Senne mit glücklichem Punktgewinn im Derby

(sm) In einem der schwächsten Spiele des Waldbadexpresses seit Rückkehr in die Kreisliga A trennten sich die Senner am vergangenen Sonntag durch einen Last Minute Treffer von Timon Finger schmeichelhaft mit 2:2 von Türkgücü Sennestadt.

Sennes Trainer Mike Wahsner konnte mit dem Auftritt seiner Elf nicht zufrieden sein.
Sennes Trainer Mike Wahsner konnte mit dem Auftritt seiner Elf nicht zufrieden sein.

Nach so einem Spiel, wie dem gerade zurückliegenden, gibt es immer zwei diametrale Wege, damit in der Nachbereitung umzugehen. Entweder man haut gnadenlos drauf und spricht unumwunden die Faktoren des Zustandekommens an, oder man lässt die Mannschaft einfach mal damit alleine und baut bei so vielen jungen und intelligenten Menschen auf die Kraft der Selbsterkenntnis. Allerdings bleibt hierbei zu hinterfragen, ob das „Johari-Fenster“ (Interessierte können gerne googlen) des einen oder anderen Senner Akteurs nicht einen derben Sprung hat und damit eine selbstkritische Eigenreflexion zumindest deutlich erschwert ist.

Die menschliche Psychologie gehört wohl trotz der mannigfaltigen Forschung und hunderter Theorien nach wie vor zu den großen Mysterien unseres Universums. Die Psychologie eines Kreisligafußballers ist davon nicht ausgenommen…

 

Mike Wahsner und Christian Lyko mussten nach wie vor einige Akteure ersetzen, eine Tatsache, die sich in der derzeitigen Situation wesentlich schwerwiegender auswirkt, als noch vor knapp 4 Monaten, als es eigentlich egal war, wen man ins Feld warf und jeder permanent Top-Leistungen abrief.

Das ist Vergangenheit, die Gegenwart und Zukunft muss man sich in allen Lebenslagen permanent hart erarbeiten und das klappt bei den Sennern im Moment nicht.

Zwar konnte man mit Marcel Landgraf zum Glück wieder auf eine bewährte und kampferprobte Alternative in der Defensive zurückgreifen, das war aber auch einer der ganz wenigen Lichtblicke bei diesem ansonsten schwer zu wünschen übriglassenden Vergleich.

Die Rahmenbedingungen und der mit knapp 200 Zuschauern recht ordentliche Besuch der Partie waren ansonsten alles, worüber sich die Senner Verantwortlichen freuen konnten.

 

Sennes Til Stelbrink musste sich beim 0:1 gleich gegen zwei Sennestädter zur Wehr setzen
Sennes Til Stelbrink musste sich beim 0:1 gleich gegen zwei Sennestädter zur Wehr setzen

Die Abwehrformation musste aufgrund des Fehlens von Malte Hawerkamp und Moritz Dennin einmal mehr durcheinander gewürfelt werden und agierte dementsprechend.

 

Aber es wäre unfair, hier einzelne für ihre weit unter- durchschnittliche Leistung gesondert zu erwähnen, da auch die Leistungsträger über 90 Minuten ihre Form suchten, das Senner Spiel nicht „gepackt“ bekamen und darüber hinaus den Eindruck erweckten, mit dem Kopf irgendwo anders zu sein.

Sennestadt war von Anfang bis Ende die griffigere, die engagiertere Mannschaft und verbuchte über 75% gewonnene Zweikämpfe. Auch im Spielaufbau arbeiteten die Nachbarn zielstrebig und schnörkellos, während die Senner völlig entgegen des eigenen Spielnaturells hinten herausbolzten.

Ballverlust Senne, zwei drei Stationen, hohe Vorhergabe, Til Stelbrink ist am Elfmeterpunkt mit gleich zwei Gegenspielern völlig alleine gelassen, verliert den entscheidenden Zweikampf, bei dem er leicht geschubst wird, der zweite Sennestädter bedankt sich und lässt Florian Krogmann im Senner Tor keine Abwehrchance.

Nach einer Ecke, zehn Minuten vor der Pause kann Luka Marquardt nach einem Sennestädter Torwartfehler zwar egalisieren, aber das war es auch schon für die ersten Fünfundvierzig am Senner Waldbad.

Kapitän Michel Dennin mühte sich auf der Sechs nach Kräften, konnte aber die vielen Lücken im Senner Spiel nicht schließen und lief sich kaputt. Timon Finger verhungerte in der Offensive und bekam kaum Bälle, da einmal mehr zu unpräzise und unkonzentriert agiert wurde.

Sennestadt ist im zweiten Durchgang das Team mit den besseren Chancen und vergibt gleich zwei Hochkaräter alleine vor dem Senner Gehäuse. Inzwischen ist das Heimteam mit dem Glück im Bunde, einzig und allein ein sehenswerter Pfostentreffer von Timon Finger, als sich dieser endlich einmal flach in den Fuß gespielt in der Gefahrenzone drehen kann, beschreibt bis zur 94. Spielminute die Senner Offensivqualität.

 

Derweil bringt Sennestadt die Senner Innenverteidigung mit einfachsten Mitteln in die Bredouille. Nach einem langen Flugball ist die Senner Abwehr einmal mehr „Schachmatt“ gesetzt, Stephan Dopheide muss in einer „Kopf-und Kragen“-Aktion im Senner Sechzehner alles riskieren und säbelt dabei den Gästeangreifer um. Aus Zuschauerperspektive ein klarer Fall, letzten Endes hat es jedoch vor dem vermeintlichen Foulspiel einen Ballkontakt gegeben, allerdings war dieses selbst im günstigsten Fall für den Unparteiischen schwer auszumachen, sodass man sich über den neuerlichen Foulelfmeter nur am Rande mokieren konnte.

 

Marcel Landgrafs Comeback im Blauen Trikot war wohl die beste Senner Nachricht vom 5. Spieltag
Marcel Landgrafs Comeback im Blauen Trikot war wohl die beste Senner Nachricht vom 5. Spieltag

Sennestadt geht somit eine Viertelstunde vor Schluss verdient in Führung und erst jetzt kann man so ein Bisschen die Bereitschaft ausmachen, diese Partie noch nicht verloren zu geben. Es wird hektisch und gibt viele Unterbrechungen, die Hereinnahme vom engagierten und konzentrierten Basti Paschkowski sollte am Ende den Ausschlag für den schmeichelhaften Punktgewinn ausmachen.

Bereits in der 94. Spielminute verlieren die Gäste weit in der Senner Hälfte ein wenig unbefangen einen Ball, mit dem eben Paschkowski zum vermutlich letzten Senner Sturmlauf ansetzt. Malte Gruner flankiert links, Timon Finger ist mit von der Partie und dem Waldbadensemble gelingt der Wohl beste Spielzug der Partie. Ohne Umschweife spielt Paschkowski den Ball genau in die Schnittstelle der tiefstehenden aber überraschten Sennestädter Abwehr. Gruner zieht mit der Kugel ab und bringt eine halbhohe Vorhergabe auf den hereinpreschenden Timon Finger, der einmal mehr per Kopf das Leder in die Maschen wuchtet.

Ein später Ausgleich, keine Minute später pfeift der Unparteiische aus Bad Lippspringe die Partie ab und die Senner dürfen sich über einen Punktgewinn freuen.

Ich spare mir an dieser Stelle alles Weitere. Einmal mehr hat eine Einwechselung den entscheidenden Impuls gesetzt. Der letzte schnelle Angriff ohne „Hacke-Spitze-eins-zwei-drei“ war der bekannte zielstrebige Senner Fußball, der in der vergangenen Saison so viele begeisterte.

 

Ein Jahr zuvor haben wir nach fünf Spieltagen mit drei Punkten, vier Niederlagen und einem Sieg dagestanden und haben die Welt nicht mehr verstanden. Es wird auch in dieser Saison noch so einiges zu bewältigen geben, da sollte man vielleicht Abstand davon nehmen, zu schnell zu viel schwarz zu malen. Es gibt zahlreiche Baustellen, das ist wohl kaum wegzudiskutieren, aber ich bin ohnehin ein Freund davon, sich nicht mit Zielvorstellungen verrückt zu machen, sondern einfach sein Ding zu machen und Spaß am Fußball zu haben. Nur über diesen Weg ging es bisher immer und wird es auch wieder gehen.    


Man of the Match: Sebastian Paschkowski