Sennes „Schlimmer Finger“ – Timon Finger leitet 2:1-Derbysieg im Südgipfel ein!

(sm) Durch zwei Tore von Timon Finger und Moritz Dennin im letzten Spieldrittel konnte der TuS 08 Senne I auch den zweiten Südgipfel des Jahres 2017 für sich entscheiden. Ein diskussionswürdiger Foulelfmeter machte das Duell zwar in den letzten 10 Minuten noch einmal spannend, es blieb aber am Ende beim aufgrund der klareren Torchancen verdienten 2:1 Sieg der Waldbadkicker.

 

"Das Gesicht zur Panzerfaust geballt" - Moritz Dennin, hier zusammen mit Bruder Michel, erzielte mit dem 2:0 die Entscheidung im Südgipfel der Fußball Kreisliga A
"Das Gesicht zur Panzerfaust geballt" - Moritz Dennin, hier zusammen mit Bruder Michel, erzielte mit dem 2:0 die Entscheidung im Südgipfel der Fußball Kreisliga A

Mit den Jahren im Kreisligafußball entwickelt man ein Gespür dafür, ob die eigene Mannschaft sich adäquat auf eine Partie vorbereitet, sich konzentriert und Minute für Minute mehr zu dem wird, was man ein „top eingestelltes“ Team nennt, oder nicht. Das geht schon mit Art und Thema der Gespräche in der Umkleidekabine los, mit der richtigen Adrenalinkonzentration in der Teambesprechung und hört mit der Aufmerksamkeit auf, die alle den abschließenden Worten des Trainergespanns schenken, um danach mehr und mehr mit dem Spiel als solchem eins zu werden. Das, inklusive der abschließenden Freitagseinheit, alles passte bei den Sennern im Vorfeld zum heutigen Lokalderby gegen den VfL Ummeln, der sich jedoch über gut zwei Drittel der Spielzeit als ganz harte Nuss erwies und den Sennern eine hochkonzentrierte und kämpferisch starke Leistung abverlangte.

 

 

 

Mike Wahsner und Christian Lyko änderten die Aufstellung zu der wenig zufriedenstellenden Vorwochenpartie nur marginal, für den mit Knieproblemen ausfallenden Neuzugang Lawin Celik lief wieder Stephan Dopheide auf und lieferte eine fehlerfreie Abwehrleistung. Gleiches gilt für „Center“ Malte Hawerkamp, der sich für seine zuletzt weniger souveränen Auftritte mit einer starken kämpferischen und ansprechenden spielerischen Leistung rehabilitierte. In der Senner Viererkette herausstechen konnte Moritz „Big Mow“ Dennin, der mit viel Einsatz, Cleverness und Willensstärke seine defensive Aufgabe mit Bravour erfüllte und darüber hinaus insbesondere mit Matthes Schwabedissen die zuvor erarbeitete taktische Marschroute stark umsetzte. Genau diese vom Trainerteam immer wieder geforderte Flexibilität ermöglichte Dennin den entscheidenden Treffer zum 2:0.

 

Die inzwischen angestammte Doppelsechs bestehend aus Kapitän Michel Dennin und Youngster Ole Gruner harmoniert ebenfalls von Spiel zu Spiel besser, sah aber heute in Ole Gruner im Schwerpunkt einen „Zerstörer“, der das Spiel der Gäste frühzeitig in der Zentrale stören sollte, was ihm insofern gelang, als das die Gäste im letzten Spieldrittel das hohe Anfangstempo einfach nicht mehr gehen konnten. Dazu trug aber auch in erheblichen Maße die beinharte Arbeits- und Laufleistung der beiden Offensivkräfte, Malte Gruner und Timon Finger bei, die sich bei den sommerlichen Temperaturen nicht schonten und von Beginn an im Wechselspiel die Defensive der Gäste abnutzten, was sich spät auswirken sollte.

 

„Road Runner“ Matthes Schwabedissen zeigte nach zuletzt ungekannten schwächeren Leistungen wieder eine gute Partie und harmonierte stark mit Moritz Dennin, wodurch Schwabedissen die Vorarbeit zum 2:0 gelang. Simon Czernia tastete sich weiter an die Vorgaben des Trainer-Duos heran und machte eine ordentliche insbesondere physisch wesentlich präsentere Partie. Auch Czernia gelangen wieder einige sehenswerte Hochgeschwindigkeitsdurchbrüche, weshalb dieses Lokalderby auch das Duell der wohl schnellsten Außenläufer der Liga war.

 

 

 

Mit Anpfiff des von beiden Seiten aus streitbaren Unparteiischen, der über 90 Minuten eine klare Linie nur schwer erkennen ließ, entwickelte sich ein unspektakuläres Abtasten der Lokalkontrahenten. Die Senner Mannschaft agierte kollektiv hochkonzentriert und kann direkt mit dem ersten Spielzug eine schöne Torgelegenheit über Simon Czenrias linke Seite generieren, die Flanke auf den langen Pfosten kann Matthes Schwabedissen aber nur ungünstig erreichen, weshalb der Kopfball zu schwach und zu unplatziert beim Ummelner Keeper landet.

 

Die Gäste zeichnen sich bereits früh durch ein absolut fehlerfreies und präzises Kurzpassspiel aus, bei dem es den Waldbadkickern regelmäßig schwerfiel, in den gefälligen Reigen des VfL einzudringen. Ummeln machte gut Tempo und gewann über weite Teile der ersten Halbzeit die Spielregie, während die Senner insbesondere in der eigenen Hälfte stark gegen den Ball agierten und auf eigene Chancen lauerten. Während das Defensivspiel hochkonzentriert und beinahe fehlerfrei lief, leistete sich der Waldbadexpress im eigenen Offensivspiel zu viele Flüchtigkeiten und Ungenauigkeiten, sodass der Ball zu schnell wieder verloren ging. So entwickelte sich ein vom VfL in der Zentrale dominiertes aber wesentlich im mittleren Drittel stattfindendes Fußballspiel zweier sich belauernder Mannschaften, die auf den entscheidenden Fehler in der gegnerischen Hintermannschaft warteten. Schwachstellen offenbarte der VfL auf der eigenen linken Seite, wo Timon Finger und Malte Gruner im Wechsel immer wieder mal mit viel Einsatz und Laufarbeit Fehler erzwingen konnten, die aber nur noch zu einer guten Einschussmöglichkeit im ersten Durchgang führten, als Simon Czernia beim Einschussversuch nach einer Vorhergabe von Matthes Schwabedissen im entscheidenden Moment gestört wird und dem Gästekeeper den Ball nur noch in die Arme spielen kann.

 

"Ehre wem Ehre gebührt" - Timon Finger holt sich nach seinem abgezockten Treffer zum 1:0 die Glückwünsche seiner Teamkollegen ab.
"Ehre wem Ehre gebührt" - Timon Finger holt sich nach seinem abgezockten Treffer zum 1:0 die Glückwünsche seiner Teamkollegen ab.

Die spielerisch reifer wirkenden Gäste probierten wie auch die Senner ihre sprintstarken Außen in Szene zu setzen, insgesamt hatten die Gäste aber gegen die gut arbeitende Senner Hintermannschaft das Nachsehen, weshalb ein Schuss aus der zweiten Reihe  beinahe die nicht unverdiente 0:1-Führung bedeutet hätte, als der ansonsten souveräne Senner Torwart Florian Krogmann den Schuss durch die Hände gleiten ließ, aber zum Glück soweit vor dem Tor stand, dass er den durchgerutschten Schuss noch vor Überqueren der Linie sicher machen konnte.

 

So endeten von Taktik und Vermeidung eigener Fehler geprägte erste 45 Minuten torlos 0:0, wobei die Zuschauer keine schlechte erste Halbzeit gesehen hatten.

 

Trotz Kaiserwetter und Lokalderby fanden nur knapp 150 Zuschauer den Weg zur bpi-Arena am Waldbad, insbesondere die den Gästen vorbehaltene Gegengerade war nur spärlich besetzt, Arminias Triumphzug in der zweiten Bundeliga scheint wohl den einen oder anderen zum daheim bleiben bewogen zu haben.

 

 

 

Mike Wahsner konnte insgesamt mit defensiven Stabilität seiner Elf zufrieden sein, jetzt galt es aber mehr für die eigene Offensive und das Erarbeiten der eigenen Chancen zu tun, hierfür musste vor allem mehr Sicherheit und Präzision in die eigenen Kombinationen, die im ersten Durchgang zu einfach für die Gäste zu unterbinden waren.

 

Wie schon im ersten Durchgang hat der Waldbadexpress gleich zu Beginn wieder eine starke Gelegenheit für die eigene Führung, aber wieder gelingt es nicht die Situation in etwas Zählbares umzumünzen. Dann übernimmt der VfL zunächst wieder temporeich die Spielregie, verlagert sich aber mehr auf die sich bietenden Standardsituationen, bei denen die Waldbadkicker heute jedoch die absolute Oberhand behielten. Nach einigen diskutablen Schiedsrichterentscheidungen gegen die Senner, sind es nun die Gäste, die sich über den einen oder anderen (Nicht-)Pfiff beschweren. Nach einem folgenschweren Ballverlust in der Senner Zentrale haben die Gäste bereits einen ihrer pfeilschnellen Außen auf die Reise geschickt, als der Schiedsrichter auf hauchdünnes Abseits erkennt. Kurz darauf ist Moritz Dennin im Laufduell unterlegen und zieht das taktische Foul, was folgenlos blieb.

 

Ab der 60. Spielminute scheint sich die Senner Geduld auszuzahlen und die Gäste müssen dem hohen eigenen Spieltempo Tribut zollen. Bis dahin eher selten, gehen den Gästen immer mehr Bälle im Spielaufbau verloren und die Senner können aufgelockerter nach vorne agieren. Trumpf bleibt der hohe Aufwand von Timon Finger und Malte Gruner, die durch ihr beherztes vorne drauf gehen immer mehr Ballverluste provozieren können. Ein auf diese Weise zustande gekommener schwerer Schnitzer in der Gästeabwehr bleibt noch folgenlos, jetzt aber wird deutlich, dass der VfL seine „Körner“ augenscheinlich aufgebraucht hat und nun die Senner an der Reihe sind. Simon Czernia gelingt es in der 65. Spielminute die rechte Flanke der Gäste durch einen starken Sturmlauf aufzureißen, noch können die Gäste aber die Flanke zur Ecke abwehren. Mit dem Eckstoß schlägt die Stunde des Timon Finger, der wieder einmal in der Manier eines Strafraumstürmers die Ecke am kurzen Pfosten erreicht, sich blitzschnell dreht und die Kugel zum 1:0 in die Maschen schleust. Riesen Freude auf dem Platz und auch daneben, in die Schwächephase der Gäste rein erzielt der Waldbadexpress das 1:0 als Lohn einer bis hierher kämpferisch und läuferisch starken Partie. Aber es sollte nur sieben Minuten darauf noch besser für die Wahsner-Lyko-Mannen kommen, als dem Senner Ensemble mit den Hauptprotagonisten Moritz Dennin und Matthes Schwabedissen ein perfekter Konter über die rechte Senner Seite gelingt: Moritz Dennin erkennt den sich bietenden Raum auf der rechten Seite und setzt zum Sturmlauf an und gibt den Ball in Höhe der Mittellinie an den davonsprintenden Matthes Schwabedissen ab, womit zwei Gästespieler aus dem Rennen sind. Fast an der Grundlinie überspielen die beiden Senner durch einen Rückpass auf den mitgelaufenen Dennin an der Sechzehner Kante die letzte Ummelner Gegenwehr und Moritz Dennin lässt dem Gästetorwart mit einem schönen und platzierten Flachschuss in das lange Eck keine Abwehrchance. Jetzt kam zu der bis hierher hochkonzentrierten und engagierten Leistung auch noch die erforderliche Kaltblütigkeit im Torabschluss, womit sich die Senner am Ende selber belohnten.

 

Mike Wahsner hatte kurz zuvor Florian „Forward Fighter“ Helmke für den engagierten Simon Czernia gebracht, wodurch nochmal starke Impulse im Abnutzungskampf gegen die abbauenden Gäste kamen. Torschütze Moritz Dennin knickte knapp zehn Minuten nach seinem Treffer beim Rückwärtsgehen unglücklich um und konnte nicht weiterspielen, für ihn reihte sich Henrik Eckseler in die Reihen der kämpfenden Abwehr-Phalanx ein. Ebenfalls angeschlagen musste Matthes Schwabedissen das Feld räumen, für ihn kam Dennis Ambrosius.

 

Die Lokalrivalen warfen nochmal alles in die Waagschale und blieben mit ihren guten und schnellen Individualkönnern auch gefährlich, wodurch in der 83. Spielminute Elfmeter Nummer 3 im dritten Pflichtspiel in Folge fällig wurde. Die Zeitlupe von Kameramann Dominik Ehlers bestätigt den Verdacht eines erneut durchaus streitbaren Elfmeters, so können die Gäste das Spiel nochmal spannend machen, eine wirkliche Schlussoffensive der Gäste blieb aber aus, so sind es die Senner, die wenige Minuten vor Schluss vor dem Gästetor eigentlich auf drei bzw. vier zu eins erhöhen müssen, aber jeweils alleine vor dem Ummelner Schlussmann überhastet über das Gehäuse vollenden.

 

"Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!" - Erleicherung und Stolz auf den hart erkämpften Sieg beim Senner Waldbadexpress
"Derbysieger, Derbysieger, hey, hey!" - Erleicherung und Stolz auf den hart erkämpften Sieg beim Senner Waldbadexpress

Mit Geduld solide und kompromisslos stehen sowie verteidigen, den Gegner in vielen Scharmützeln und Zweikämpfen abnutzen, sich gegenseitig pushen, durch viel individuelle Ansprache und gemeinsames Unterstützen dann am Ende die eigene physische Stärke ausnutzen. Der VfL Ummeln hat sich als bisher stärkster Gegner mit ausgezeichneten Fußballern wie erwartet stark präsentiert. Der junge Waldbadexpress hat hoffentlich aus dem schwachen Auftritt der Vorwoche gelernt und sich auf dem Platz als wahre Einheit präsentiert. Jedoch sind auch die taktischen Anweisungen und Forderungen des Trainerteams entsprechend umgesetzt worden. Endlich einmal ein Spiel, bei dem es niemanden gab, der sich in puncto Einstellung oder Willen irgendetwas vorwerfen lassen muss. Das war toll!

 

Jetzt gilt es aber auch die ungewohnten Schwächen im eigenen Spielaufbau und Passspiel zu analysieren, die in einer technisch durchweg gut ausgebildeten Mannschaft wie dem Waldbadexpress eigentlich nicht zu Buche schlagen dürften.

 

Am kommenden Spieltag geht es zum Aufsteiger aus Altenhagen, der nach Sieg, Unentschieden und Niederlage sicher nicht kampflos die Waffen strecken wird – eher im Gegenteil.

 

 

 

Allmählich kristallisiert sich darüber hinaus die enorme Spielstärke der diesjährigen Kreisliga A heraus! Nur ein Team ist noch ohne Punkte, alle anderen liefern sich Woche für Woche heftige Duelle. Es wird immer mehr deutlich, dass ein breiter ausgeglichener Kader, der in jeder Partie an seine Grenzen gehen kann, am Ende einen hauchdünnen Vorteil haben wird. Geht man auch nur ein Spiel nicht mit der richtigen Einstellung an, ist der erfolglose Ausgang vorprogrammiert.

 

 

 

Man of the Match: Timon Finger