflug von Tobsucht nicht schon geahnt, dass beim sonntäglichen Kick wieder der gegnerische Torwart abgeschossen würde. Sei es drum, zwar gestalteten die Gastgeber die Partie ab der 20. Spielminute etwas offener, die besseren Chancen behielten aber die Gäste aus der Senne. In der 25. Spielminute wird Philipp Schlegel astrein im Sechzehner gelegt, der Schiedsrichter ließ aber bemerkenswerter Weise Abstoß ausführen, was die Zeitlupe aber klar widerlegt.

 

Kurz darauf kontert sich die Waldbadeleven perfekt vor das Heeper Gehäuse, das Leder wird auf Debütant Held abgelegt, der jedoch im Abschluss zentral den Heeper Torwart anschießt. Inzwischen war es zum Haare raufen, was die Senner da im Abschluss fabrizierten, obwohl Angriffssequenz auf Angriffssequenz lief. Heepen kam immer dann zu etwas Luft, wenn sich die Senner in den Zweikämpfen auf den Außenpositionen zu leicht den Schneid abkaufen liegen, am Ende bügelte die Abwehr um die souveränen Dennin, Eckseler, Stelbrink und Marquardt aber alles glatt, oder spielte Florian Krogmann im Senner Tor gut mit.

 

Michel Dennin (hier am Ball) war über 90 Minuten vorne und hinten gleichermaßen zu finden
Michel Dennin (hier am Ball) war über 90 Minuten vorne und hinten gleichermaßen zu finden

Bis zur 33. Spielminute dauerte es, ehe sich die Senner wieder nahezu perfekt in den Heeper Sechzehner spielten, Philipp Schlegels ordentlicher Torschuss jedoch vom Torwart gerade noch abgewehrt werden konnte. Allerdings war der hervorragend aufgelegte Senner Spielführer, der jederzeit hinten wie vorne zu finden war, mit von der Partie und braucht den dahinrollenden Ball mutterseelenalleine nur noch in das Gastgeber-Tor zu schießen.

 

Jene agierten eigentlich über 90 Minuten nur über lange weite Bälle oder Standardsituationen, die ihnen mutmaßlich nicht immer berechtigt, zahlreich zugesprochen wurden. Einen dieser Standards können die Heeper mit gleich doppelter Senner Schützenhilfe für den mehr als schmeichelhaften Anschluss nutzen, Sebastian Paschkowski verlängert den scharf und hoch hereingezogenen Ball über seinen Skalp in Richtung Senner Tor, diesen nicht völlig unhaltbaren „Durchrutscher“ kann der Senner Keeper, auch durch die extrem blendende Sonne behindert, nicht entschärfen und es steht nur noch 1:2. Florian Krogmann rettet kurz darauf in einer Art Heeper Drangphase seinem Team jedoch den Vorsprung und war ansonsten gerade bei hohen Bällen ein Garant für Sicherheit.

 

So führte man zur Pause zwar mit einem Tor, hätte aber bei konsequenter Nutzung der sich ergebenden Möglichkeiten gut und gerne mit 4:0 führen können, wenn nicht müssen.

 

 

 

Wer jetzt vermutete, dass das noch einmal eine ganz knappe Nummer werden könnte und auf das Eintreffen der FuPa „Weissagung“ wartete, der sollte in den nun folgenden zwanzig Minuten allerdings eine Demonstration von Kreisligafußball erleben. Zwar scheitern die Senner gleich wieder mit einer hochkarätigen Gelegenheit, die darauffolgende Ecke nutzt aber der von Minute zu Minute besser werdende Malte Gruner per Kopf zum vorentscheidenden 3:1. Jetzt ist der Senner Sturmlauf wie entfesselt und Welle für Welle brandet in Richtung Heeper-Hütte. Als nächstes darf sich Simon Czernia für seine immer besser werdende Leistung mit dem 4:1 belohnen, ehe gleiches für den Pechvogel zum Heeper Anschluss, Sebastian Paschkowski gilt. Was die Senner Mannschaft jetzt in puncto Spielaufbau aus der eigenen Defensive heraus fabriziert ist großer Sport, immer wieder steht Michel Dennin im Mittelpunkt, der seine Mitspieler perfekt einbindet und damit den zunehmend überfordert wirkenden Gastgebern kaum noch Möglichkeit zu effektiven Gegenwehr lässt. Einen sackstark in der Abwehr eroberten Ball tragen die Waldbadkicker beinahe akrobatisch in Windeseile wieder in des Gegners Hälfte, wo die erste Abschlussmöglichkeit noch verstreicht, ehe Malte Gruner den Ball abermals hoch auf die Stirn bekommt und die Kugel im Heeper Tor versenkt. Wahsner wechselt jetzt munter durch, so war bereits Dennis Ambrosius für Tim Held gekommen und erhielten nun Rufus Vicktor und Marvin Hülse noch Spielanteile. Dennis Ambrosius wäre denn sogleich mit der ersten Ballberührung auch ein Treffer gelungen, aber er kommt eine Millisekunde zu spät. Senne spielte in der letzten knapp halben Stunde nicht mehr ganz so zielstrebig, war aber nach wie vor immer für einen magnifiquen Spielzug zu haben. Das Waldbadensemble verpasste es in der Folge das Ergebnis noch weiter deutlich zu erhöhen, allerdings blieb es auch dabei, dass der Referee einige unglückliche Entscheidungen gegen die Senner traf. So wäre ein weiterer Strafstoß durchaus im Bereich des Denkbaren gewesen, als ein Heeper zentral die Sense gegen Michel Dennin herausholte, um den wirbelnden Senner Kapitän zu stoppen, im Gegenzug verkürzte der Gastgeber per Konter auf 2:6.

 

Wie gesagt, bis zum Abpfiff hätte durchaus noch das eine oder andere Senner Tor fallen können, tat es aber nicht mehr. Heepen betrieb Schadensbegrenzung und „hämmerte“ die Bälle nur noch lang hinten heraus, wo aber regelmäßig bei Moritz Dennin und „Henne“ Eckseler „Sendeschluss“ war.

 

Am Ende hatten die Senner Jungs ihrem zahlreich mitgereisten Anhang endlich wieder einen wirklich starken Auftritt geboten, allerdings hatte man die Gastgeber nach dem Vorwochencoup gegen den Meisterschaftsfavoriten zugegebener Weise auch auf eigenem Geläuf deutlich stärker erwartet.

 

Der Debütant im Senner Trikot: Tim Held erzielte bereits nach 3 Minuten die frühe Senner Führung
Der Debütant im Senner Trikot: Tim Held erzielte bereits nach 3 Minuten die frühe Senner Führung

Es ist deutlich zu früh um frenetisch Beifall zu klatschen, wenngleich sich die Mannschaft durchaus ein kleines Kompliment für den engagierten Auftritt von heute verdient hat. Endlich hat man auf das hinten heraus „Gebolze“ völlig verzichtet und dieses Mittel nur im Notfall angewandt. Der Ball lief sehr flüssig durch die eigenen Reihen, die Fehlpassquote war erheblich reduziert, die Offensive und das gesamte Mittelfeld zeichnete sich über weite Strecken durch eine hohe Laufbereitschaft aus und es wurden sich zahlreiche Torchancen erspielt. Trotz deutlicher Verbesserung muss nach wie vor an der Vehemenz in den Zweikämpfen gearbeitet werden, von der Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor ganz zu schweigen. Es kann ja nicht sein, dass die teils mörderischen Geschosse des Trainingsalltags während eines Meisterschaftsspiels sauber eingeölt weggepackt werden, um dann unter der Woche die eigene Torhüterschaft damit wieder zu peinigen…Also ehrlich!

 

Gute Einzelkritiken haben sich insbesondere die beiden Innenverteidiger verdient, wobei ich mich hier nach zuletzt harscher Kritik für „Henne“ Eckseler ganz besonders freue. „Big Mow“ Dennin gehört hier natürlich explizit erwähnt, war schon sehr seriös, was er da runter gespielt hat.

 

Überragender Senner auf dem Platz heute Michel Dennin, der sich über 90 Minuten gequält hat und wohl auf diese Weise und per selbst erzieltem Tor eine ordentliche Portion Selbstvertrauen getankt haben dürfte.

 

 

 

In dieser verrückten Liga gilt jedoch nach wie vor der Grundsatz, sich für den Moment freuen zu dürfen, dann aber sofort wieder mit Ernsthaftigkeit, Elan und Engagement in den Trainingsalltag einzusteigen. Am kommenden Spieltag steht mit dem TuS Eintracht die Mannschaft der Stunde für ihr Gastspiel am Waldbad bereit, die Mannen von der Königsbrügge haben ihre letzten drei Spiele allesamt gewonnen und haben einen Lauf.

 

 

 

Das Trauma von Brake sollte mit den nun hinter uns liegenden zwei Siegen der Vergangenheit angehören, jetzt gilt es mit der heute dargebotenen Leichtigkeit und vor allem guter Stimmung den Spitzenreiter zu jagen und sich das Beste für den Schluss aufzuheben.

 

 

 

Man of the Match: Michel Dennin